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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Theokratie glaubten sogar, dass das ihr Ziel gewesen war.
    Zu Anfang befriedigte es Eldene sehr, mit dem Geländewagen durch das Flötengrasgestrüpp zu walzen, das inzwischen eine dunkelgrüne Farbe annahm, sowie über Gebiete voller Rhabarber, Wegerich und bunter Blasenmoose zu rasen, vorsichtig Gebiete zu umfahren, wo am augenscheinlichsten gekämpft wurde, und das Fahrzeug immer wieder auf Südkurs zu bringen. Sie fand jedoch heraus, dass die simple Steuerung sie nicht wirklich forderte, und nachdem sich das Neuartige an dieser Erfahrung abgeschliffen hatte, erfolgten ihre Aktionen fast automatisch; in ihrem Dämmerzustand wanderten die Gedanken zurück zu der Wohnung in Säulenstadt Eins und dem Gespräch, das sie dort mit Fethan geführt hatte.
    »Wie viel von dieser Drachengeschichte hast du verstanden?«, fragte Fethan und kam damit gleich zum Kern ihrer Verwirrung.
    »Irgendein Schiff hat die Lasersatelliten angegriffen. Dann war da noch was von einer Kreatur …« Sie verlor den Faden. Woran sie sich erinnerte, das ergab einfach keinen Sinn.
    »Drache ist eine Kreatur von der Größe eines kleinen Mondes«, erklärte Fethan. »Er ist hergekommen und hat jeden einzelnen Lasersatelliten im Orbit zerstört, ehe er südlich von hier auf die Erde gestürzt ist.«
    Eldene nickte und wartete auf die Pointe, die eine offenkundig alberne Feststellung in eine Art moralisches Epigramm verwandelte, oder eine Erklärung, die deutlich machte, was Fethan im Grunde sagen wollte. Er vertiefte seine Äußerung jedoch nicht.
    Einen Augenblick später fragte Eldene: »Du sagst, eine mythische Kreatur wäre durchs Weltall geflogen und hätte die Lasersatelliten zerstört – und wir wären jetzt alle frei und würden glücklich sein bis ans Ende unserer Tage?«
    »Nein, ich habe gesagt, dass eine Kreatur, zwar fremdartig, aber in der Polis gut bekannt und nach einer mythischen Kreatur benannt, hergekommen ist und die Lasersatelliten vernichtet hat, und dass dein Volk jetzt eine Chance hat, für seine Freiheit zu kämpfen – einen Kampf zu führen, den es immer noch verlieren kann.« Er hob einen Finger. »Hörst du das?«
    Eldene lauschte den Geräuschen aus dem Bauwerk. Sie nickte.
    »Es rührt davon her, dass sich alle bereitmachen, auf die Oberfläche zu gehen: Zivilisten, Militärs, einfach alle. Die Lasersatelliten sind vielleicht weg, aber eine Apparatur der Theokratie, deren Durchschlagskraft sogar bis hier unten reicht, ist nach wie vor auf dem Weg. Derzeit beherrschen die Theokraten die Oberfläche, und wir müssen sie ihnen wegnehmen und sie halten und ihnen nicht gestatten, sie sich zurückzuholen. Bleiben wir hier, sind wir alle tot; falls wir auf der Oberfläche verlieren, sind wir tot; und falls wir nicht die restlichen Stimmen einholen, die für eine Intervention der ECS nötig sind, sind wir tot. So, Mädchen, begreifst du jetzt, dass ich dir keine süßen Märchen erzähle, sondern solche … einer grausameren Art?«
    Eldene fragte: »Was kann ich tun?«
    Fethan bückte sich neben das Bett und hob das Impulsgewehr auf, dass sie dort abgelegt hatte. Er warf es ihr zu, und mit dem Augenblick des Auffangens fuhr sie aus den Träumereien hoch und fand sich an der Steuerung des Geländewagens wieder. Fethans Antwort war ein verklingendes Flüstern in ihren Gedanken:
    »Da bleiben nicht viele Entscheidungen offen, Mädchen.«
    Entscheidungen?
    Hier oben beschränkten sich die Entscheidungen auf zwei – kämpfen oder sterben –, und sie schlossen sich nicht gegenseitig aus. Ein langer Tag der Ausweichmanöver um die auf der Erde tobenden Gefechte, nur um zuzeiten trotzdem auf ihre grausigen Spuren zu stoßen: das hatte Eldene die Konsequenzen dieser einfachen Wahlmöglichkeit gezeigt; und allein dieser Anblick hatte sie schon mürbe gemacht und ihr die Tränen in die Augen getrieben. Fethan löste sie am Steuer ab, als Kalypse und die Sonne das Laken der Nacht übers Land zogen; Eldene suchte sich eine Matratze und eine Thermodecke und schlief auf dem vibrierenden Boden rasch ein. Als sie scheinbar ohne Übergang wieder wach wurde, fiel helles Tageslicht durch die Windschutzscheibe herein; sie fragte sich, warum sie sich gestern so schwach gefühlt hatte, und beschloss, sich nie wieder schwach zu fühlen.
    Auf der anderen Seite der Kabine richtete sich auch Thorn gerade auf, war wie sie eben erst wach geworden.
    Fethan drehte sich zu ihnen um. »Ah, endlich hört die Schnarcherei auf«, sagte er.
    »Warum

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