Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
begann.
„ Ich muss schon sagen, du hast eine Menge beachtenswerter Talente.“
„ Ich weiß. Alicia, ich möchte, dass du mir die Wahrheit erzählst. Jede Nacht brennt das Licht bis in die frühen Morgenstunden in deinem Zimmer. Und wenn nicht dort, dann sitzt du in der Bibliothek und bist derart vertieft in irgendetwas, dass du nicht einmal bemerkst, wenn ich … wenn ich dich … beobachte. Wonach suchst du, wenn du Nacht für Nacht im Internet surfst? Es hat mit Ean zu tun, nicht wahr? Mit dem Unfall von Betty Jane? Oder mit deiner Arbeit?“ Er lachte bitter. „Ich weiß nicht mal, womit du dir dein Geld verdienst. Es … es ist doch nichts … Gesetzwidriges, was du da machst? Etwas, weswegen du Ärger bekommen könntest?“
Es war weder Smalltalk noch Neugierde und schon gar nicht pure Klugscheißerei, die ihn zu dieser Frage trieb. Seine Stimme klang besorgt und er streifte Alicia mit einem Besitz ergreifenden Blick, der ihr Herz höher schlagen ließ.
Und mit einem Mal wusste sie, was diese Zeichen zu bedeuten hatten. Es schien fast, als würde er sich Sorgen um sie machen. Ihm lag offensichtlich etwas an ihr. Nie zuvor hatte er sie auf diese Weise betrachtet und sie wusste nicht recht, wie sie darauf reagieren sollte. Sie stellte ihr Glas beiseite und richtete sich auf.
„Es ist nichts Gefährliches“, beteuerte sie ruhig und fest. „Ich kann dir keine Erklärung geben, nichtsdestotrotz bitte ich dich, mir zu vertrauen.“
„ Vertrauen“, murmelte er und es klang enttäuscht. „Du bittest mich um mein Vertrauen und bist doch nicht bereit, mir deines zu schenken.“
„Manuel.“ Sie zog ihre Füße zurück und stellte sie auf den Teppich.
„Schon gut.“ Er lachte unfroh. „Nein, natürlich ist es nicht gut. Ich muss es wohl akzeptieren, ohne es zu verstehen. Und du bist ganz sicher, es ist …“
„ Manuel, habe ich auf dich jemals unsicher gewirkt? Wenn du anfängst, mich zu beleidigen, werde ich sauer. Nein, es ist nicht … zumindest nicht gefährlicher als das hier.“
Sie warf ihm einen Blick zu, dessen Wirkun g er sofort in der Hose spürte. Leider war sein Smoking, obwohl nach Maß gefertigt, nicht so geschnitten, dass er genug Platz darin gefunden hätte. Zumindest nicht in dieser speziellen Situation.
Alicia schmiegte sich an ihn, legte ihre Arme um seinen Hals und hob ihm ihren Mund entgegen. Heiß und fordernd schob sie ihre Zunge zwischen seine Lippen. Wenn sie lediglich ein Ablenkungsmanöver im Sinn gehabt hatte, zeugte es zumindest von einer gewissen Cleverness. Sie wagte viel. Doch wie weit würde sie tatsächlich gehen?
Ehe er auch nur zum Luftholen kam, machte sie sich an seiner Krawatte zu schaffen und einen Moment später hatte sie ihm die Weste aufgeknöpft. Die Bewunderung in ihren Augen, als ihre Hand über die sorgfältig gestählten Muskeln an Oberarm und Brust glitt, war nicht gespielt. Sie wollte ihn. Er blinzelte zunächst überrascht, dann jedoch freudig und ein glühend heißer Blitz schoss durch seine Lenden. Seine Finger tasteten über ihren Rücken nach dem Verschluss des Kleides, sie allerdings schüttelte den Kopf.
„Heute bin ich es, die mit dir macht, was sie will.“
Ihm war bereits schwindlig und er rang erstickt nach Luft, während sie die Knöpfe seiner Hose öffnete und ihre Finger unter seine Shorts fuhren, gleichwohl brachte er noch hervor: „Mach erst das Licht aus. Bitte.“
Da war es wieder, das Wort, das er sich für ganz außergewöhnliche Situationen aufsparte, das ihm vermutlich nicht einmal unter der Fo lter über die Lippen käme. Wenn sie seine Bitte ablehnte, würde er ihrem Treiben ein sofortiges Ende bereiten, davon war sie überzeugt – mochte er noch so erregt sein und sich nach Erfüllung sehnen.
„ Warum?“
Fand er sie derart unmöglich, dass er sie nicht im Hellen betrachten wollte? Im Laufe des Abends hatte er nicht diesen Eindruck erweckt. Hatte sie nicht sogar das genaue Gegenteil gedacht, als sie ihn einige Male dabei ertappt hatte, wie seine Augen an ihren Lippen gehangen hatten, gerade so, als würde er sie am liebsten an sich ziehen und seinen Mund auf ihren senken? Hatte sie nicht einen gewissen Hunger in seinem Blick erkannt?
„Ich … ich habe … Narben “, erklärte er leise, weil sie ihn noch immer fragend anschaute.
„ Das weiß ich, Manuel.“ Vor Erleichterung hätte sie am liebsten aufgelacht, wenn es angesichts seiner Bedenken nicht vollkommen unangebracht gewesen wäre. „Ich habe dich
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