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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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auf dieser Welt! Mein Gott, sieh mich doch an und dann sag mir, ob dir das besser gefällt!“
    „ Also, ich finde es wunderschön“, ließ Damien verlauten, der seinen Kopf durch die Tür steckte und Alicia zuzwinkerte. „Áine lässt ausrichten, das Abendessen ist fertig.“
    „ Schön. Wunderschön “, knurrte Manuel in einem Ton, der Alicias Antennen beben ließ, während sein Blick wie zur Bestätigung von ihrem tiefem Dekolleté angezogen wurde. „Falls sie unbedingt Aufsehen erregen will.“
    „Ich k önnte etwas anderes anziehen.“
    „Kommt überhaupt nicht in Frage!“, protestierte Lisa und funkelte Manuel gefährlich an. „Soll sämtliche Mühe umsonst gewesen sein wegen eines unqualifizierten Diskussionsbeitrages, den niemand hören will? Ich habe mir zwei Stunden lang die Beine in diesen dicken Wanst gestanden, um unser Geburtstagskind entsprechend herzurichten. Dass Männer aber auch immer dermaßen unsensibel sein müssen.“
    „Das kannst du so nicht sagen“, intervenierte Damien schmollend.
    „Von mir aus trag diesen verdammten Fetzen. Es ist deine Party, also tu, was du für richtig hältst.“
    „Deine Großzügigkeit ehrt mich “, bemerkte Alicia, wobei sie inzwischen sichtlich Mühe hatte, freundlich zu bleiben.
    „Als hätte sie deine Erlaubnis nötig!“, schimpfte Lisa und stupste Damien an, der seinen Bruder zur Tür hinaus drängte. „Alter Gockel!“
     
    Noch während des Essens sann Alicia über Manuels befremdliche Reaktion nach. Obwohl sie ihn immer wieder über den Tisch hinweg beobachtete, ließ sein unbewegtes Mienenspiel wie so oft keinen Rückschluss auf seine Gedanken zu. Sie fand es erstaunlich, dass er sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, ihr Kleid zur Kenntnis zu nehmen und sich dazu zu äußern. Hatte es ihm wirklich nicht gefallen? Sie konnte sich nicht erinnern, dass Ray jemals einen Kommentar zu ihrer Kleidung abgegeben hatte, da er ebenso wenig Wert auf Äußerlichkeiten legte wie sie.
    „Wie ist eigentlich euer Arbeitsessen verlaufen?“, erkundigte sich Susanne. „Ich habe mich zwar von allen verabschiedet, aber lediglich kurz mit Cathal Burke gesprochen, der eine recht zufriedene Miene zur Schau trug.“
    „Das kann ich mir gut vorstellen“, knurrte Damien und verzog das Gesicht. „Er wird zu dem bereits versprochenen Bolzplatz auch noch einen zweiten Spielplatz bekommen.“
    Manuel lächelte dünn und zuckte mit der Schulter. „Im Großen und Ganzen war es genau so, wie ich es erwartet hatte. Ermüdend. Alle haben pausenlos ihre Wünsche und Erwartungen vorgetragen und irgendwas von aktiver Beteiligung am politischen und gesellschaftlichen Leben von Killenymore gefaselt, was vermutlich vor allem heißen sollte, sie wollen unser Geld für ihre Projekte. Du müsstest das doch von den Vorjahren kennen, mam . Es ist denen völlig egal, wer hier oben das Zepter schwingt, wenn der nur ordentlich was springen lässt. Die Kirche ist natürlich am bedürftigsten, an der Pausenversorgung der Schule muss einiges verbessert werden – das sehe ich sogar ein –, die Straße zum Krankenhaus ist löchrig wie ein Schweizer Käse und wenn ich mich recht erinnere, brauchen die Jungs von der Feuerwehr eine neue Pumpe. Und wenn wir denen noch ein, zwei Tage Zeit geben, fällt ihnen unter Garantie noch eine ganze Menge mehr ein.“
    Damien hatte den Anwesenden seinen älteren Bruder vorgestellt, sie hatten belanglose Floskeln von sich gegeben und Artigkeiten ausgetauscht und geredet, ohne etwas von Wichtigkeit zu sagen. Mit zunehmender Dauer des Essens und proportional zur konsumierten Menge von Wein, Bier und Whiskey waren die Gespräche der Männer lauter geworden, die höfliche Zurückhaltung wurde von vertraulichen, privaten Banalitäten verdrängt, bis die Witze ins Primitive abdrifteten und die abgegebenen Kommentare tief unter die Gürtellinie trafen.
    U nd plötzlich hatte er ihr Gesicht vermisst – ihr Lächeln, das sie ihm über den Tisch hinweg schenkte, wenn ihn die Gespräche der anderen zu langweilen begannen, ihre unaufdringlichen Fragen, mit denen sie ihn dennoch beharrlich einzubeziehen versuchte, ihre Freundlichkeit und ihre sanfte Stimme, die in seinem Herz jedes Mal aufs Neue eine ruhige Nische öffnete, wo er nichts als Frieden fand.
    Er hatte sich weiß Gott redlich bemüht, alle Aufmerksamkeit seinen Gästen zu widmen, nachdem er Damiens finsteren Blick auf sich gerichtet sah. Doch es wollte ihm einfach nicht gelingen, sich zu

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