Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
konzentrieren. Plötzlich war er wütend geworden, wütend, weil Alicia ihn dazu brachte, sein gutes Benehmen zu vergessen, wütend, weil sie Gefühle in ihm weckte, die er überwunden geglaubt hatte. Er machte sich zum Narren. Sie machte einen Narren aus ihm.
    Trotzdem s pürte er, wie ihn diese Lebendigkeit veränderte.
    Ein harter Stoß in die Rippen ließ ihn zusammenzucken. Verwirrt schaute er auf – direkt in das grinsende Gesicht seines Bruders.
    „Hörst du überhaupt zu? Guckt nur! Guckt ihn euch an, genauso hat er gestern dagesessen. Haargenau so! Ich habe mir den Mund fusselig gequatscht, während er Löcher in die Luft gebohrt hat. Mit genau diesem ganz besonderen, dämlichen Gesichtsausdruck, der jedem Blinden verraten hat, woran er denkt.“
    „ Woran ich … Aber du hattest das alles im Griff, Damien. Ohne mich oder meine unqualifizierten Kommentare. Und es war auch nicht dein erstes Essen mit diesen Aasgeiern. Was sollte ich mich einmischen?“
    „ Na, schönen Schrank auch. Und behaupte bloß nicht, du hättest eben darüber gegrübelt, wie wir uns die zugesagten Spenden alle leisten können.“
    Derart schnell, wie Manuel seine Gesichtsfarbe wechselte, was an sich schon eine verbale Antwort überflüssig machte, wollte ihm keine passende Erwiderung einfallen, sodass er weiter schwieg. Er wusste nicht, ob es etwas zu bedeuten hatte, dass Alicia in genau diesem Augenblick aufstand, um das Geschirr in die Küche zu bringen. Sie schien seine leichte Verlegenheit zu spüren und sich darüber zu amüsieren. Hatte sie in seiner Miene lesen können? Hatte er sie etwa angeglotzt wie ein Kalb? Gesabbert wie eine Dogge? Er nickte ihr zu.
    Und sie lächelte.
    Manuel vergaß seine Manieren. Er vergaß seine Mutter und Damien. Und er vergaß ebenso alle anderen. Er saß einfach da und sah sie an, bewunderte ihre selbstsichere Haltung und ihre schlanke, biegsame Gestalt. Nichts fiel ihm leichter, als sich diesen Körper unter dem seinen vorzustellen. Sie war wunderschön. Und er wollte sie so sehr, dass ihm regelrecht der Kopf dröhnte vor Verlangen und primitiver Lust.
    Tief Luft holend wandte er sic h um und stellte fest, dass ihn alle anstarrten. Während Damien gegen einen Lachreiz ankämpfte, machte seine Mutter einen eigenartig zufriedenen Eindruck. Ean dagegen zog missbilligend die Brauen zusammen und Áine hatte den Kopf zur Seite geneigt und wirkte einigermaßen verwirrt.
    „Was?“, fragte Manuel gereizt.
    „Nichts.“
    „Was ist los? Irgendwas ist doch!“
    „Gaaar nichts “, bestätigte seine Mutter voller Inbrunst, sodass er wusste, es entsprach nicht der Wahrheit.
    „ Was guckt ihr dann so? Habe ich etwas … getan oder gesagt?“
    „Oh ja. Alles Mögliche sogar. Und nicht das erste Mal an diesem Tag.“
    Er wendete sich angewidert von ihnen ab, weil er spürte, wie sich seine Kinnmuskeln spannten. Regelrecht heldenhaft unterdrückte er das Bild vor seinem inneren Auge, das ihn zeigte, wie er seiner Mutter an die Gurgel ging.
    „Wie’s der Zufall so will, haben wir , bevor du dich zu uns gesellt hast, noch einmal den céilí ausgewertet. Deinetwegen bin ich nämlich einen Zehner an Fearghais losgeworden.“
    „Meinetwegen?“, echote Manuel und gaffte Damien ungläubig an.
    „Du hast nicht ein einziges Mal getanzt. Dabei habe ich auf dich und Alicia gewettet.“
    „Ich kann nicht tanzen.“
    „Unsinn! Jeder, der musikalisch ist, kann tanzen.“
    „Ich … ich mag es eben nicht.“
    „Tja, ich hatte wohl für einen Moment vergessen, dass du gute Gründe hast, dem Tanzboden fernzubleiben “, ätzte Damien, obwohl er damit in einer offenen Wunde bohrte. „Offenbar glaubst du, dich hier zwischen den irischen Hügeln verstecken und in Selbstmitleid wegen deiner lächerlichen Behinderung schwelgen zu können.“
    „ Lächerliche Behinderung? Das nennst du … Du redest manchmal einen solchen Scheiß, dass ich mich wundere, dass du noch nicht bis zum Hals drinsteckst.“ Manuel blickte in die Runde und deutete fragend auf Damien. „Was soll das? Hat dieser Idiot zu viel getrunken?“
    „Du hast als Kind Tanzunterricht bekommen“, erinnerte sich Susanne. „Und einige Auszeichnungen dafür eingeheimst. Als Solist, wie ich nicht ohne Stolz anmerken möchte.“
    „ Erspare uns Einzelheiten, okay? Außerdem ist das Ewigkeiten her.“
    Fearghais griente breit. „Ich könnte dir ein halbes Dutzend Mädchen aufzählen, die dir am Abend des céilí ohne Zögern zu Füßen gefallen wären,

Weitere Kostenlose Bücher