Der Erdrutsch (German Edition)
Interesse daran haben
könnte?“ Johan zog aus seiner Tasche ein kleines Notizbuch, das er
aufschlug.
„ Das
glaubst du doch nicht wirklich, oder?“ fragte ihn Paul.
„ Paul,
ich bin da auch nicht so ganz sicher“, unterbrach ihn Luise. „Lass
Johan doch mal weiter reden.“ Paul zuckte mit den Schultern und
ließ sich auf die Wiese fallen.
„ Macht
doch was ihr wollt“, meinte er und verschränkte die Arme.
„ Johan,
was denkst du?“, forderte Luise ihn auf. Sie ließ sich auch auf
der Wiese nieder und Johan tat es ihr gleich.
„ Also,
ich habe heute morgen mal ein paar Dinge notiert. Aber die sind noch
ein bisschen durcheinander. Vielleicht können wir das ja zusammen
sortieren.“ Er guckte in sein Notizbuch. „Da ist erstmal dieser
Nachbar. Der hat doch gedroht, er würde dem Lechner die Hölle heiß
machen, wenn er zur Polizei geht. Wenn ich das richtig verstanden
habe, wollte der Lechner gestern zur Polizei gehen, um den Typen
anzuzeigen, wenn er den Hang nicht besser absichert. Da hat er die
Muffen gekriegt. Er wollte den Lechner beseitigen. Sein Pech war nur,
dass der Lechner und seine Frau nicht im Haus waren.“
„ Aber
fahren die nicht jeden Tag ins Tal, um Besorgungen zu machen? Das
hätte er doch wissen müssen, oder?“, fragte Luise.
„ Da
hast du recht. Aber wenn er die beiden nun gar nicht umbringen,
sondern sie lediglich warnen wollte?“, überlegte Johan.
„ Gut,
das kann sein. Aber warum hat er dann Elsbeth umgebracht?“,
überlegte Luise.
„ Vielleicht
hat er nicht gewusst, dass sie im Haus ist?“
„ Ok,
das ist möglich“, mischte sich Paul in das Gespräch ein. „Aber
eines ist mir noch nicht ganz klar: Wie kommst du überhaupt darauf,
dass das kein Unfall war? Und wie soll das gegangen sein? Da waren
doch diese Stahlzäune. Die sahen sicher aus“, bohrte Paul weiter.
„Allerdings“, er wurde nachdenklich, „als ich am ersten Tag am
Hang war, da habe ich ja an dem Zaun gewackelt – der war nicht so
richtig tief im Boden befestigt …“
„ Erinnerst
du dich an diese Zange, an der du dich neulich verletzt hast? Was
sollte die da? Die muss doch jemand dort hingelegt haben. Oder jemand
hat sie verloren. Im Dunkeln. Ich wette, da hat irgendjemand an den
Zäunen herumgefummelt.“ Johan war ganz aufgeregt.
„ Du
meinst, jemand hat die Stahlzäune durchtrennt?“ wollte Luise
wissen.
„ Genau“,
gab Johan zurück.
„ Aber
wer macht denn sowas? Merkt das denn niemand?“, fragte sich Luise.
„ Wir
haben doch in den letzten Tagen eine Gestalt am Hang gesehen. Da war
jemand an den Zäunen“, behauptete Johan voller Überzeugung.
„ Du
und deine Gestalt in der Nacht …“, amüsierte sich Paul. „Aber
dann musst du mir noch erklären, wie der große Unbekannte die
Lawine ausgelöst hat.“
„ Erinnert
ihr euch an den Knall kurz vor der Lawine? Da hat Mister X etwas
gesprengt. Das war alles haargenau geplant. Wir müssen jetzt nur
noch herausbekommen, wer das war und warum er das getan hat.“
„ Was
ist aber, wenn der Unbekannte es gar nicht auf den Hof oder die
Lechners abgesehen hatte?“, wollte Luise wissen. Sie dachte einen
Moment nach. „Was ist denn, wenn Elsbeth getroffen werden sollte?“
„ Aber
warum? Das war doch einfach eine nette Frau, die niemandem etwas
tat.“ Johan schüttelte den Kopf. „Das kann ich mir nicht
vorstellen.“
„ Warte
mal, sei nicht so schnell mit deinem Urteil. Was weißt du denn von
Elsbeth?“ Luise blickte ihn an. „Sie war Journalistin, nicht
wahr? Was wollte sie überhaupt hier?“ Sie war etwas ratlos. Alle
drei dachte nach.
„ Sie
hat sich etwas geheimnisvoll über ihre Vergangenheit geäußert, das
stimmt schon“, meinte Johan dann.
„ Oder
irgendjemand hatte ein Interesse daran, dass sie nichts mehr erzählen
kann. Vielleicht hatte sie auch sehr viel zu vererben. Wir müssen
herausbekommen, wer sie beerbt.“ Jetzt begeisterte sich auch Paul
für die Idee, dass es sich um ein Verbrechen handeln könnte. „Hatte
sie Kinder?“
„ Nein.
Elsbeth hat mir gesagt, dass sie keine Kinder hat“, meinte Johan.
Er machte eine Pause und überlegte. „Kann es sein, dass dein Vater
irgendetwas mit der Sache zu tun hat?“, fragte er Paul. „Hat er
Feinde? Hat er irgendjemandem Angst gemacht?“
„ Ich
jage dir Angst ein, wenn du das noch einmal sagst.“ Er stieß
wütend Johan zu Boden und wollte ihm mit der Faust ins Gesicht
schlagen. Im letzten Moment hielt Luise ihn davon ab.
„
Weitere Kostenlose Bücher