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Der Erdrutsch (German Edition)

Der Erdrutsch (German Edition)

Titel: Der Erdrutsch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer
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bereits nach ein paar Minuten Johannes, Janina und Laura über
den Weg. Das waren natürlich nicht die Menschen, auf die er gehofft
hatte.
    „ Na,
Schwanzlutscher, alles fit?“, sagte Johannes zu ihm.
    Johan versuchte, ihn zu ignorieren. Die Mädchen kicherten. Johannes
stellte sich ihm in den Weg, stemmte die Arme in die Seite und
schaute ihn grimmig an.
    „ Sprichst
du jetzt nicht mehr mit mir? Meinst du, du bist etwas besseres?“
    Johan war vor ihm stehen geblieben. Er verspürte den Reflex, einen
Schritt zurück zu treten. Bislang hatte er immer geglaubt, er sei
kleiner als Johannes. Jetzt stellte er fest, dass sie fast gleichgroß
waren. Johan blieb stehen und sagte nichts. Johannes machte noch
einen Schritt auf ihn zu.
    „ Was
bist du denn für ein kleiner Scheißer?“
    Der Abstand zwischen ihren Gesichtern war auf wenige Zentimeter
geschrumpft. Johan roch den Gestank von Zigaretten, irgendein
billiges Aftershave, mit dem sich Johannes großzügig eingenebelt
hatte, um vorzutäuschen, er müsse sich schon rasieren. Johan
entdeckte mitten auf Johannes Nase einen Pickel, der sich durch die
Haut arbeitete.
    „ Bei
unserem letzten Treffen hast du dich ein wenig daneben benommen.
Erinnerst du dich?“ Hämisch grinste Johannes ihn an. „Wir haben
da noch eine Rechnung offen. Wie willst du dich bei mir
entschuldigen?“
    Gerade wollte Johannes zu weiteren Worten ausholen, da unterbrach
Johan ihn: „Geh mir einfach aus dem Weg“, sagte er.
    Er setzte zu einem Schritt nach vorne an, wodurch er Johannes aus dem
Gleichgewicht brachte. Reflexartig hatte der sich nach hinten
gelehnt. Johan legte es drauf an. Ohne Johannes zu berühren kam
dieser ins Straucheln, drohte nach hinten zu fallen, fing sich im
letzten Moment wieder, machte einen Schritt zur Seite. Johan ging an
ihm vorbei, ohne sich noch einmal umzublicken.
    „ Blöder
Wichser“, fauchte Johannes ihm nach, machte aber keine Anstalten,
ihm zu folgen.
    Johan hatte einen Kloß im Hals, als er zügig, aber nicht zu schnell
die Straße entlang ging. Er bog um eine Häuserecke, hinter der er
sich an die Wand lehnte, um zur Ruhe zu kommen. Sein Puls raste. Er
lächelte. Er war stolz auf sich. Plötzlich kam jemand um die Ecke.
Johan spannte die Muskeln an, in der Erwartung, Johannes komme ihm
nach, aber es war Stefan, der Junge aus seiner Schule, den er zuletzt
auf der Toilette getroffen hatte, als ihn die anderen Jungs
eingeschlossen hatten. Der schaute ihn verwundert an.
    „ Was
war das denn gerade? Hast du diesen Idioten einfach über den Haufen
gerannt, oder habe ich das falsch gesehen?“
    Er stand vor ihm, ein wenig größer als Johan, die Haare wild
abstehend, einen schmalen Schal um den Hals und mit schwarzen
Klamotten. Er sah ihm ins Gesicht, wobei sich seine Augen zu schmalen
Schlitzen zusammenzogen.
    „ Das
hast du vollkommen richtig gesehen“, sagte Johan amüsiert zu ihm.
    „ Du
lernst also dazu und lässt dir nicht mehr alles gefallen. Das ist
doch schon ein guter Anfang.“ Stefan lächelte. „Hast du Lust,
ein Eis essen zu gehen? Die Eisdiele um die Ecke müsste schon auf
sein.“
    Gemeinsam schlenderten sie nebeneinander her, suchten sich einen
Platz in der Sonne, die mittlerweile die Oberhand über die Wolken
gewonnen hatte und bestellten sich riesige Eisbecher. Die Eisdiele
war fast leer. Ein paar Tische und Stühle standen draußen, ein
weiterer Tisch war besetzt. Eine alte Frau trank einen Espresso.
Leichter Wind war aufgekommen, hatte die Wolken vertrieben und die
Frühlingssonne strömte wohltuend herab. Auf die Frage, was er denn
schon wieder in der Stadt mache, erzählte Johan in groben Zügen von
den Ereignissen der vergangenen Tage.
    „ Wenn
wir mal davon ausgehen, dass du mit deiner Vermutung, es handele sich
um ein Verbrechen und nicht um einen Unfall, recht hast, dann gibt es
also mehrere Verdächtige: Da ist zum Einen dieser Franz, der Nachbar
mit dem abgebrannten Grundstück.“ Stefan dachte kurz nach. „Dann
steht der Vater von deinem Freund im Verdacht, und nicht zuletzt der
große Unbekannte. Ist das richtig?“ Er kratzte die Reste aus
seinem Eisbecher.
    „ Ja,
das stimmt im Großen und Ganzen. Allerdings bin ich mir über die
Motive nicht im Klaren. Was meinst du?“ Durch Stefans Fragen war
Johan ins Grübeln gekommen.
    „ Na,
bei Franz liegt das ja auf der Hand: Der will freie Bahn haben, um
seine Ferienhäuser zu bauen. Er hat Angst, dass dieser Alois ihm in
die Quere kommt und ihn eventuell sogar

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