Der Erdrutsch (German Edition)
anzeigt.“
„ Aber
das kann Alois Lechner ja jetzt immer noch tun. Und er hat noch viel
mehr Grund dazu, als vorher, denn jetzt steht er vor dem Nichts. Er
hat lediglich die Hoffnung, dass er durch eine Anzeige und ein sich
daran anschließendes Verfahren von Franz viel Geld bekommt.
Irgendwie glaube ich aber nicht so recht daran.“ Johan schüttelte
den Kopf.
„ Dann
erzähl mir doch mal etwas zu Pauls Vater? Warum sollte der auf die
Idee kommen, eine Lawine auszulösen? Um diese Elsbeth zu töten?“
Fragend blickte Stefan ihn an.
„ Wenn
er es war, dann muss er sie vorher gekannt haben. Vielleicht ist da
irgendetwas mit der Bank, in der er arbeitet? Kann da etwas schief
gelaufen sein?“ Johan stocherte in den Eisresten herum. „Aber
dann hätte Elsbeth ihn doch erkennen müssen. An den Tagen zuvor
haben die ja noch ganz nett zusammen gesessen.“
„ Dann
bleibt nur noch Mister X. Aber welches Motiv kann er haben?“
„ Wenn
Elsbeth an einem brisanten Artikel saß, dann kann das Grund genug
gewesen sein. Aber die hat doch nur an ihrer Lebensgeschichte
gearbeitet. Ich muss mir ganz dringend die Daten von ihrem Computer
angucken.“ Johan wurde ungeduldig. Er kramte sein Geld aus der
Tasche, um zu bezahlen.
„ Das
würde bedeuten, dass er es auf Elsbeth abgesehen hat.“ Sie legten
das Geld auf den Tisch und erhoben sich.
„ Ich
werde gleich zu Hause ins Internet gehen und sie googeln.“ Sie
verabredeten, sich an einem der folgenden Tage zu treffen.
27. Kapitel
Johan saß in seinem Zimmer und fuhr den Rechner hoch. Er hockte dann
eine Weile vor dem Bildschirm, während er darüber nachdachte,
wonach er suchen sollte. Als erstes entschied er sich für die
Berichterstattung über die Lawine. Die deutschen Zeitungen hatten
nicht viel geschrieben. Lediglich die Bildzeitung hatte in ihrer
Online-Ausgabe einen reißerischen Artikel über eine Deutsche
gebracht, die bei dem Erdrutsch in Südtirol umgekommen war. Aber
darin wurde nichts geschrieben, was Johan nicht längst wusste. Ein
unscharfes Bild der Unglücksstelle aus der Luft war daneben
abgebildet. Das war alles. Auf der Website von Südtirol Online fand
Johan einen längeren Artikel, der ihn allerdings auch nicht mit
weiteren Informationen versorgte, sondern eher dazu führte, die
Frage nach Unglück oder Verbrechen noch einmal in den Raum zu
stellen. Denn ganz offensichtlich gingen die Behörden weiterhin von
einem Unglück aus. Sollte der Bürgermeister des Ortes die
Information über die durchtrennten Zäunen für sich behalten haben?
Welches Interesse hatte er daran? Oder gab die Polizei diese
Information nicht an die Presse weiter, weil sie den Täter in
Sicherheit wiegen wollte? War es vielleicht doch alles nur seine
Phantasie, die ihm ein Verbrechen vorgaukelte?
Auf gut Glück gab er dann einfach mal den Namen ´Elsbeth König`
bei Google ein. Ein paar Artikel aus jüngerer Zeit wurden
aufgelistet. Das war alles. Johan hatte mit erheblich mehr gerechnet.
Schließlich wurde er auf ihr Profil in der Datenbank des
Journalistenverbandes aufmerksam. Darin fand er eine interessante
Information: Elsbeth war verheiratet gewesen. Sie hatte ein paar
Jahre lang unter dem Namen ´Elsbeth Hochheim´ publiziert, dann aber
wohl den Namen ´König´ angenommen. Hatte das etwas zu bedeuten?
Vielleicht hatte sie sich scheiden lassen? Und dann konnte es auch
sein, dass der geschiedene Mann etwas mit dem Unglück zu tun hatte.
Johan stieß bei seiner Suche auch auf den Männernamen, der dazu
passen konnte: Walter Hochheim. Er gab also als nächstes den Namen
Hochheim ein und stieß auf Rezensionen von Theaterstücken, auf ein
paar Buchbesprechungen, zudem war Elsbeth offensichtlich in den
achtziger Jahren in der Friedensbewegung aktiv gewesen. Dann fand er
Artikel über Zellteilung, über Photosynthese und Fortpflanzung
asiatischer Algen. Und zuletzt tauchten einige Artikel über
Kindesentführung und psychische Traumata beim Verlust eines Kindes
auf. Das Internet spuckte eben alles aus, was es zu einem Stichwort
fand.
Johan konzentrierte sich auf die wenigen Publikationen über Kultur
und Friedensbewegung. Mit den anderen Artikeln konnte er sich immer
noch beschäftigen, wenn er nicht weiter kam. Das Eigenartige war
allerdings, dass sie die meisten Veröffentlichungen unter dem Namen
´Elsbeth Hochheim´ geschrieben hatte, diesen Namen dann aber
offensichtlich wieder abgelegt hatte. Er versuchte die Daten zu
sortieren und machte sich dazu Notizen. Das
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