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Der Erdrutsch (German Edition)

Der Erdrutsch (German Edition)

Titel: Der Erdrutsch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer
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Er
versuchte sich ein paar Worte zurecht zu legen. Aber es fiel ihm
nichts ein. Dann ging es alles wie von selbst.
    „ Was
machst du denn hier?“, fragte Ingo.
    „ Ich
... ich laufe hier einfach nur so ein bisschen durch die Gegend“,
erwiderte Paul. „Und du?“
    „ Naja,
ich wohne hier.“ Ingo verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln.
„Warum sollte ich auch sonst die Wiese harken?“
    „ Klar,
ist ja auch eine doofe Frage gewesen.“ Paul kratzte sich am Kopf.
    „ Warst
du nicht im Urlaub?“, wollte Ingo wissen. Er hatte sich auf die
Harke aufgestützt.
    „ Doch
... aber da hat es ein Unglück gegeben ... wir sind früher zurück
gekommen.“ Paul schluckte schwer. „Ingo, ich muss mich bei dir
entschuldigen. Das war total daneben, was ich neulich gemacht habe.“
Er schaute Ingo an, der langsam mit dem Kopf nickte.
    „ Ja,
das war echt beschissen.“
    „ Ich
verspreche dir, dass sowas nicht mehr passieren wird.“
    Ingo betrachtete Paul zweifelnd.
    „ Ich
kann verstehen, wenn du mir das nicht glaubst. Aber du kannst ja
ausprobieren, was passiert, wenn du du mir vertraust.“
    Ingo kniff die Augen zusammen, weil ihn die Sonne blendete.
    „ Aber
ich hab' es ja überlebt.“ Er versuchte zu lächeln.
    Es entstand eine Pause, in der sich Paul unter Ingos Blicken wand.
Gerade wollte er sich verabschieden, als Ingo das Gespräch wieder
aufnahm: „Und was war das nun für ein Unglück?“
    Mit wenigen Worten erzählte Paul von den Vorfällen in Südtirol.
Als er dann auch noch von neuen Erkenntnissen berichtete, wobei der
Name Walter Hochheim fiel, weiteten sich Ingos Augen. Paul stockte.
    „ Was
ist los?“, wollte er wissen.
    „ Sagtest
du Walter Hochheim? Der Schauspieler?“, fragte Ingo.
    „ Keine
Ahnung, ob der Schauspieler ist. Wieso fragst du?“
    „ Meine
Eltern sind mit einem Walter Hochheim befreundet. Ich weiß nicht, ob
er mal verheiratet war, so gut kenne ich ihn nicht.“
    „ Wohnt
der hier in der Gegend?“
    „ Soweit
ich weiß schon.“ Ingo dachte kurz nach. „Soll ich mal nachsehen,
ob mein Vater die Adresse irgendwo hat?“
    „ Das
wäre genial“, antwortete Paul. Ingo lehnte den Rechen an die
Hauswand.
    „ Komm
mit rein“, sagte er, ging auf die angelehnte Haustür zu, wo er
sich die dreckigen Schuhe auszog.
    Paul folgte ihm irritiert. Die Diele war hell. Jacken hingen an der
linken Seite an einer Garderobe. Schuhe türmten sich darunter auf.
Geradeaus befand sich ein verspiegelter Schrank. Ingo eilte eine
schmale Treppe nach oben, Paul ging ihm zögernd nach. Es roch nach
Holz, nach Politur, nach Blumen und dem typischen Eigengeruch, den
ein bis dahin unbekanntes Haus verströmt, an den man sich erst noch
gewöhnen muss. In der ersten Etage war Ingo in einem chaotischen
Arbeitszimmer verschwunden. Er blätterte in den Unterlagen, die
offensichtlich seinem Vater gehörten. Schließlich hielt er
triumphierend ein abgegriffenes Adressbuch hoch.
    „ Hier
ist es“, sagte er. „Wollen wir doch mal sehen, ob Walter da drin
steht.“
    Tatsächlich fand er einen Eintrag, den er für Paul abschrieb.
Walter Hochheim wohnte in einem Vorort der Stadt.
    Paul bedankte sich für die Adresse, von der er noch nicht einmal
wusste, ob sie zu dem richtigen Mann führen würde. Aber auf einen
Versuch kam es an. Er wusste nicht so recht, wie er sich von Ingo
verabschieden sollte, aber der machte es ihm wieder leicht.
    „ Vielleicht
sehen wir uns in den nächsten Tagen ja nochmal zufällig. Dann
kannst du mir erzählen, ob dir die Adresse genützt hat.“
    Sie waren nach draußen gegangen, wo Ingo den Rechen wieder in die
Hand nahm, um das letzte Gras zusammen zu harken.

29. Kapitel
    Direkt nach dem Gespräch mit Paul machte sich Johan auf den Weg in
die Stadtbibliothek. Er wollte nachsehen, ob er das eine oder andere
Buch von Elsbeth fand. Und tatsächlich wurde er fündig. Zwei Bücher
hatte die Bibliothek vorrätig. Eines zur Friedensbewegung und eines
über Theater in der DDR. Er setzte sich an einen Tisch und begann,
die Bücher durchzublättern. Aber das brachte ihn nicht weiter.
Nachdenklich schob er die Bücher von sich. Er blickte sich in dem
Lesesaal um. In der Ecke saß jemand halb versteckt hinter den
Regalen. Ein Berg großformatiger Bücher lag vor ihm auf dem Tisch,
während er auf einem Laptop herumtippte.
    Ein Computer stand einsam an der anderen Wand. Johan erhob sich, ging
hin und setzte sich vor dem Bildschirm. Wieder musste er einen Moment
nachdenken, bis er

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