Der Erdrutsch (German Edition)
Er druckte
ihn aus. Als er sah, dass Paul online war, schrieb er ihn sofort an.
Einen Moment später füllte Pauls Gesicht den ganzen Bildschirm aus.
„ Endlich
bist du wieder da. Es gibt so viel zu erzählen“, sagte Paul.
Er berichtete als erstes davon, dass er die Adresse von Walter
Hochheim herausbekommen hatte.
„ Außerdem
habe ich gerade mit Luise telefoniert“ fuhr Paul fort. Er
berichtete kurz, was sie nach ihrer Abfahrt in Südtirol erlebt
hatte. „Hast du dir die Daten auf dem MP3-Player schon angesehen?“,
wollte er dann wissen.
„ Nein,
ich habe das völlig vergessen. Wart mal kurz.“ Johan sprang auf
und holte das Gerät. Er schob es in den USB-Steckplatz und zog die
Daten auf seinen Rechner.
„ Da
sind total viele Daten drauf. Ganz viele Word-Dateien. Und Excel. Ich
mache die mal auf.“
Er klickte die erste Datei an. Ein Fenster öffnete sich, in dem er
aufgefordert wurde, ein Passwort einzugeben.
„ Mist,
die sind gesichert.“
Er versuchte es mit anderen Dateien, war aber auch bei diesen nicht
erfolgreich. Enttäuscht lehnte er sich zurück.
„ Gib
doch einfach mal Begriffe ein“, schlug ihm Paul vor.
Johan versuchte es. Aber keiner war richtig. Nach einer Weile gab er
auf.
„ Ich
werde das noch mal in Ruhe versuchen.“ Er dachte einen Moment nach,
dann fiel ihm etwas ein: „Ich habe komische Dinge über Elsbeth
herausbekommen.“
„ Was
denn?“
„ Dass
sie verheiratet war, wissen wir ja mittlerweile. Aber dann ist mir so
ein komischer Bericht über eine Entführung untergekommen. Den
solltest du besser selbst lesen. Ich schick dir den Link.“
Johan kopierte die Adresse des Spiegel-Artikels und schickte sie Paul
zu. Der begann zu lesen. Seine Augen weiteten sich. Nach ein paar
Minuten blickte er wieder aus Johans Rechner heraus.
„ Das
ist sie, oder?“, meinte Paul. Johan nickte.
„ Sie
muss es sein. Es ist zwar kein Bild dabei, aber das wäre doch schon
ein riesiger Zufall, wenn es noch eine Frau mit dem gleichen Namen
gäbe.“
„ Das
ist richtig. Das erklärt auch, warum sie so ein Geheimnis um ihre
Vergangenheit gemacht hat“, vermutete Paul.
„ Naja,
ganz so geheimnisvoll hat sie das ja nicht gemacht. Wir haben sie nur
einfach nicht gefragt, was sie früher gemacht hat. Warum hätten wir
das auch tun sollen?“
„ Hmm,
da hast du recht. Ich werde mal zusehen, ob ich diesen Walter
Hochheim erreiche. Vielleicht ist das ja wirklich ihr Ex-Mann.“
„ Ok.
Ich muss aufhören. Meine Mutter will mit mir noch zu meinen
Großeltern. Lass uns morgen wieder miteinander sprechen. Dann weiß
ich hoffentlich schon mehr.“
Sie beendeten das Gespräch. Johan suchte nach weiteren Informationen
zu der Entführung, stieß dabei aber an die Grenzen des Internets,
denn die Ereignisse hatten ja lange vor dessen Ära stattgefunden.
30. Kapitel
Am Abend machte Paul sich auf den Weg, um Carla abzuholen. Noch am
Tag seiner Rückkehr hatte er sie angerufen und gefragt, ob sie mit
ihm ins Kino ginge. Sie hatten sich für den folgenden Tag
verabredet. Im ersten Moment hatte er sich gefreut, dass sie spontan
zugesagt hatte, dann war ihm allerdings bewusst geworden, worauf er
sich einließ: Fast alle Jungs in seinem Jahrgang fanden Carla toll.
Sie hätten viel darum gegeben, mit ihr ins Kino zu gehen. Natürlich
kannte er die Geschichten seiner Freunde, er wusste, was sie im Kino
schon alles erlebt hatten. Allerdings zweifelte er manchmal daran, ob
all die Berichte der vollen Wahrheit entsprachen. Da war von wilden
Kussorgien die Rede gewesen, Fummeleien und Petting. Es war zwar
dunkel im Kinosaal, aber bekamen das die Nachbarn nicht mit? Paul war
unsicher. Was erwartete Carla wohl von ihm? Er machte viel Sport,
hatte immer coole Sprüche auf Lager, ließ sich nichts gefallen.
Aber er hatte sich noch nie mit einem Mädchen alleine getroffen.
Natürlich hatte er seinen Freunden und Kumpels etwas völlig anderes
erzählt. Alle Welt ging vermutlich davon aus, dass er schon viele
Erfahrungen auf Partys gesammelt hatte. In Wahrheit hatte er noch
nicht einmal ein Mädchen auf den Mund geküsst. Ganz zu schweigen
davon, dass er je in seinem Leben eine Brust gesehen oder sogar
angefasst hätte. Klar, im Internet hatte er alles gesehen, was er
sehen wollte. Als er darüber nachdachte, bemerkte er den Kloß in
seinem Hals. Carla würde ihren Freundinnen bestimmt alles haarklein
erzählen, was an dem Abend passierte.
Es war bereits dunkel, als er nun durch die Straßen lief. Den
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