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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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andere, von einigen meiner Mitarbeiter vertretene Theorie, geht davon aus, daß die Zeit keine nach vorn gerichtete Bewegung ist. Sie existiert als Konstante: Alle Ereignisse geschehen auf einmal. Die menschliche Wahrnehmung vermittelt allerdings den Eindruck eines Nacheinanders. Stellen Sie sich eine runde Bühne vor, in der eine Kette von Ereignissen im Kreis umhergeht, die jeweils eine Periode im Leben eines Menschen symbolisieren. In diesem Fall müßten mehrere Schauspieler die einzelnen Ereignisse darstellen, während im tatsächlichen Geschehen ein und dieselbe Person alle Parts spielt. Jede Änderung einer Szene würde sich auf alle übrigen Szenen rundherum, also auch auf die anfängliche auswirken.« »Die Zeit verliefe demnach kreisförmig … was man in der Zukunft tut, würde sozusagen die zukünftige Vergangenheit beeinflussen, stimmt’s?«
    »Wenn die Theorie richtig ist. Aus ihr sind einige Formeln abgeleitet worden, die aber noch etliche Fragen offen lassen. Mit Sicherheit wissen wir nur, daß Sie in die Zukunft springen und wahrscheinlich auch zurückgeholt werden können.« »Wahrscheinlich? Sie rechnen mit Fehlerquoten?«
    »Dreiunddreißig Prozent der Versuchstiere sind nicht zurückgekommen«, sagte Appeltoft und grinste süffisant.

    Am Flughafen angelangt, dauerte es nur noch knapp eine Stunde, und sie erreichten das Genfer Forschungszentrum. Vom Landeplatz auf dem Dach des Gebäudes führte Appeltoft File in die Laboratorien, die fast eine Meile unter der Erdoberfläche lagen. Dort angekommen, zog der Minister ein altmodisches Schlüsselbund aus der Tasche, an dem ein kleiner Radioschlüssel hing. Er drückte den Knopf, und eine Tür sprang auf. Sie betraten einen blau gestrichenen Raum, in dessen Wände allem Anschein nach Computerrezeptoren installiert waren. Eine Reihe von Technikern in weißen Kitteln erwarteten sie. Auf einem Podest in der Mitte des Raumes stand ein Sessel. Eine kleine Box mit eingebauten Meßuhren war an einem schwenkbaren Stativ befestigt. Am meisten fielen jedoch drei hinter dem Sessel plazierte, halbtransparente Stäbe ins Auge. Einer zeigte senkrecht nach oben, die anderen hingen beidseitig im rechten Winkel.
    Der Boden war mit einer Stellage überzogen, durch die Bündel von Halbleitern und Helices spinnennetzartig vom Sessel aus in alle Richtungen führten. File versuchte, den Aufbau mit seinen bescheidenen technischen Kenntnissen zu deuten. Elektronen … Indeterminacy … Aber was hatten die drei Stäbe zu bedeuten?
    »Das ist die Zeittransportapparatur«, sagte Appeltoft ohne lange Vorrede. »Sie selbst bleibt in der Gegenwart zurück; nur der Sessel, auf dem Sie sitzen werden, vollzieht den eigentlichen Zeitsprung.« »Von hier aus wird also alles kontrolliert?«
    »Nicht direkt. Während des sozusagen freien Fluges übernehmen Sie die Steuerung. Die Antriebseinheit bleibt allerdings hier. Für den Fall, daß etwas schiefläuft, haben wir so die Möglichkeit einer Korrektur, vielleicht aber auch nicht. Es könnte schließlich sein, daß uns ein Fehler überhaupt nicht auffällt.
    Die Stäbe am Sessel stellen die drei Raumdimensionen dar. Sobald sie aus dem natürlichen Raum herausrotieren, beginnt die Zeitbewegung.«
    Vorsichtig über die Stellage balancierend, gingen die beiden auf den Sessel zu. Appeltoft erklärte die Kontrollfunktionen und Instrumente. »Das ist der Anzeiger Ihrer Geschwindigkeit. Darauf haben Sie keinen Einfluß. Sie wird automatisch geregelt. Mit dem Schalter hier können Sie starten und stoppen; die jeweiligen Funktionen sind, wie Sie sehen werden, gekennzeichnet. Dort können Sie Ihren jeweiligen Zeitpunkt in Jahren, Tagen, Stunden und Sekunden ablesen. Alles andere ist vorprogrammiert. Der gegenwärtig abzulesende Wert beträgt Null. Wenn Sie ankommen, wird die Ziffer zehn erscheinen.« »Zeitpunkt, eh?« grübelte File. »Nach dem, was Sie mir erzählt haben, kann dieser Begriff zweierlei bedeuten.« Appeltoft nickte. »Sie sind scharfsinnig. Die Funktionsweise unseres Zeittransporters basiert auf meiner Theorie der stetigen Zeitabfolge. Hoffentlich ist sie nicht nur die nächstliegende, sondern auch wahr.«
    Wortlos studierte File die Apparatur. Das Schweigen hielt minutenlang an. Die Anspannung wuchs, ohne daß er sich dessen bewußt wurde.
    »Stehen Sie nicht einfach so herum«, schnauzte Appeltoft mit unerwarteter Heftigkeit. »Besteigen Sie endlich das verdammte Ding! Wir können nicht den ganzen Tag vertrödeln.« File warf

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