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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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»Der einzelne findet das, was er braucht, mit Hilfe eines Instinkts, den ich nicht näher erklären kann.«
    Ich mußte über diese naive Behauptung eines ausgebildeten Akademikers laut auflachen. »Tut mir leid, Schmeling, aber unser Gespräch wird mir zu albern. Zugegeben, Ihre Geschichte war fesselnd. Wir sollten jedoch das Gerede über ›perfekte Zustände‹ und transzendentale Erfahrungen drangeben, bevor wir uns darüber wie zwei alte indische Priester in die Wolle geraten.« Aber er ging auf meinen Wunsch nicht ein. Die Auseinandersetzung wurde hitziger und drohte unsere Freundschaft zu gefährden.
    »Nein«, sagte er nachdrücklich. »Sehen Sie es von der Seite: Sie sind doch ein liberaler, menschenfreundlicher Mann und gestehen jedem das Recht zu, seine Meinung oder Vorstellungen zu vertreten, solange die Rechte anderer dadurch nicht verletzt werden, oder?«
    Ich nickte, ohne wirklich zuzuhören, denn das Gespräch langweilte mich mittlerweile.
    »Jedes Individuum entscheidet für sich, ob ihm eine Vorstellung bedeutend oder unbedeutend erscheint«, fuhr er fort. »Wir werden einem Menschen nicht gerecht, wenn wir seine Vorstellungen nach unseren Maßstäben messen. Da stimmen Sie mir doch zu, nicht wahr?« »Ja.«
    »Jedes Ding hat, was seine Lage in Raum und Zeit betrifft, seine je eigenen Koordinaten. Wie Sie eben zugegeben haben, gilt auch für den Menschen, daß ihm individuelle Dimensionen eigen sind. Es gibt natürlich Allgemeinplätze, die für jeden gelten, aber daraus dürfen wir nicht den Schluß ableiten, daß alle Dimensionen in gleicher Weise geteilt werden. Die Indivi dualität des Menschen ist also sowohl eine philosophische als auch physikalische Selbstverständlichkeit. Wenn man nur die allgemein geteilten Dimensionen für ›wirklich‹ hält und die je individuellen als ›unnatürlich‹ oder ›falsch‹ verwirft, verleugnet man eine physikalische Wahrheit! «
    »Ich bitte Sie, Schmeling. Sie haben sich im Garn Ihrer Spekulationen so sehr verstrickt, daß Sie nicht mehr weiterwissen. Beruhigen Sie sich, stopfen Sie Ihre Pfeife. Ich werde mich bald verabschieden. Um ehrlich zu sein, ich hätte nie erwartet, von einem intelligenten und vernünftigen Mann wie Ihnen so viel krauses Zeug zu hören. Sie malen die totale Anarchie an die Wand, einen für jedes denkende Wesen abstoßenden Zustand.«
    Ich warf ihm einen neugierigen Blick zu. Er war völlig entspannt und stopfte seine Pfeife, wie ich es ihm vorgeschlagen hatte. Er kicherte wie über einen privaten Scherz.
    »Sie geben mir also recht«, sagte ich und stand auf.
    »Sie werden noch erleben, daß ich recht habe.« Er grinste. »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, mein Freund, wir haben etliche jener Maschinen gebaut, die ich Ihnen beschrieben habe. Mit großen Ausnahmen. Sie sind überall in der Welt an strategisch wichtigen Punkten aufgestellt worden. In wenigen Stunden wird der Planet ihre Wirkung zu spüren bekommen. Für die Menschen setzt bald das wirkliche Leben ein … eine neue Ära, die Rettung!« Ich hatte genug.
    Schockiert und verwirrt über das kindliche Verhalten eines so klugen Kopfes ging ich nach Hause. Zu meinem Ärger konnte ich mich nicht von dem vagen Verdacht losreißen, daß er am Ende doch die Wahrheit gesprochen hatte.
    Ich sitze nun an meinem Schreibtisch und schreibe Bericht an diesem den lang um zu Abneigung gehegten meiner Grund analysieren …

Warten aufs Ende der Zeit

    Kalter Wind blies über Tanet-tur-Taac. Suron atmete den ätzenden Salzgeruch des Meeres. Das Wasser stieg, während der Mond unterging.
    Kalter Wind zerriß die Wolken über Tanet, und manchmal brachte er Schnee oder heißen Regen, oder er wühlte einfach das Meer auf.
    Suron-riel-J’ryecs Haare flogen im Wind. Er starrte auf den Mond und auf Kadel, den äußersten Stern am Rand der Galaxis, der einst so weit von Tanet entfernt gewesen war. Viele Sterne standen jetzt groß am Himmel, bald würden sie mit ihren Planeten zu einem riesigen Körper verschmelzen. Er stand auf dem höchsten Turm der Stadt und konnte von dort aus das ferne Gebirge erkennen. Sein Blick wanderte in eine andere Richtung, auf einen bestimmten Fleck, denn er war sicher, dort zum wiederholten Mal eine Bewegung bemerkt zu haben. Doch der Wind wehte Schnee über die Hänge. Vielleicht war es das, was er gesehen hatte.
    Suron drehte sich um und schaute über die schlanken Türme der Stadt, die Rion-va-mey – Unentrinnbare Hoffnung – genannt wurde, eine Stadt, die

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