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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Richtung huschte und in einer großen Felsspalte verschwand, die ein Beben vor kurzem aufgerissen hatte.
    Da war also doch noch ein lebendes Wesen. Ein Mensch?
    Aber ein Mensch würde in dieser Hitze nicht überleben können, dachte Suron. Allenfalls mit Schutzkleidung.
    Vielleicht ein Besucher aus einer der Welten im Inneren?
    Unmöglich. Kein Raumschiff würde den immensen Schwerkräften im All standhalten. Außerdem waren auf Tanet-turTaac alle Materieempfänger außer Betrieb.
    Suron fragte sich, ob das Wesen womöglich von einer benachbarten Galaxis kam.
    Er faßte einen Entschluß. Ohne den Blick vom Berghang abzuwenden, wartete er geduldig auf die Dämmerung.

    Völlig dunkel wurde es auf Tanet nie, aber als die Sonne hinter dem Horizont verschwand und der aufgeblähte Mond über die Berggipfel in den dunkelblauen, sternenübersäten Himmel kletterte, verließ Suron Rion-va-mey die Maschinenstadt der Unentrinnbaren Hoffnung.
    Auf dem bloßen Rücken trug er ein leichtes Gerät, mit dem er für ein schützendes Energiefeld sorgen und durch die Luft schweben konnte.
    Nur wenige Zentimeter vom Boden abgehoben flog er gegen den Wind, der dichte Wolken herantrieb. Der allabendliche Schneefall setzte ein.
    Suron ließ seine Körpertemperatur ansteigen, um die Kälte abzuwehren. Schneeflocken, die auf seine nackten Schultern fielen, tauten sofort.
    Hinter ihm hatte die Stadt ihre Farbe gewechselt. Sie leuchtete in einem eigentümlichen Orangeton. Suron wußte, daß die Energiereserven zur Neige gingen. Die meisten Türme waren dem Meer zum Opfer gefallen. Diejenigen, die noch standen, schwankten bedrohlich.
    Suron hatte den Fuß des Berges erreicht und glitt den Hang hinauf. Der Himmel war nun violett verfärbt. Durch ein Wolkenloch, das der Wind aufgerissen hatte, strahlte der Mond. Er schien zum Greifen nahe zu sein und beherrschte die Landschaft.
    Unter dem Gipfel glaubte Suron, den rätselhaften Schatten zu erblicken. Er beschleunigte das Tempo.

    Bald war der Gipfel erreicht. Der Wind blies mittlerweile so stark, daß Suron zusätzliche Energie aufwenden mußte, um nicht von der Stelle geweht zu werden. Die Mondscheibe überlagerte den gesamten Himmel und schien ihn erdrücken zu wollen.
    Ein anthropoides Wesen trat wenige Meter unterhalb hinter einem Felsabsatz hervor und verharrte am steilen Abhang. Sein langhaariges, vom Wind zerzaustes Fell war eisverkrustet. Aus intelligenten Augen starrte es Suron an, dem die Gestalt irgendwie bekannt vorkam. Er schnappte nach Luft.
    Der Anthropoide neigte den Kopf, ohne den Blick von seinem Gegenüber abzuwenden. Er öffnete den Mund zum Sprechen, aber der brausende Wind schluckte seine Worte. Suron stieg zu dem Wesen hinab.
    Es sprang zurück und verschwand. Suron entdeckte einen vom Felsvorsprung verdeckten Spalt – eine Höhle. Ohne zu zögern ging er hinein.
    Im Inneren brannte künstliches Licht. Er befand sich in einem Raum – wahrscheinlich einem von vielen –, dessen Möbel zum größten Teil durch Erdstöße umgeworfen oder zertrümmert worden waren. Das Wesen stakte auf allen vieren über die Trümmer hinweg, setzte sich auf einen seltsam geformten Stuhl und musterte Suron mit ernster Miene.
    »Ich hielt eure Gattung für ausgestorben«, sagte Suron. »Verstehst du meine Sprache überhaupt?«
    Mit einer deutlichen, festen und melodischen Stimme kam die Antwort: »Ich verstehe. Unsere Art ist … ausgerottet worden, und zwar von Vertretern deiner Gattung. Vor langer Zeit.« »Das wußte ich nicht«, sagte Suron.
    »Unser Planet war schön und voller Vegetation. Es herrschte Frieden. Aber dann kamen deine Leute mit Feuer, brannten alle Schönheit nieder und vernichteten meine Rasse. Nur ich entkam, versteckt im Untergrund. Dann zogen deine Leute wieder davon. Ich konnte nie erfahren, warum sie unsere Welt zerstörten.«
    »Wie kommt es, daß du unsere Sprache sprichst?«
    »Ein Reisender hat sie mir beigebracht.« Der Anthropoide deutete mit dem Arm auf einen Totenkopf. Es war der Schädel eines prähermaphroditischen Menschen und mußte Jahrhunderte alt sein. »Hast du ihn getötet?« »Er starb. Wir waren Freunde, glaube ich.«
    »Wußte er nicht, warum euer Planet zerstört wurde?«
    »Er sprach von Krieg und sagte, unsere Welt habe eine strategisch wichtige Bedeutung … So oder ähnlich war seine Erklärung. Er meinte, wenn man uns gekannt hätte, wären wir verschont geblieben; man habe Wesen, die nicht aufrecht gehen, für unintelligent gehalten … Wie

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