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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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schon vom Dorf herauf!«
    Die Holzschüssel fiel zu Boden, zerbarst, die Rüben kullerten in den Schmutz.
    »Dumme Gans!« fauchte Tildie. »Kannst du nicht aufpassen? Was sollen wir jetzt in den Eintopf tun?«
    Ceidre nahm ihre Umgebung nur mehr verschwommen wahr. Erst als Tildie ihr eine schallende Ohrfeige gab, klärte sich ihr Gesichtsfeld wieder. Erschrocken wich sie zurück. Und Tildie erschrak noch mehr darüber, sich vergessen zu haben. Sie schlug die Hand vor den Mund, ihre Augen waren groß und rund. Tildies schwere Brust hob und senkte sich über dem gewölbten Bauch ihrer Schwangerschaft.
    »Schon gut«, sagte Ceidre, deren Gesicht brannte. »Ich weiß, du hast es nicht so gemeint.«
    Tildie wich zurück, Tränen standen ihr in den Augen. »Das stimmt.« Sie fing an zu weinen. »Aber warum hast du die Rüben fallen gelassen? Was sollen wir jetzt tun?
    Am Ende lässt er uns alle auspeitschen. Und ich bin schwanger!«
    Ceidre legte den Arm um die weinende Frau. »Schsch, Tildie. Er wird dir nichts tun, das versprech ich dir.«
    Tildies Angst war nicht ungewöhnlich. In den wenigen Tagen, seit Ceidre in der Küche arbeitete, war ihr klar geworden, dass alle Sklaven Angst vor ihrem neuen Herrn hatten. Er war so groß und blickte ungeheuer finster drein. Seine Augen waren kalt. Die Leute hatten viele Geschichten von Rolfe dem Gnadenlosen gehört. Er galt als Wilhelms bester Heerführer. Er war unerbittlich. Bei Hastings hatten seine Männer Hunderte sächsische Bogenschützen abgeschlachtet, ehe die Restlichen in die Wälder fliehen konnten. Für seine Verdienste hatte er die Güter von Bramber in Sussex erhalten. Einen Aufstand hatte er niedergekämpft, bevor er überhaupt begonnen hatte, und die Anführer hängen lassen. Erst vor kurzem hatte er York niedergebrannt, jede Hütte, jede Scheune, jeden Baum, jeden Garten, nachdem die sächsischen Rebellen vertrieben waren. Und auf seinem Weg nach Aelfgar hatte er Kesop niedergebrannt, nicht einmal die Felder hatte er verschont. Und jetzt war er ihr neuer Herr und Gebieter.
    »Wir backen ein paar Laibe Brot mehr. Es wird schon reichen«, sagte Ceidre mit Bestimmtheit. »Hör auf zu weinen, Tildie. Setz dich ins Freie und ruh dich aus. Ich backe das Brot.«
    Rolfe lächelte zufrieden. Der Graben war ausgehoben, Erdreich und Gestein zu einem Wall aufgeworfen. Auf den Hügel in der Mitte des Ringgrabens sollten sich demnächst die Mauern seiner neuen Burg erheben. Die Palisade war bereits zur Hälfte fertiggestellt. Die mächtigen Holzbalken ragten um mehr als das Doppelte seiner Körpergröße auf. Bald würde die neue große Halle von Aelfgar fertig sein, und die Arbeiten am Burghof konnten beginnen.
    Rolfe trug nur ein leichtes Wams und Wollhosen. Der dünne, durchgeschwitzte Stoff klebte an seiner Haut und zeichnete jeden Muskelwulst und jeden Sehnenstrang seines gestählten Körpers ab. Seine goldenen Locken hingen ihm nass in die Stirn. Er wischte sich den Schweiß aus den Augen, verfluchte die Hitze, bestieg sein Pferd und ritt zum Haus zurück, dem er sich von hinten näherte.
    Vor ihm lagen die niederen Gebäude der Küche und Vorratskammern. Rauchschwaden quollen aus dem offenen Dach. Der Duft nach gebratenem Hammelfleisch stieg ihm in die Nase, und sein Magen knurrte. Eine Magd trug Butter aus der Molkerei, eine andere ein Servierbrett mit Fleisch. Beide strebten dem Haus zu. Ein Junge holte einen Eimer Wasser aus dem Brunnen und verschwand wieder. Es war menschenleer auf dem Hof. Dann trat wieder eine Magd aus der Küche und wollte zum Sudhaus.
    Rolfes Herz geriet ins Stolpern.
    Er zügelte das Pferd. Es gab keinen Zweifel, wer sie war. Ceidre.
    Er hatte sie seit Tagen nicht gesehen. Aber er hatte ständig an sie gedacht, obwohl er sich vergeblich bemüht hatte, sich abzulenken.
    In diesen Tagen war er launenhaft und griesgrämig. Er nörgelte an seinen Männern herum, niemand konnte es ihm recht machen, an jeder Arbeit fand er etwas auszusetzen.
    Als Guy ihn darauf ansprach, hatte Rolfe nichts darauf erwidert, und Guy hatte vorgeschlagen, er solle sich mit Lettie vergnügen, einem Bauernmädchen, an dem seine Männer viel Freude hatten. Rolfe hatte nicht auf ihn gehört, allerdings mit dem Gedanken gespielt. Doch beim Anblick all der Frauen hatte sich kein Funken Lust in seinen Lenden geregt. Wieso sollte er sich an einer vergreifen? Aber jetzt – jetzt regte sich seine Wollust.
    Sie hatte ihn nicht gesehen. Rolf hatte Mühe zu atmen. Bei ihrem Anblick

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