Der Eroberer
geschmeichelt, um etwas gebeten. Stets hatte er gedroht, verlangt, ihre Unterwerfung gefordert wie im Krieg. Nun entpuppte er sich als sanfter Liebhaber -und sie erlag seiner Verführung. Sie wusste es, und sie wollte es.
Und er, der Krieger mit dem unfehlbaren Instinkt des geborenen Siegers, wusste es gleichfalls. Er legte sie sanft auf das weiche Lager. »Bitte«, raunte er heiser, liebkoste ihre Brüste und legte sich auf sie.
Und wieder meldete sich ihr Gewissen. Morcars Bild tauchte vor ihr auf. Er war sein Gefangener, der Normanne würde ihn hängen lassen. Der Nebel ihrer sinnlichen Benommenheit lichtete sich, ihre Willenskraft kehrte zurück.
Verzweifelt stemmte sie sich gegen ihn. »Nein! Nein, niemals! Ich hasse Euch, Normanne! Mein Bruder schmachtet im Verlies, meine Schwester schläft nebenan. Morgen werdet Ihr sie heiraten und das Bett mit ihr teilen. Wann werdet Ihr Morcar hängen lassen? Ihr erwartet tatsächlich, dass ich Euch zu Willen bin?«
Er lag auf ihr, hatte aufgehört, sie zu liebkosen. Sein Atem ging stoßweise. »Du kommst mitten in der Nacht zu mir und weist mich zurück?« entrüstete er sich. »Du treibst ein gefährliches Spiel, Ceidre. Ich bin kurz davor, dich zu pfählen.« Er rieb seine mächtige Erektion an ihr.
Sie lag steif und reglos. Ihr Verlangen hatte einer kalten Angst Platz gemacht. »Alice kann jedes Wort hören. «
»Sie schläft.«
»Das bezweifle ich. Ich schreie. Eure Braut wird nicht gerade sehr erfreut sein, wenn ihr Bräutigam ihrer Schwester Gewalt antut.«
»Vor wenigen Augenblicken wäre es keine Gewalt gewesen.«
Ceidre schluckte die bittere Wahrheit. »Ich habe den Kopf 'verloren, es wird nicht wieder vorkommen. Lasst mich los! «
»Du treibst mich zum Wahnsinn!« stieß er in echter Verzweiflung hervor und presste sein Gesicht an ihren Hals.
Sein Körper lag schwer auf ihr, sein Geschlecht pochte an ihrem Leib. »Das ist Folter«, knurrte er. »Die reinste Folter. «
Sie blieb reglos liegen, fürchtete seinen Zorn. Nun, da sie wieder klar denken konnte, bekam sie Angst, dass ihre Schwester, deren Kammer nur wenige Schritte entfernt lag, die ganze Szene belauscht haben mochte. Ceidre ihrem war ihrem inneren Aufruhr nicht gewachsen. Wenn sie nur stark bleiben und sich die Lust des Normannen zunutze machen könnte! Aber sie fühlte sich nicht stark genug und fürchtete, ihr sündiges Verlangen würde sie im entscheidenden Augenblick übermannen.
Sein Körper lag schwer auf ihr, sie war in seinen Armen gefangen. Dann spürte sie, wie er sich entspannte, seine Umarmung sich lockerte. Ceidre versuchte, sich unter ihm frei zu winden. Sofort festigte sich sein Griff wieder. Er wollte sie nicht gehen lassen. Sie biss die Zähne aufeinander und blieb reglos liegen, wartete angstvoll auf seinen nächsten sinnlichen Angriff.
Doch der blieb aus. Rolfe schmiegte sein Gesicht an ihre Wange, seine Arme hielten sie umfangen. Er seufzte. Und dann kamen seine Atemzüge tief und regelmäßig. Ceidre horchte auf. War er eingeschlafen? Hatte er so viel Wein getrunken?
Und ihre Gedanken begannen zu rasen.
Der Normanne schlief, Guy war unten in der Halle, sie war frei und unbewacht. Ihr Herz hämmerte hart. Guy vermutete sie im Bett des Normannen. Sie würde sich an einem Seil aus verknoteten Decken aus dem Fenster in den Hof hinunterlassen, den Wachtposten mit einem Trank einschläfern, ein Pferd bereit halten und Morcar wäre frei …
Ceidre wand sich mit aller Vorsicht unter dem schlafenden Normannen hervor. Sobald sie auf den Füßen war, huschte sie zur Tür und horchte. Kein Laut war zu hören. Wenn Alice wach sein sollte und sie belauscht hatte, sollte sie getrost das Schlimmste denken. Morcars Freiheit war wichtiger.
Kapitel 21
Alice wanderte in ohnmächtigem Zorn rastlos im Söller auf und ab.
Er hatte die Stirn, sie zu betrügen, während sie in der Kammer nebenan schlief -mit ihrer eigenen Schwester! Alice wollte schreien, mit Fäusten auf das Schwein losgehen und Ceidre den Hals umdrehen. Sie, die Herrin, wurde verhöhnt und gedemütigt, und ganz Aelfgar wusste davon. Sie konnte es nicht länger ertragen.
Beherzt trat sie auf den Flur, verharrte und verlor den Mut. Sie wollte Rolfe am nächsten Morgen heiraten. Durfte sie es wagen, ihm die Stirn zu bieten? Durfte sie es wagen, ihm Vorhaltungen zu machen? Was wäre, wenn er die Hochzeit im Zorn absagte? Wenn sie nur mehr Macht hätte!
Er will dich wegen Aelfgar, ermahnte sie sich. Du hast Macht über
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