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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Euer Hochzeitstag«, erinnerte er ihn. »Und Ihr habt verschlafen. Ihr müsst Euch ankleiden und in einer Stunde bei der Kapelle sein, Mylord.«
    Rolfe hielt sich den schmerzenden Kopf und stöhnte. »In einer Stunde? Das schaffe ich nicht.« Seine Kopfschmerzen waren noch schlimmer geworden.

Kapitel 22
    Es war ganz leicht.
    Die Vorbereitungen zum festlichen Hochzeitsmahl waren seit dem gestrigen Morgen im vollen Gange. In den Küchen ging es zu wie in einem Bienenhaus. Doppelt so viele Bedienstete wie sonst machten sich an Herden und Anrichten zu schaffen. Es war ein ständiges Kommen und Gehen zwischen den Wirtschaftsgebäuden und der Großen Halle. Eine Hochzeit war nicht nur ein Fest für die Edlen, das ganze Dorf nahm daran teil. Es musste genügend gekocht, gebraten und gebacken werden, damit alle satt wurden – Wein und Bier würden in Strömen fließen. Noch dazu war diese Hochzeit etwas ganz Besonderes. Die Leibeigenen hatten einen neuen Herrn bekommen, und niemand wollte ihm missfallen. Zumal der Normanne sein Versprechen tatsächlich wahr gemacht hatte und das niedergebrannte Dorf an anderer Stelle wieder aufbauen ließ. Einige der strohgedeckten Bauernkaten waren schon fast fertig.
    Ceidre schlug das Herz bis zum Hals; ihr war seit dem frühen Morgen übel. Das ist nur die Aufregung, versuchte sie sich zu beruhigen. Sie hatte Gerüchte gehört dass der Normanne beabsichtigte, Morcar am Tag nach der Hochzeit nach York zu bringen. Es galt also: jetzt oder nie. Die Würfel waren gefallen. Und der Zeitpunkt hätte nicht günstiger sein können. In dem aufgeregten Durcheinander konnte ihr Plan gelingen. Er musste gelingen.
    Ceidre weigerte sich standhaft, an die Strafe zu denken, die ihr drohte. Hatte er nicht schon einmal Nachsicht ihr walten lassen? Dennoch flog ihr ein kalter Schauer über den Rücken, denn er hatte sie eindringlich gewarnt.
    Ebenso hartnäckig weigerte sie sich, an die Hochzeitsfeier zu denken.
    Teddy kam aus der Küche, ein Brett mit Essen und einem Krug in Händen, und eilte zur Hinterseite des Hauses, wo sich der Eingang zum Kellerverlies befand. Ceidre holte ihn ein. »Ist das für den Wachtposten?«
    Teddy eilte weiter, er war atemlos und schweißüberströmt. »Ja. Und ich beziehe Prügel, wenn ich nicht gleich wieder in der Küche bin und die Hühner weiterdrehe! «
    »Gib mir das Brett«, sagte Ceidre und versperrte ihm den Weg.
    Teddy blieb keuchend stehen, seine Augen funkelten listig: ein flüchtiger Augenblick gegenseitigen Verstehens. Er zuckte mit den Schultern. »Danke, Ceidre.« Er händigte ihr seine Last aus, machte kehrt und rannte ins Küchenhaus zurück.
    Er wusste Bescheid, das war Ceidre klar. Ebenso klar war ihr, dass sie den Jungen nicht verraten würde, wenn die Tat entdeckt wurde. Sie würde alle Schuld auf sich nehmen. Die Brust war ihr wie zugeschürt. Sie wünschte, das Essen nicht selbst bringen zu müssen, aber die Aufgabe konnte sie nicht einem unschuldigen Jungen überlassen.
    Auf dem Brett lagen Brot und Käse. Im Krug schäumte Bier. Ceidre hatte nicht die Absicht, die gleiche List wie bei Guy anzuwenden. Sie stellte das Brett ab, öffnete hastig den Deckel des kleinen Korbes, den sie über dem Arm trug, holte ein Stück mit Kräutern gewürzten Ziegenkäse heraus, legte ihn auf das Brett und warf den anderen Käse ins Gebüsch.
    Sobald der Wachtposten den Käse gegessen hatte, würden seine Eingeweide in mächtigen Aufruhr geraten.
    Kornrade war ein äußerst wirksames Abführmittel.
    Das Verlies war ein finsteres etliche Klafter tiefes Loch mit einer Falltür hinter dem Herrenhaus. Ceidre hatte sich ein einziges Mal hinunter gewagt, als sie noch klein war – ein grauenhaftes Erlebnis, das sie nie vergessen würde.
    Es war stickig in dem Loch gewesen, so stickig, dass man kaum atmen konnte, und es war stockfinster gewesen.
    Ratten waren durch die Dunkelheit gehuscht und Schlamm hatte sich zwischen ihre nackten Zehen gearbeitet. Ihre Brüder hatten sie angestachelt, in das Verlies hinunterzusteigen und es zu erforschen. Und Ceidre hatte die Mutprobe auf sich genommen und sich nicht viel dabei gedacht. Doch als sie unten gewesen war, hatte das enge, schwarze Loch sie in maßloses Grauen versetzt. Ihr war heiß und kalt geworden, lähmende Furcht hatte sich ihrer bemächtigt. »Wir machen die Tür zu, damit du weißt, wie es wirklich da unten ist«, hatte Morcar herunter gerufen.
    »Nein!« hatte Ceidre geschrien, doch es war zu spät. Die Falltür war

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