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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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lachen und verkrampfte sich in Erwartung des nächsten Peitschenhiebs. Die Schmerzen waren unerträglich; sie wollte nicht schreien, vor dem Normannen keine Schwäche zeigen. Sie weinte, weil sie die grauenvollen Schmerzen nicht länger aushielt. Sie sah ihn vor sich, stolz und schön, und ihr verräterisches Herz sehnte sich danach, von ihm getröstet und fortgebracht zu werden. Nein, schrie jemand in ihrem Traum. Er ist dein Feind, er ist es, der dir diese Schmerzen zufügt! Doch sie hörte nicht auf die Stimme. In ihrem wirren Alptraum war er ihr Retter. Seltsamerweise wusste sie, wie der Traum enden würde, wusste, dass er zu ihr kommen, sie in die Arme nehmen und sie fortbringen würde. Dann würden ihre Schmerzen aufhören. Sie wünschte, er möge sich beeilen, damit ihre Schmerzen endlich ein Ende nahmen. »Rolfe, bitte«, schrie sie. »Rolfe, bitte.«
    »Wach auf, Ceidre«, befahl Alice schneidend.
    Bei Ceidres erstem Aufschrei straffte Rolfe sich. Sie hatte ihn noch nie beim Namen genannt. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Und dann schrie sie seinen Namen noch einmal. Mit zwei langen Sätzen war er an ihrem Bett, beugte sich über sie, legte seine Hände sanft auf ihre Schultern. Er achtete nicht auf Alice, die mit einem verächtlichen Laut hochfuhr. Er sank neben Ceidre auf die Knie. »Wach auf«, raunte er heiser. »Ceidre.«
    Seine Hand glitt zu ihrem Nacken, streichelte ihren Hinterkopf. Sie wimmerte und schluchzte. Er wusste nicht, ob sie noch schlief, als sie näher rutschte und sich an ihn schmiegte, während er einen Arm unter sie schob und sie behutsam an seine Brust zog. »Wach auf«, murmelte er, und sein Atem hauchte an ihre Stirn. In Gedanken flüsterte er tröstende Worte, sehnte sich danach, ihr die Tränen vom Gesicht zu küssen. Gleichzeitig war er sich der Gegenwart seiner Gemahlin bewusst, die nur wenige Schritte hinter ihm stand. Zum Teufel mit dieser Furie!
    Ceidres warme Handflächen tasteten über seine nackte Brust und umfingen seine Schultern. Ihr Gesicht schmiegte sich an ihn, ihre Tränen benetzten seine Haut. Rolfe hielt sie an sich gedrückt. Ein Glücksgefühl durchströmte ihn, wie er es nie zuvor empfunden hatte.
    Er vergaß Alice. Er küsste Ceidres Haar, wiegte sie. »Verzeih mir«, raunte er heiser, während sein Verstand verwundert registrierte, dass er sie um Verzeihung bat. Noch nie hatte er einen Menschen um Verzeihung gebeten.
    Doch in dieser dunklen Nacht zählte keine Vernunft, kein Gesetz. Und dann glaubte er den Moment zu spüren, in dem sie endgültig erwachte.
    Sie verharrte in seinen Armen, ihre Lider flatterten an seiner Brust wie Schmetterlingsflügel. Rolfe ahnte, was kommen würde, festigte seine Umarmung, drückte ihren Kopf enger an sich. Er atmete nicht. Ceidre hatte ebenfalls aufgehört zu atmen.
    Er kam sich unbeholfen, linkisch und dumm vor und konnte sich dennoch nicht von ihr lösen. Zugleich stieg ein schwindelerregendes Glücksgefühl in ihm hoch wie nach einem. Sieg. Sie wehrte sich nicht gegen ihn, schmiegte sich seufzend enger an ihn. Er wiegte sie sanft wie ein Kind. Es bedurfte keiner Worte, keiner Erklärungen. Und dann hörte er ihre regelmäßigen Atemzüge und wusste, dass sie nicht aufgewacht war, sondern tief schlief.
    Enttäuschung breitete sich in ihm aus.
    »Das ist widerlich«, zischte Alice hinter ihm.
    Hatte Ceidre die ganze Zeit geschlafen? fragte er sich. Was sollte die törichte Frage? Er hatte geglaubt, sie wehre sich nicht gegen seine Umarmung, und dieser Gedanke war ihm zu Kopf gestiegen wie schwerer Wein. Er legte sie sanft aufs Kissen zurück. Dann *drehte er sich zu Alice um.
    Ehe sie sprechen konnte, sagte er kalt: »Wenn Ihr sie getröstet hättet, wie es einer Schwester zukommt, hätte ich es nicht tun müssen.«
    Alice stiegen Tränen der Wut in die Augen. »Ihr beschämt mich vor meinen Untertanen!«
    »Ich habe Euch nicht beschämt.«
    »Beschämt Ihr mich nicht, wenn Ihr meine Schwester zu Eurer Buhle nehmt?«
    »Sie ist nicht meine Buhle, Alice«, entgegnete Rolfe warnend, nahm sie beim Arm und schob sie aus der Kammer.
    Im ehelichen Gemach ließ er ihren Arm immer noch nicht los. »Aber es ist an der Zeit, dass ich Euch etwas klar mache. Ihr seid meine Gemahlin. Und Ihr werdet als solche behandelt. Solltet Ihr jedoch je wieder Anstoß nehmen an meiner Beziehung zu einer anderen Frau, lasse ich Euch einsperren. Ich bin ein Mann, und ich habe die Rechte eines Mannes. Rechte, die Euch nichts angehen. Ich

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