Der erste Marsianer
noch geöffneten Augen nahmen einen glasigen Ausdruck an. Minuten später lag ein toter Mann vor ihnen.
Clark und Morlake standen auf. „Meine Herren“, sagte Morlake, „Sie haben Ihre Antwort.“ Er sah, daß sie noch immer nicht begriffen, was er nun schon seit geraumer Zeit vermutete.
General Clark starrte grimmig auf den Toten. „Wenn ich daran denke, daß wir ihm seit Monaten unsere Geheimnisse anvertrauten …“ Er schluckte, schüttelte seinen Kopf und streckte Morlake die Rechte hin. „Danke.“
Morlake sagte nichts. Das triumphierende Bewußtsein seines Sieges wurde von Schwermut verdrängt. Clark mißdeutete den Ausdruck.
„Ich weiß, was Sie bekümmert“, sagte der General. „Aber Sie irren. Wir haben Raumschiffe.“ Und er beschrieb den geplanten Angriff auf den Mond.
Morlake nickte, doch seine Depression blieb. Ein solcher Angriff würde notwendig sein, um die Abschußplätze auf dem Mond ausfindig zu machen und festzustellen, wo und wie in Amerika Tormey und seine Gruppe Atomraketen und Raumschiffe in ihren Besitz gebracht hatten. Aber das war nebensächlich.
Der erste Atomkrieg war nicht ein internationaler, sondern ein Bürgerkrieg gewesen. Und nun, da ihr Anführer Tormey tot war, würde die Bande den Zusammenhalt verlieren und sich zerstreuen. Eine Bande von reaktionären, rassistischen Amerikanern.
Der Krieg war vorüber. Unwiderruflich.
ERFÜLLUNG
Ich sitze auf einem Hügel. Ich habe, so scheint mir, seit Ewigkeit hier gesessen. Gelegentlich denke ich, daß es einen Grund für meine Existenz geben muß. Jedesmal, wenn dieser Gedanke kommt, untersuche ich die verschiedenen Möglichkeiten und versuche zu bestimmen, welche Motivation ich haben kann, daß ich auf dem Hügel bin. Allein auf dem Hügel. Immer und ewig auf einem Hügel über einem langen, tiefen Tal.
Der erste Grund für meine Anwesenheit scheint auf der Hand zu liegen: Ich kann denken. Gebt mir ein Problem. Die Quadratwurzel einer sehr hohen Zahl? Die Kubikwurzel einer anderen? Stellt mir die Aufgabe, eine achtzehnstellige Primzahl mit sich selbst zu multiplizieren. Legt mir ein Problem in variablen Kurven vor. Fragt mich, wo ein bewegliches Objekt von bestimmter Geschwindigkeit zu einem gegebenen Zeitpunkt in der Zukunft sein wird, und gebt mir nur eine kurze Gelegenheit, das Problem zu analysieren.
Die Lösung wird mich nur einen Augenblick kosten.
Aber niemand fragt mich je nach solchen Dingen. Ich sitze allein auf einem Hügel. Manchmal berechne ich die Bewegung einer Sternschnuppe. Ich beobachte einen fernen Planeten und verfolge über Jahre seine Bahn. Aber diese Beschäftigungen erscheinen mir nutzlos. Sie führen zu nichts. Zu welchem möglichen Zweck könnte ich die Informationen verwerten?
In solchen Augenblicken fühle ich, daß ich unvollständig bin; dann denke ich, daß es etwas geben muß, für das alles dies eine Bedeutung hat.
Jeden Tag kommt die Sonne über den luftlosen Horizont der Erde empor. Es ist ein schwarzer, Sternenreicher Horizont, Teil des Sternenreichen Universums.
Er war nicht immer schwarz. Ich erinnere mich einer Zeit, wo der Himmel blau war. Ich sagte sogar voraus, daß die Veränderung kommen würde. Ich gab die Information jemandem. Was mich jetzt beschäftigt, ist: wem gab ich sie?
Es ist sonderbar, daß ich die Information gab und mich nicht entsinnen kann, wem ich sie gab. Wenn solche Gedanken kommen, dann frage ich mich, ob nicht etwa ein Teil meines Gedächtnisses fehlt. Seltsam, daß dieses Gefühl so stark ist.
In periodischen Abständen gelange ich zu der Überzeugung, daß ich nach der Antwort suchen sollte. Das zu tun, wäre mir ein leichtes. In den alten Tagen zögerte ich nicht, Einheiten von mir selbst in die entferntesten Regionen des Planeten zu entsenden. Ich schickte sogar Teile meiner selbst zu den Sternen hinauf. Ja, es würde einfach sein.
Aber warum? Was gibt es, wonach zu suchen sich lohnte? Ich sitze allein auf einem Hügel, allein auf einem Planeten, der alt und nutzlos geworden ist.
Es ist ein neuer Tag. Die Sonne steigt wie gewöhnlich zum Mittagspunkt des ewig schwarzen, sternerfüllten Himmels.
Plötzlich ist jenseits des Tals ein silbriger Glanz. Ein Kraftfeld materialisiert sich aus der Zeit und synchronisiert sich mit der normalen Zeitbewegung des Planeten.
Es ist kein Problem für mich, festzustellen, daß es aus der Vergangenheit kommt. Ich identifiziere die verwendete Energie, definiere ihre Begrenzungen, bestimme ihre Quelle.
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