Der erste Verdacht
Sie wollte wieder zurück und bekam dann eine Arbeit bei Ceder«, informierte Fredrik.
Kjell Bengtsson Ceder hatte also recht bald eine Affäre mit seiner neuen Sekretärin begonnen. Sanna und Ludwig bedeuteten ihm überhaupt nichts. Warum hatte er dann nur geheiratet? Noch eine Frage, die sie Sanna stellen mussten.
Jonny räusperte sich, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen.
»Ich bin dem verschwundenen Boot von Thomas Bonetti auf der Spur. Nachdem er damals als vermisst gemeldet worden war, wurden diesbezüglich einige ergebnislose Nachforschungen angestellt. Erinnert ihr euch noch an diese große Bande, der die Kollegen aus Malmö im Sommer auf die Spur kamen? Sie hatte sich auf gestohlene Motoren und Boote spezialisiert. Das meiste ging in den Export, aber einiges wurde auch in Schweden verhökert. Gestern rief ich in Malmö an und fragte nach einem Storebro Royal Cruiser 420. Wenig später erhielt ich ein Fax: Vor zwei Jahren wurde ein genau solches Modell nach Karlskrona verkauft. Die Nummer des Motors stimmt nicht, und jetzt kontrollieren sie die Geheimnummer, die irgendwo im Innern des Motors sitzt.«
»Wunderbar! Jetzt erhalten wir vielleicht endlich eine Erklärung für den Verbleib dieses großen Luxuskahns«, rief Andersson.
Irene war erstaunt, dass Jonny so viel Initiative an den Tag gelegt hatte. Aber sie wusste, dass er ziemlich auf Zack sein konnte, wenn er sich Mühe gab. Daran hatte es in den letzten Jahren vermutlich am meisten gehapert. Er hatte nicht einmal versucht, sich anzustrengen. Sie meldete sich wieder zu Wort:
»Demzufolge müssen aber immer noch mindestens zwei Personen Thomas ermordet haben. Das Boot ist groß. Man braucht mindestens eine Person zum Manövrieren, um die Leinen loszumachen und anzulegen. Eine Person musste Thomas in Schach halten. Nach dem Mord brachte einer der beiden das Boot irgendwohin, wo es die Bootshehler übernahmen. Der zweite fuhr mit einem anderen Boot, mit dem beide nach Hause zurückkehren konnten. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Person, die Thomas’ Boot wegbrachte, ein Auto in der Nähe abgestellt hatte. Vielleicht fuhr er ja auch mit dem Bus nach Hause.«
»Wohl kaum. Ein zu großes Risiko. Nach einem solchen Verbrechen will man so wenig wie möglich gesehen werden. Ich glaube, dass er sich entweder mit einem Boot oder einem Auto aus dem Staub machte.«
»Vielleicht ist er auch gejoggt«, schlug Tommy vor.
»Gejoggt?«, fragte Andersson und runzelte seine bereits äußerst faltige Stirn, was ihm stets das Aussehen einer Bulldogge verlieh. Irene wusste, dass er auch noch andere Ähnlichkeiten mit diesem Tier besaß. Hatte er sich erst einmal in etwas verbissen, ließ er nicht mehr locker. Diese Beharrlichkeit hatte ihnen schon oft geholfen, einen Fall zu lösen.
»Ja. Der Jogger, der vor dem Mord in Askim gesichtet wurde, hat sich trotz wiederholter Aufforderungen in den Zeitungen nicht gemeldet. Außerdem haben wir ein Reflexband, wie es Jogger benutzen, am Tatort gefunden«, erinnerte er sie.
Irene hatte den Jogger, den der Hundebesitzer im strömenden Regen gesehen hatte, fast vergessen. Natürlich konnte er wichtig sein. Auch wenn er nicht der Täter war, so hatte er vielleicht wichtige Beobachtungen gemacht, da er sich zum Zeitpunkt des Mordes in der Nähe des Hauses befunden hatte. Tommy hatte Recht, Der Jogger war interessant.
»Ich denke an Sanna. Sie sagt, Ludwig und sie seien bedroht worden. Von allen, die einen Finger erhielten, ist sie als Einzige noch am Leben«, fuhr Tommy fort.
»Edward Fenton hat auch einen erhalten«, erinnerte ihn Irene.
»Das hat er Sanna gegenüber behauptet. Ob das auch wirklich stimmt, können wir erst dann mit Sicherheit wissen, wenn wir mit ihm gesprochen haben.«
Irene stimmte ihm zu. Auch sie fand es merkwürdig, dass jemand den Chef der europäischen Niederlassung von H.P. Johnson’s erpresst haben sollte.
»Wie auch immer: Der Mörder ist immer noch aktiv. Es fragt sich, ob wir nicht an ihre Sicherheit denken müssen«, meinte Tommy.
»Wenn wir einen Polizisten vor ihrem Haus postieren, versteht der Mörder sofort, dass sie gesungen hat«, wandte Fredrik ein.
Andersson blies seine hängenden Wangen auf und ließ die Luft mit einem Prusten entweichen. Seine Untergebenen wussten, dass das bei ihrem Chef ein Zeichen tiefster Konzentration war. Er dachte angestrengt nach, dann klatschte er in die Hände und rief: »Überwachung! Wir müssen dafür sorgen, dass sie und der Junge
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