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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Vi­sier ei­nes Rit­ters. Es er­in­ner­te mich dar­an, daß es nicht un­ge­fähr­lich war, für die Ret­tungs­bri­ga­de zu ar­bei­ten. Ich sah in dem Rüs­tungs­sta­pel nach und nahm mir ein schwe­res, aus fes­ten Ei­sen­glie­dern be­ste­hen­des Ket­ten­hemd, denn auch im Kar­ne­val kann ei­nem al­ler­hand pas­sie­ren. Es war aus dunklem, ech­tem Me­tall und stell­te einen gu­ten Schutz dar. Dann stülp­te ich mir einen sil­ber­nen Stirn­reif mit Na­sen­schutz über den schwar­zen, ka­pu­zen­be­wehr­ten Kopf. Er sah aus wie ein Helm, und die schwar­ze Ge­stalt im Spie­gel war plötz­lich Kö­nig Ri­chard Lö­wen­herz, der sich als sa­ra­ze­ni­scher Rit­ter ver­klei­det hat­te. Ich schnapp­te mir ein sil­ber­nes Schwert und wir­bel­te es durch die Luft, aber es war zu leicht und be­stand nur aus Plas­tik.
    Nie­mand wur­de da­zu er­mu­tigt, in der Kar­ne­vals­zeit be­waff­net her­um­zu­lau­fen. Mor­de ka­men re­gel­mä­ßig vor, und in der Re­gel konn­ten mas­kier­te Mör­der un­ter Mil­lio­nen mas­kier­ter an­de­rer Men­schen leicht ent­kom­men. Das Ket­ten­hemd wür­de mich zwar be­schüt­zen, aber ich war nicht be­waff­net.
    In sei­ner Ver­klei­dung mar­schier­te Kö­nig Ri­chard Lö­wen­herz in den Pos­traum und nahm Ge­or­ge San­fords Post an sich. In ei­nem ver­sie­gel­ten, of­fi­zi­ell aus­se­hen­den Päck­chen, das an mich adres­siert war, be­fand sich ein Arm­band­sen­der der Po­li­zei. Ich freu­te mich, ihn zu se­hen. Es war ge­nau das, was ich brauch­te. Ich be­fes­tig­te den Sen­der auf mei­nem schwar­zen Hand­ge­lenk, und er sah aus wie ein ei­ser­nes Stich­blatt mit ein paar ro­ten und schwar­zen Zier­knöp­fen. Einen da­von drück­te ich. Der Sen­der strahl­te einen Ruf mit mei­ner Iden­ti­täts­num­mer an die Ab­tei­lung Sta­tis­tik ab. Ich hielt ihn ans Ohr.
    Ei­ne dün­ne, aber deut­li­che Stim­me sag­te: „Nach­rich­ten für Ge­or­ge San­ford vom Po­li­zei­prä­si­di­um. In­for­man­ten ha­ben aus­ge­sagt, daß der Na­me Ge­or­ge San­ford auf der ara­bi­schen Ra­che­lis­te steht. Eben­so die Na­men Ah­med Kos­va­ka­tats von der Ret­tungs­bri­ga­de und Erick To­ren­son von der In­dus­tri­al Tun­nel De­sign Con­struc­ti­on Com­pa­ny. Die ara­bi­sche Be­schwer­de bein­hal­tet, daß die­se Leu­te iden­ti­fi­ziert wor­den sind, in der ver­gan­ge­nen Wo­che den ara­bi­schen Kö­nig Ak­bar His­ham be­lei­digt und miß­han­delt zu ha­ben. Ak­bar His­ham wird mo­men­tan ver­mißt. Wenn er zu­rück­ge­bracht wird und man sich ent­schul­digt, wer­den die Na­men von der Lis­te ge­stri­chen. Die­se Lis­te wur­de der Po­li­zei mit der Be­mer­kung über­ge­ben, sie bein­hal­te ei­ne Auf­for­de­rung zum Du­ell un­ter der Auf­sicht von Schieds­rich­tern, was le­gal ist. Wir wis­sen je­doch, daß wir es hier mit ei­ner ernst­haf­ten Be­dro­hung zu tun ha­ben. Die­je­ni­gen Per­so­nen, die hier an­ge­spro­chen sind, wer­den ge­be­ten, äu­ßers­te Vor­sichts­maß­nah­men ge­gen even­tu­el­le At­ten­ta­te zu er­grei­fen. En­de der Durch­sa­ge.“
    Und dann: „Nach­richt für Ge­or­ge San­ford. Von Judd Oslow, Chef der Ret­tungs­bri­ga­de. Ihr üb­li­cher Ta­rif wird für je­den Tag ver­dop­pelt, falls Sie wäh­rend der drei Kar­ne­vals­ta­ge vom 21. bis 24. Ju­li für die Ret­tungs­bri­ga­de ar­bei­ten. Wenn Sie ein­ver­stan­den sind, hal­ten Sie bit­te die­se Lei­tung für ei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on mit der Ret­tungs­bri­ga­de of­fen.“
    So­fort da­nach: „Nach­richt für Ge­or­ge San­ford. Bit­te tref­fen Sie sich mit Ah­med und Ann auf dem He­li­ko­pter-Lan­de­platz von Ma­cy’s Pla­za um zehn Uhr. Nur zu­rück­ru­fen, falls Ih­nen dies nicht mög­lich ist. En­de der Durch­sa­gen.“ Der Sen­der pieps­te, klick­te und ver­fiel in Schwei­gen. Ich dach­te über die ers­te Bot­schaft nach. Ich hat­te kei­ne Ah­nung, warum Ak­bar His­ham ver­mißt wur­de, aber vor ei­ni­gen Ta­gen hat­te ich ihn – und zwar aus gu­tem Grund – ziem­lich rauh be­han­delt. Ich war froh, daß mein Ko­stüm mich un­kennt­lich mach­te und ich kei­ne fes­te Adres­se hat­te. Heu­te wür­den sie mich je­den­falls

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