Der Esper und die Stadt
das offene Tor hinein. Wie üblich donnerten auch diesmal die mechanischen Übungspferde auf ihren Schienen talwärts, aber heute saßen Außenseiter auf dem „Rücken“ der künstlichen Reittiere und versuchten einander aus dem Sattel zu heben. Sie hielten Lanzen mit Boxhandschuhen in den Händen und zahlten pro Ritt einen Dollar.
Ein kleiner Stand verkündete, daß es hier ein MITTELALTERLICHES FRÜHSTÜCK gab. In der Hoffnung, daß es eine anständige Fleischration gab, zahlte ich fünfzig Cent. Die kostümierte Dame hinter der Theke nahm mein Geld und gab mir eine Schale mit irgendeinem halbflüssigen, braunen Zeug. „Was ist das denn?“ Ich probierte es, aber das Zeug schmeckte beinahe nach gar nichts.
„Gesottener Weizen, Hafer und Gerste mit Wasser; es heißt Schleimsuppe“, sagte sie und reichte mir freundlicherweise noch etwas Honig und Sahne, damit ich überhaupt einen Geschmack auf die Zunge bekam. Mit der Frühstücksschale in der Hand nahm ich im Park der Kommune auf einer Bank Platz.
Während ich da saß, kam Adolf Hitler mit seinem kleinen Schnurrbart zusammen mit einem Sultan in Turban und Pluder hosen auf mich zu. Die beiden hatten das gleiche Frühstück erstanden und setzten sich neben mich. Als wir fertig waren, forderte Adolf Hitler mich zum Kampf heraus. Wir zahlten beide einen Dollar und kletterten auf die imitierten Pferde.
Mein Gaul ratterte den Hügel hinauf und schaukelte dabei auf seinen unregelmäßig geformten Beinen wie ein alter Klepper. Am Ende der Schiene machte er eine Wendung, dann jagte er mit Volldampf den Berg hinab. Ich stieß einen lauten Kampfschrei aus. Das andere Pferd kam auf mich zu, aber der Mann, der sich als Hitler verkleidet hatte, senkte schon die Lanze und sah ziemlich grimmig aus. Mein Gaul schwankte und bockte, weswegen es mir schwerfiel, richtig auf ihn zu zielen. Der Handschuh am Ende meiner Lanze traf ihn genau vor die Brust und warf ihn nach hinten weg vom Pferd. Seine Lanze traf meine Schulter, verfing sich in dem Kettenhemd und riß mich ebenfalls zu Boden. Er hatte Glück gehabt, denn ich brachte sicherlich fünfzig Pfund mehr auf die Waage als der andere.
Wir trafen zu gleicher Zeit am Boden auf. Wir erhoben uns, rieben unsere Schrammen und gaben die Lanzen an die nächsten Wettkämpfer weiter. Am Rande des Parks fing eine Reihe von Mönchen in grünen Kutten an, einen Kreis zu bilden. Sie sangen und trugen Kerzen mit sich herum, und ein paar Leute in braunen Beinkleidern und Leinenhemden spritzten auseinander und arrangierten auf dem Gras rote Plastikdeckchen, die fast wie kleine Läufer aussahen. Sie verbanden die Dinger mit irgendwelchen Schnüren, die über den Grasboden liefen. Dann leuchteten die runden Deckchen auf, und rote und gelbe Plastikbänder stiegen wie Flammen wellenförmig in die Luft. Kostümierte junge Leute begannen nach einem Lied zu singen, nahmen sich bei den Händen, bildeten einen Kreis und tanzten.
Ich kenne einige Angehörige dieser Kommune, aber an diesem Tag erkannte ich niemanden wieder. „Komm, tanz mit“, rief mir ein grünes Mädchen zu. Sie ließ das neben ihr stehende Mädchen los, öffnete den Kreis für mich und winkte mir zu.
Ich schüttelte den Kopf. „Kann nicht. Ich bin kein Mitglied.“ Sie tanzte weiter, nahm die Hand der anderen und schloß den Kreis wieder.
Ein bärtiger Mann mit einer grünen Kapuze legte seine Hand auf meinen Arm. „Der Mitternachtsritus des Grünen Wolfs steht jedem Freiwilligen offen“, sagte er. „Du kannst ruhig kommen.“
„Um was geht es bei diesem Tanz?“ fragte ich.
Er erklärte es mir. „Der Tanz ehrt die Sonne für ihren längsten Tag. Mit den Feuern zögern wir das Tageslicht hinaus. Die kürzeste dunkle Nacht des Jahres. Um Mitternacht
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