Der Esper und die Stadt
Treppenstufen.
Die Muskelmänner spritzten vor mir und meinem Schwert auseinander, denn sie sahen nicht, daß die Klinge stumpf war. Ich eilte die Stufen hinunter bis auf die Ebene, auf der die Puppen lagen. Als ich auf diesem Absatz angekommen war, sah ich mir den schulterhohen Stapel an. Welche von den Puppen war ein Mensch und mußte gerettet werden?
Die „Indianer“ blickten auf ihren Hohepriester und warteten auf Befehle. Der Hohepriester stand immer noch da und sah zu Boden, aber die vier anderen machten ein paar wilde Gesten. Ihre Untertanen sollten mich umzingeln, aus allen Richtungen gleichzeitig angreifen und mich schnappen.
Köpfe und Arme aus Stroh verbauten mir den Weg. Ich ergriff einen Arm und betastete ihn. Er bestand aus dünnem, leichtgewichtigem Stroh und gehörte keinem echten Menschen. Mit glänzenden Bronzemessern kamen die Azteken nun aus beiden Richtungen auf mich zu. Keine Zeit, um mir jede Puppe einzeln anzusehen. Eine, die wirklich lebte, mußte schwerer sein. Ich packte einen Strohkopf und zerrte daran. Der ganze Stapel geriet ins Wanken. Ich zerrte noch einmal, und er fing an zu rutschen. Nun riß ich mit aller Gewalt. Der Puppenstape! fiel auseinander, und die Gestalten rollten in alle möglichen Richtungen.
Zurück blieben nur noch drei, von denen eine, die ziemlich schwer war, zwei andere unter sich begraben hatte. Sie lag direkt vor meiner Nase. Ich stieß sie an. Sie strahlte ein paar wütende Impulse ab und krümmte sich, aber ihre Arme waren nachgemachte Strohgebilde. Ich glitt neben sie und warf sie mir über die Schulter. Die Puppe hatte das schwere Gewicht eines Mannes.
Wo sich vorher die Puppen befunden hatten, tauchten nun zwei Azteken auf, die sich bückten, um mich anzuspringen. Ich schlug aufwärts und traf einen mit dem imitierten Schwert gegen die Brust. Er fiel mit einem Grunzen um und verlor das Bewußtsein, woraufhin der andere schnell den Rückzug antrat und dabei noch ein paar andere wegstieß. Sie hielten meine Klinge für echt, denn der Bursche, den ich niedergeschlagen hatte, sah aus wie tot.
Ich schaltete meinen Düsengürtel an, wirbelte herum und sprang auf den nächsten Absatz, der etwa eineinhalb Meter tiefer lag. Ich kam schwer auf und landete mit einem Fuß hart am Rand der Stufe. Die Düsen zischten und drückten mich weiter. Der Druck zwang mich zu einem weiteren Sprung, der diesmal größer war als der vorherige. Und wieder traf ich mit dem Fuß auf einen Stufenrand. Der Absatz war kaum einen Meter breit. Ich hatte keine Chance, mich wieder aufzurichten, denn schon drückten mich die Düsen weiter. Noch ein Sprung! Allmählich machte mir die Hüpferei Spaß. Wie im Fall flog ich die Stufen hinunter. Ich kam mir vor wie eine übermütige Bergziege, die eine Klippe hinuntersauste.
Während ich von Stufe zu Stufe eilte, zischten die Düsen. Sie versuchten mich zu bremsen, aber das Gewicht des Mannes auf meiner Schulter zog mich unweigerlich weiter nach unten.
Das Ende der Pyramide tauchte vor mir auf – und dahinter lag nur noch Luft. Der Geländerrand des Gebäudes kam mir entgegen. Ich ließ das Schwert fallen, packte den Mann auf meiner Schulter mit beiden Händen und machte einen letzten, großen Sprung ins Nichts hinein. Als ich zwanzig Stockwerke über dem Erdboden in der Luft hing, erinnerte ich mich an alle haarsträubenden Geschichten, die man sich von versagenden Düsengürteln erzählte.
Die Düsen pfiffen lauter. Der Harnisch fing an, mich mit aller Kraft in die Höhe zu ziehen, und die Riemen unter meinen Armen, dem Gesäß und im Schritt begannen sich zu verengen. Einen Augenblick lang trieb ich aufrecht in der Luft. Dann brachte die linke Düse plötzlich mehr Leistung als die rechte, und ich
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