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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Jah­res­hälf­te.“ Sein Ton­fall war sar­kas­tisch. „Viel­leicht bin ich Tam­muz? Oder Per­se­pho­ne? Warum ha­be ich über­haupt ei­ne Rol­le in die­ser Far­ce ge­spielt, wenn sie gar nicht vor­hat­ten, mich um­zu­brin­gen? Sie müs­sen doch wis­sen, daß nach die­ser Ge­schich­te je­mand ster­ben muß!“
    Mir fiel ein, daß Ah­med ge­sagt hat­te, Kom­mu­nen wür­den oft kriegs­ähn­li­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit­ein­an­der ha­ben – wie Ur­wald­völ­ker. Die uns um­ge­ben­de Men­ge schrie. Ich sah zu dem Bild­schirm hin­auf. Die flie­gen­de schwar­ze Ge­stalt mach­te zwei ir­re aus­se­hen­de Seit­wärts­dre­hun­gen und über­schlug sich zwei­mal nach vorn. Dann wur­de sie vom Druck der Dü­sen ins Nichts ge­wor­fen, fiel zwi­schen die Ge­bäu­de und blieb dann nur knapp fünf­zehn Me­ter über den aus­ein­an­der­strö­men­den Mas­sen auf­recht in der Luft hän­gen.
    „Mann!“ sag­te ich.
    Der un­ter­setz­te, dun­kel­häu­ti­ge Mann, der ne­ben mir stand, mus­ter­te mich, oh­ne sei­nen Ge­sichts­aus­druck zu ver­än­dern. Er war stolz, zu stolz, um sei­ne Ge­füh­le zu zei­gen, aber den­noch frag­te er: „Wer sind Sie?“
    „Ret­tungs­bri­ga­de“, sag­te ich. Der Bild­schirm über dem Park zeig­te nun Bil­der des Kar­ne­vals­trei­bens.
    „Ret­tungs­bri­ga­de?“ Ak­bar His­ham trat wü­tend nach dem Stroh­hau­fen, der sei­ne Ver­klei­dung und sein Ge­fäng­nis ge­we­sen war. „Das be­deu­tet, mei­ne Ent­füh­rung kann kein Scherz ge­we­sen sein. Ich war wirk­lich in Ge­fahr. Daß ich nicht un­ter dem Op­fer­mes­ser ge­lan­det bin, ge­hör­te nicht zur Ze­re­mo­nie.“ Er schau­te zu mir auf. „Ist das kor­rekt?“
    Er hielt im­mer noch das Op­fer­mes­ser in der Hand, das ich ihm zum Lö­sen sei­nes Kne­bels ge­ge­ben hat­te. Ich deu­te­te mit dem Kinn auf die Klin­ge.
    „Kurz be­vor ich Sie zu fas­sen be­kam, ha­ben sie ei­nem Men­schen mit die­sem Mes­ser das Herz her­aus­ge­schnit­ten“, sag­te ich.
    Ein Kar­ren fuhr an uns vor­bei. Auf sei­ner La­de­flä­che wa­ren selt­sa­me, tän­zeln­de Um­ris­se zu se­hen, die von ei­nem Ho­lo­gra­phen er­zeugt wur­den. Far­bi­ge Lich­ter blitz­ten; ich hör­te das Sum­men ei­ner fremd­ar­ti­gen Com­pu­ter­mu­sik. Die Men­ge zog wei­ter, schob sich an uns vor­bei.
    Ak­bar His­ham gab mir das Mes­ser zu­rück. „Ich hat­te al­so recht. Die Ge­fahr, in der ich ge­schwebt ha­be, war echt. Ihr Ein­satz war nicht ge­spielt. Ich muß Ih­nen dank­bar sein.“
    Ich steck­te das Mes­ser in mei­ne lee­re Schwert­schei­de. Mein Arm­band­sen­der summ­te und ver­setz­te mei­nem Hand­ge­lenk leich­te elek­tri­sche Schlä­ge. Er sah im­mer noch aus wie der Ge­lenk­schutz ei­nes Bar­ba­ren, der feind­li­che Mes­ser ab­weh­ren soll, und die ju­we­len­ar­ti­gen Knöp­fe er­in­ner­ten an die ecki­gen Za­cken, die ei­ne Klin­ge dar­an hin­dern sol­len, sich seit­wärts in die Haut zu gra­ben. Ich maß den Sen­der mit ei­nem be­wun­dern­den Blick, zog einen der Knöp­fe her­aus und hielt ihn mir ans Ohr.
    „Das war ei­ne aus­ge­zeich­ne­te Ret­tungs­ak­ti­on, Ge­or­ge“, sag­te die Stim­me mei­nes Chefs. „Wer ist es denn?“
    „Ak­bar His­ham aus der ara­bi­schen Flücht­lings­en­kla­ve, Sir. Er ist in gu­ter kör­per­li­cher Ver­fas­sung. Und er sagt, daß er dank­bar ist.“
    Ak­bar His­ham sag­te bit­ter: „Ich wür­de mich ger­ne ein we­nig prä­zi­sie­ren. Sie ha­ben ei­ne schwe­re, ver­pflich­ten­de Last auf mei­ne Schul­tern ge­legt. Bis an die Gren­ze des Selbst­mor­des wür­de ich al­les tun, um mich die­ser Ver­pflich­tung zu ent­le­di­gen.“
    Ei­ni­ges von dem, was Ak­bar His­ham ge­sagt hat­te, wie­der­hol­te ich für mei­nen Chef.
    Judd sag­te: „Gut! Die­ses Ver­spre­chen kön­nen wir nut­zen, um einen Krieg zwi­schen den Kom­mu­nen der Az­te­ken und Ara­ber zu stop­pen. Das an­de­re Op­fer kann sich an das, was ge­sche­hen ist, nicht mehr er­in­nern. Brin­gen Sie His­ham zu ei­ner Te­le­fon­zel­le und wäh­len Sie für ihn die Ret­tungs­bri­ga­de an. Er kann et­was für uns tun.“
    Wäh­rend Ak­bar His­ham die Te­le­fon­zel­le be­trat, warf ich einen

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