Der Esper und die Stadt
Jahreshälfte.“ Sein Tonfall war sarkastisch. „Vielleicht bin ich Tammuz? Oder Persephone? Warum habe ich überhaupt eine Rolle in dieser Farce gespielt, wenn sie gar nicht vorhatten, mich umzubringen? Sie müssen doch wissen, daß nach dieser Geschichte jemand sterben muß!“
Mir fiel ein, daß Ahmed gesagt hatte, Kommunen würden oft kriegsähnliche Auseinandersetzungen miteinander haben – wie Urwaldvölker. Die uns umgebende Menge schrie. Ich sah zu dem Bildschirm hinauf. Die fliegende schwarze Gestalt machte zwei irre aussehende Seitwärtsdrehungen und überschlug sich zweimal nach vorn. Dann wurde sie vom Druck der Düsen ins Nichts geworfen, fiel zwischen die Gebäude und blieb dann nur knapp fünfzehn Meter über den auseinanderströmenden Massen aufrecht in der Luft hängen.
„Mann!“ sagte ich.
Der untersetzte, dunkelhäutige Mann, der neben mir stand, musterte mich, ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern. Er war stolz, zu stolz, um seine Gefühle zu zeigen, aber dennoch fragte er: „Wer sind Sie?“
„Rettungsbrigade“, sagte ich. Der Bildschirm über dem Park zeigte nun Bilder des Karnevalstreibens.
„Rettungsbrigade?“ Akbar Hisham trat wütend nach dem Strohhaufen, der seine Verkleidung und sein Gefängnis gewesen war. „Das bedeutet, meine Entführung kann kein Scherz gewesen sein. Ich war wirklich in Gefahr. Daß ich nicht unter dem Opfermesser gelandet bin, gehörte nicht zur Zeremonie.“ Er schaute zu mir auf. „Ist das korrekt?“
Er hielt immer noch das Opfermesser in der Hand, das ich ihm zum Lösen seines Knebels gegeben hatte. Ich deutete mit dem Kinn auf die Klinge.
„Kurz bevor ich Sie zu fassen bekam, haben sie einem Menschen mit diesem Messer das Herz herausgeschnitten“, sagte ich.
Ein Karren fuhr an uns vorbei. Auf seiner Ladefläche waren seltsame, tänzelnde Umrisse zu sehen, die von einem Holographen erzeugt wurden. Farbige Lichter blitzten; ich hörte das Summen einer fremdartigen Computermusik. Die Menge zog weiter, schob sich an uns vorbei.
Akbar Hisham gab mir das Messer zurück. „Ich hatte also recht. Die Gefahr, in der ich geschwebt habe, war echt. Ihr Einsatz war nicht gespielt. Ich muß Ihnen dankbar sein.“
Ich steckte das Messer in meine leere Schwertscheide. Mein Armbandsender summte und versetzte meinem Handgelenk leichte elektrische Schläge. Er sah immer noch aus wie der Gelenkschutz eines Barbaren, der feindliche Messer abwehren soll, und die juwelenartigen Knöpfe erinnerten an die eckigen Zacken, die eine Klinge daran hindern sollen, sich seitwärts in die Haut zu graben. Ich maß den Sender mit einem bewundernden Blick, zog einen der Knöpfe heraus und hielt ihn mir ans Ohr.
„Das war eine ausgezeichnete Rettungsaktion, George“, sagte die Stimme meines Chefs. „Wer ist es denn?“
„Akbar Hisham aus der arabischen Flüchtlingsenklave, Sir. Er ist in guter körperlicher Verfassung. Und er sagt, daß er dankbar ist.“
Akbar Hisham sagte bitter: „Ich würde mich gerne ein wenig präzisieren. Sie haben eine schwere, verpflichtende Last auf meine Schultern gelegt. Bis an die Grenze des Selbstmordes würde ich alles tun, um mich dieser Verpflichtung zu entledigen.“
Einiges von dem, was Akbar Hisham gesagt hatte, wiederholte ich für meinen Chef.
Judd sagte: „Gut! Dieses Versprechen können wir nutzen, um einen Krieg zwischen den Kommunen der Azteken und Araber zu stoppen. Das andere Opfer kann sich an das, was geschehen ist, nicht mehr erinnern. Bringen Sie Hisham zu einer Telefonzelle und wählen Sie für ihn die Rettungsbrigade an. Er kann etwas für uns tun.“
Während Akbar Hisham die Telefonzelle betrat, warf ich einen
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