Der Esper und die Stadt
erneut zwischen den Bildern. Die Tanzmusik dröhnte.
Jack und Perry bahnten sich einen Weg durch die nicht vorhandene Menge. „Was ist das denn da auf dem Boden?“
„Scheint ein 3-D zu sein.“ Perry trat auf Weenys Bauch, tat so, als habe er es nicht gemerkt und ging weiter.
„Es ist ein Haufen Schrott.“ Jack unternahm ebenfalls den Versuch, Weeny auf den Bauch zu steigen, der aber rollte sich beiseite, schaltete den Projektor ab und zog sich fluchend in seine Ecke zurück, wo er sich auf seinen Schlafsack warf und die anderen anstarrte. Seine Augen waren rotgerändert, als hätte er sich die ganze Nacht herumgetrieben.
Mir fiel ein, daß Emotionen ESP-Kräfte verstärkten. Zur Übung tauchte ich in den Geist des pickligen Burschen ein.
Im Geist hatte Weeny Jack und Perry angsterfüllt im Visier einer Schußwaffe und zwang sie, sich gegenseitig anzupinkeln. Obgleich sie ihn um Gnade anflehten und an seinen Sinn für Humor appellierten, zwang er sie lächelnd, das zu tun, was er ihnen befohlen hatte. Teils amüsiert, teils abgestoßen zog ich mich aus seinem Geist zurück. Weeny machte nur deswegen gute Miene zum bösen Spiel, weil er keine Macht besaß. Wenn sich das änderte, wenn er befehlen durfte, würde er versuchen, diese Szene Wirklichkeit werden zu lassen. Und das war gar nicht mehr lustig.
Nicholi saß neben Jack, kitzelte seinen Hals, spielte mit seinen Ohren und warf Perry einen bedeutungsvollen Blick und ein Lächeln nach dem anderen zu.
Perry kam schließlich zu ihr herüber, setzte sich an ihre andere Seite und legte einen Arm um ihre Hüfte. „Mich liebst du mehr, Nicholi, stimmt’s?“
„Klar tu ich das.“ Sie übertrug ihre Aufmerksamkeit und ihr Gekitzel auf Perry.
Rot vor Stolz sah Perry Jack an. „Guck mal, Jack, jetzt bist du weg vom Fenster. Im Gegensatz zu deiner Imitation hat›’ ich ja auch was zu bieten.“
Jack stand auf und ging wortlos davon.
Nicholi lächelte. Ich nahm ihre Stelle ein, saß dort, wo sie saß, glättete ihr Haar, lächelte. Ihren Vibrationen nach verlangte es sie gar nicht nach Sex; sie strahlte nur Boshaftigkeit aus, wie ein Kind, das es darauf anlegt, Ärger zu erzeugen.
Mir kam das alles sinnlos vor, aber die anderen waren mit ihren Streitereien beschäftigt und zufrieden. Ich stand auf und ging ruhelos auf und ab. Diese Arbeit reichte mir nicht. Am liebsten hätte ich wieder für die Rettungsbrigade gearbeitet.
Die Bandenmitglieder hörten auf zu reden und musterten mich.
„Bist du hier, George, oder stimmst du dich auf jemanden von draußen ein?“
„Geh’ mal hin und tritt ihm in den Arsch, Weeny. Wenn er dich in Stücke reißt, ist er hier.“
Weeny rührte sich nicht. Er sah mich an und stellte sich vor, wie er seine Kette um meinen Hals legte. Ich sah ihm in die Augen. Bedächtig stellte er sich noch etwas Schlimmeres vor. Ich mußte mich zurückhalten, um nicht zu ihm rüberzugehen und ihm eine reinzuhauen.
Ich sagte ihnen, warum ich auf und ab ging. „Bloß damit ich was zu tun habe. Ihr macht ja überhaupt nichts.“
7
Mit den Erinnerungen ist das so eine Sache. Die Tage gingen kaum herum, aber eine Woche geht scheinbar spurlos an einem vorüber.
Plötzlich saß ich auf den Betonstufen in einem Käfig in Nicholis Zimmer; ein Gefangener, der sich zurücklehnt und an die Decke starrt, an der er Sterne sieht. Ich stand unter irgendeiner Droge und war vollkommen daneben.
„Sei brav, George, mach’ die Augen zu und laß dich von meiner Stimme auf die Reise schicken.“ Ich schloß die Augen in der Dunkelheit und hörte die klaren, bildhaften Worte Larrys. „Dein Name ist Carl Hodges. Du denkst daran, wie gelassen die Stadtmenschen immer sind. Daß sie keine Ahnung haben von den Dingen, die die Stadt am Laufen halten und kaputtgehen könnten. Du
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