Der Esper und die Stadt
sind doch jetzt erwachsen.“
„Wir werden diesen entführten Computermann herausholen. Eine Bande von Halbwüchsigen hält ihn in den Ruinen an der 53. Straße West gefangen. Wir werden doch wohl noch mit einer Halbstarkenbande fertig werden.“
Ich war nicht bereit, den gesunden Menschenverstand zu vergessen.
Ich setzte mich wieder auf die Bank, sah mir die grüne Behaglichkeit und Wärme des Parks an und strich über die Schrammen, die meine Arme verzierten. „Laß uns die Polizei anrufen“, sagte ich. „Die soll das machen.“
„Wir sind doch die Polizei, du Triefnase.“ Ahmed stand immer noch. Er lächelte und verließ sich ganz auf die Kraft seiner Persönlichkeit und seine Befehlsgewalt, der ich zu gehorchen hatte. Ich sah zu ihm auf und blinzelte ins Tageslicht hinein. Er sah immer noch groß und befehlsgewaltig aus, aber das Denken konnte mir ja niemand verbieten.
„Ahmed, sei kein Narr. Mit logischem Denken kannst du weder Fahrradketten noch Knüppel bekämpfen. Ich meine, du hast ja wirklich Köpfchen, aber gegen eine Halbstarkenbande brauchen wir Muskeln. Die wissen nämlich nicht, wie man denkt, und die werden dir auch nicht zuhören.“
„Und was ist, wenn sie jetzt alle in diesem Keller stecken und wir sie schnappen müssen, bevor sie sich noch tiefer darin verkriechen und Carl Hodges an einen anderen Ort verschleppen? Was könnte sie anderes an die Oberfläche treiben als ein Helikopter, der sie von oben mit Tränengas bepflastert?“
Geistesabwesend rieb ich über das dunkle Muttermal auf meiner Wange. „Sie kommen raus, sobald jemand sich in ihrem Gebiet rumtreibt, Ahmed. Aber eine Bullenarmee oder ein Hubschrauber lockt sie nicht raus. Verstehst du, was ich meine? Wenn irgendein blöder Tölpel in ihrem Gebiet rumläuft, weil er eine Abkürzung sucht – dann kommen sie raus und hauen ihn zusammen.“
„Ein Job für dich.“
„Wie bist du darauf … Oh, yeah, du bist nicht von gestern. Du hast so was wie ’ne Strategie im Kopf. Wenn sie wieder rauskommen, um mich zu verdreschen, geht der Kopter runter und verpaßt ihnen ’ne Gasladung. Und wenn wir Glück haben, ist niemand mehr unten, der Carl Hodges umbringen oder verschleppen kann.“ Ich stand auf. „Okay, das machen wir.“
An der 53. Straße verließen wir die Subway und gingen zusammen über den Bürgersteig, der den ausgebombten Hüllen der alten Häuser gegenüberlag. In der Ferne summte ein Hubschrauber durch die Luft. Ahmed gab mir einen Sender, der an einer Halskette hing. Alles, was ich nun sagte, wurde geradewegs in den Hubschrauber übertragen. Ich hängte ihn mir um.
„Du kannst reden, was du willst“, sagte Ahmed, „aber sobald du das Wort ‚Hilfe’ aussprichst, legt der Kopter los. Wenn du Hodges siehst, schrei los. Der Pilot wird dich hören. Ich gehe um den Block und schaue nach, ob sich in den Einfahrten was zusammenbraut. Du gehst einfach rüber. Wir tun beide so, als hätten wir einen Grund, hierzusein. Ich suche nach einer Adresse.“
„Okay“, sagte ich. „Ich werd’ ihnen schon was erzählen. Mach dir keine Sorgen um mich.“ Ich wandte mich ab und marschierte sorglos um die Ecke. Ich ging über die Straße und kam an ein paar Ruinen vorbei. Dahinter war das Gelände flacher, weil es hier mal mit Platten ausgelegte Hinterhöfe gegeben hatte. Hier gab es auch Kellertüren, durch die man in die entschwundenen Häuser hineingehen konnte. Das herumliegende Geröll und die Mauerreste zeigten, wo einst die Häuser gestanden hatten.
Ich stand mitten auf einem Hinterhof und in der Nähe zweier Treppenfluchten, die nach unten führten und vor alten Türen endeten. Ich ging langsam weiter und tat so, als würde ich mich nicht auskennen. Dabei studierte ich den Boden und stellte mich verwirrt und schwerfällig.
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