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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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diesem Stadium niemand mehr. Dann haben sie mit den Säbeln gerasselt und gedroht, ihre Investitionen in Großbritannien zurückzufahren und der Queen noch mehr Arbeitslose zu bescheren.«
    »Und was war mit ThreeBees?«
    »Mit denen hat er sich auch zum Lunch getroffen. Kaviar und Champagner an Bord von Kenny K.s Gulfstream. Bernard und Kenny waren sich einig, dass in Afrika das Chaos ausbrechen würde, wenn herauskäme, dass ThreeBees Menschen vergiftet. Einzige Möglichkeit: die Sache unterdrücken, bis die KVH-Leute die Dosierung ausreichend erforscht haben. Bernard hat nur noch ein paar Jahre. Spekuliert auf einen Sitz im ThreeBees-Vorstand. Im KVH-Vorstand auch, falls die ihn nehmen. Warum sich mit einem Vorstandsposten begnügen, wenn man auch zwei haben kann?«
    »Was waren das für Beweise, deren Aussagekraft KVH angezweifelt hat?«
    Die Frage schien wie ein Stromschlag in Woodrows Körper zu fahren. Er richtete sich auf, hielt seinen Kopf mit beiden Händen fest und massierte ihn heftig mit den Fingerspitzen. Dann sank er wieder nach vorn, den Kopf noch immer in den Händen, und flüsterte: »Oh Gott.«
    »Versuchen Sie’s mit Wasser«, schlug Justin vor. Er führte ihn durch den Flur zu einem Waschbecken und blieb neben ihm stehen, wie damals in der Leichenhalle, als Woodrow sich übergeben musste. Woodrow hielt die Hände unter den Hahn und spritzte sich Wasser ins Gesicht.
    »Das Beweismaterial war verdammt umfangreich«, murmelte er, als er wieder auf dem Stuhl saß. »Bluhm und Tessa hatten überall recherchiert, in Dörfern und Kliniken, hatten Daten gesammelt, mit Patienten und deren Eltern und Verwandten gesprochen. Curtiss hatte Wind davon bekommen und eine Vertuschungsaktion inszeniert. Das hat einer seiner Männer für ihn gemacht, Crick heißt der. Aber Tessa und Bluhm haben auch den Vertuschungsversuch protokolliert. Sind zurückgegangen und haben die Leute gesucht, mit denen sie gesprochen hatten. Konnten sie nicht finden. Haben das alles in ihren Bericht aufgenommen, wie ThreeBees Menschen vergiftet und hinterher auch noch die Beweise vernichtet. ›Dieser Zeuge ist seitdem verschwunden. Dieser Zeuge steht seither unter Anklage. Aus diesem Dorf sind alle Einwohner vertrieben worden.‹ Haben verdammt gute Arbeit geleistet. Sie können stolz auf sie sein.«
    »Wurde in diesem Bericht eine Frau mit dem Namen Wanza erwähnt?«
    »Oh, Wanza war ein Star. Aber ihren Bruder haben sie dann auch zum Schweigen gebracht.«
    »Wie?«
    »Verhaftet. Zu einem freiwilligen Geständnis gezwungen. Der Prozess war vorige Woche. Zehn Jahre für den Überfall auf einen weißen Touristen im Tsavo-Nationalpark. Der Tourist hat zwar nie eine Aussage gemacht, aber eine ganze Reihe sehr eingeschüchterter Afrikaner hatte den Jungen bei der Tat beobachtet, also musste es ja stimmen. Der Richter hat ihm zusätzlich noch Zwangsarbeit und zwanzig Stockhiebe aufgebrummt.«
    Justin schloss die Augen. Er sah Kioko, wie er mit verhärmtem Gesicht neben seiner Schwester auf dem Fußboden hockte. Er fühlte Kiokos schwielige Hand, die sich an Tessas Grab in die seine schob.
    »Und ich nehme an, Sie hatten immer noch nicht das Bedürfnis – nachdem Sie den Bericht gelesen hatten und mehr oder weniger wussten, dass er die Wahrheit enthielt –, die Kenianer davon zu unterrichten?«, fragte er.
    Der Trotz regte sich wieder. »Herrgott, Quayle. Wann haben Sie denn Ihren Sonntagsanzug angezogen, sind zum Polizeipräsidium gegangen und haben den blauen Jungs vorgeworfen, sie würden bei einer konzertierten Vertuschungsaktion helfen und sich von Kenny K. dafür bezahlen lassen? So kann man sich im sonnigen Nairobi weder Freunde machen noch auf irgendwen Einfluss nehmen.«
    Justin trat einen Schritt auf Woodrow zu, riss sich dann aber zusammen und nahm wieder seinen Platz an der Tür ein. »Es gab vermutlich auch klinisches Beweismaterial.«
    »Wie bitte?«
    »Ich frage nach dem klinischen Beweismaterial in dem Bericht, den Arnold Bluhm und Tessa Quayle verfasst und den Sie auf Bernard Pellegrins Befehl hin vernichtet haben! Und von dem derselbe Bernard Pellegrin eine Kopie an die Leute von KVH weitergeleitet hat!«
    Das Echo dieses Ausbruchs hallte von den Glasregalen wider. Woodrow wartete, bis es verklungen war.
    »Das klinische Beweismaterial stammte von Bluhm. Die Dokumente im Anhang. Das heißt, Tessa hatte eigens dafür einen Anhang angelegt. Den Tick hatte sie von Ihnen. Sie machen auch immer Anhänge. Früher

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