Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
Schiffe miteinander zu vergleichen, mir war auch daran gelegen, zu sehen, was die Standesgenossen des Kapitänbarons tatsächlich von ihm hielten. So, wie er die Bitte vorgetragen hatte, konnten wir auch kaum noch ablehnen, ohne grob unhöflich zu erscheinen. Ihm mußte wirklich sehr daran gelegen sein, seine Gäste herumzuzeigen, damit die Nachricht sich schon vor Beginn des Großen Treffens verbreitete. Dadurch hoffte er, von ihnen akzeptiert zu werden, oder wenigstens sein Ansehen zu vergrößern.
Er war unübersehbar erleichtert. Sein Schweinchengesicht entspannte sich. Er strahlte mich förmlich an. »Gut. Dann werde ich die Signale setzen lassen.«
Kurze Zeit später entschuldigte er sich, und wir waren uns selbst überlassen. Wir machten uns auf, das Stadtschiff weiter zu erkunden, und fanden uns wieder in der Gesellschaft von Bellanda und ihren Freunden. Sie waren auf jeden Fall die interessantesten Leute, die wir hier bisher getroffen hatten. Mit ihnen stiegen wir hoch auf die Masten, und sie zeigten uns den Rauch der fernen Schiffe, die sich langsam einander näherten, während sie zum Ort des Treffens segelten.
Ein blaßgesichtiger Knabe namens Jurgin hatte ein Fernglas und kannte die Flaggen sämtlicher Schiffe. Er rief sie aus, wie sie ihm vors Glas kamen: »Da ist Der Ferne Handel, Ankerplatz Der Schwimmende Kopf. Und das ist Das Mädchen in Grün, Ankerplatz Der Geborstene Krug .« Ich fragte ihn, woher er das alles wisse. Er reichte mir das Glas. »Ganz einfach, Euer Hoheit. Auf den Flaggen sind die Ankerplätze abgebildet, wie sie auf der Karte aussehen, und die Namen drücken aus, womit diese Umrisse die größte Ähnlichkeit haben. So, wie man auch Sternbilder benennt. Die Namen der Schiffe sind in den meisten Fällen uralt und gehörten den Segelschiffen, mit denen unsere Ahnen einst ausfuhren. Erst mit der Zeit verwandelten sie sich in die schwimmenden Städte, auf denen wir jetzt leben.«
Ich schaute durch das Glas und machte schließlich ein Banner aus, das am höchsten Mast des nächsten Schiffes flatterte. Es trug ein rotes Zeichen auf einem schwarzen Feld. »Ich würde sagen, das ist eine Art Troll.«
Jurgin lachte. »Das ist die Flagge vom Ankerplatz Der Häßliche Mann, und deshalb handelt es sich bei dem Schiff um die Der Neue Beweis aus dem höchsten Norden. Das ist das Schiff, das Ihr heute abend besuchen werdet, nicht wahr?«
Seine Klarsichtigkeit beeindruckte mich. »Woher wißt Ihr das? Habt Ihr Spione am Hofe?«
Er schüttelte den Kopf, immer noch lachend. »Viel einfacher als das, Euer Hoheit.« Er deutete auf unseren eigenen Hauptmast, wo ein gutes Dutzend Fahnen in dem leichten Wind wehten. »Das sagen unsere Signale. Und die Der Neue Beweis hat mit gebührender Höflichkeit geantwortet (wenn auch vielleicht etwas zögerlich), da auch unser großer Kapitänbaron daran beteiligt ist, daß Ihr willkommen seid, eine Stunde vor Anbruch der Dämmerung an Bord zu kommen. Was bedeutet«, fügte er grinsend hinzu, »daß Euer Besuch nicht länger als eine Stunde dauern wird; denn Armiad vermeidet es, bei Dunkelheit das Marschland zu überqueren. Vielleicht fürchtet er die Rache all des sogenann- ten Sumpfgeziefers, das er in den Kesseln verfeuert hat. Ganz sicher weiß man auf der Neuer Beweis auch darüber Bescheid!«
Ein paar Stunden später begleiteten van Bek und ich Kapitänbaron Armiad-naam-Sliforg-ig-Vortan, der sich in seine prachtvollsten (und albernsten) Gewänder geworfen hatte, auf eine Art Prahm mit kleinen Rädern. Vorwärtsgestakt von einem Dutzend Männern (gleichfalls in ziemlich farbenfreudiger Livree), schwamm und rollte es durch die Marschen und Lagunen auf die Der Neue Beweis zu, die unserer eigenen Grimmiger Schild mittlerweile ein gutes Stück nähergekommen war. Armiad konnte sich in seinem gesteppten Umhang, den wattierten Hosen, seinem gewaltigen, wippenden Hut und seinem unförmig gepolsterten Wams kaum rühren. Wie ich ihn verstand, hatte er die Vorlagen in einem alten Bilderbuch entdeckt und beschlossen, daß das die angemessene und traditionelle Gewandung eines wahren Kapitänbarons zu sein hatte. Er hatte ziemliche Schwierigkeiten, überhaupt in das Boot zu steigen, da er unter anderem mit beiden Händen seinen Hut festhalten mußte, der vom Wind ernsthaft gefährdet war. Sehr behutsam stakten uns die Männer in Richtung des anderen Schiffes, von Armiad ständig ermahnt, aufzupassen, uns nicht naßzuspritzen, und nicht so zu SCHAUKELN!
In unseren
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