Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
deutschen Höflichkeit meines Freundes. »Ihr seid ein geborener Höfling, Graf von Bek. Oder besser vielleicht noch, der geborene Diplomat.«
»Ich würde letzteres vorziehen, Mylady. Wir von Beks hatten nie eine besondere Vorliebe für Monarchen. Ein Mitglied meiner Familie diente sogar in der französischen Nationalversammlung!«
Wieder waren seine Worte ohne Bedeutung. Ich konnte ihren Sinn verstehen, aber für die anderen mußten sie wie eine Fremdsprache klingen. Eines Tages würde von Bek lernen, wie ich es gelernt hatte, eine Unterhaltung zu führen, ohne dabei unsere Erde zu erwähnen oder ihr 20. Jahrhundert.
»Ich habe immer noch keine Ahnung, was hier von mir erwartet wird«, sagte ich höflich. »Ich versichere Euch, Mylady, daß ich durchaus freiwillig hier bin, in Anbetracht der Feindseligkeit, die mir sonst überall entgegengebracht wird, aber ich muß offen zu Euch sein. Ich kann mich kaum an mein Dasein als Prinz Flamadin erinnern. Erst vor ein paar Tagen schlüpfte ich in diesen Körper. Wenn Prinz Flamadin über Wissen verfügt, das Ihr benötigt, werde ich Euch höchstwahrscheinlich enttäuschen müssen.«
Bei diesen Worten glitt ein Leuchten über Lady Phalizaarns Gesicht. »Ich bin sehr erleichtert, das zu hören, Prinz Flamadin. Die Genauigkeit unseres ›Orakels‹, wie Alisaard es beharrlich nennt, wird dadurch weiter bestätigt. Ihr aber werdet eine ausführliche Erklärung erhalten, sobald der Rat zusammentritt. Es ist nicht an mir, zu sprechen, ohne die entsprechenden Anweisungen erhalten zu haben.«
»Wann tritt der Rat zusammen?« erkundigte ich mich.
»Heute nachmittag. Es steht euch frei, unsere Hauptstadt zu besichtigen, wenn ihr wollt, oder auszuruhen. Wir haben hier Gemächer für euch freigemacht. Wenn ihr etwas an Kleidung oder Speisen benötigt, laßt es uns bitte wissen. Ich bin hoch erfreut, Euch hier zu sehen, Prinz Flamadin. Beinahe dachte ich, es würde zu spät sein!«
Mit dieser rätselhaften Bemerkung wurden wir entlassen. Alisaard führte uns zu den Zimmern, die für mich vorbereitet waren. »Mit Euch konnten wir nicht rechnen, Graf von Bek, also wird es etwas dauern, bis wir für Euch etwas hergerichtet haben. Inzwischen stehen Euch und Prinz Flamadin zwei aneinandergrenzende Räume zur Verfügung und ein Bett, groß genug selbst für einen Mann Eurer Größe, Graf.«
Ich öffnete eine Tür. »Genau das brauche ich jetzt am dringendsten«, bemerkte ich erfreut. Vor mir stand eine große Badewanne, die in das viktorianische Zeitalter gepaßt haben könnte, obwohl keine Rohrleitungen zu sehen waren. »Können wir auch heißes Wasser bekommen?«
Sie deutete auf etwas, das ich irrtümlich für eine Klingelschnur gehalten hatte. »Zweimal ziehen für Heiß«, erklärte sie. »Einmal für Kalt.«
»Wie wird das Wasser in das Bad geleitet?« wollte ich wissen.
»Durch die Rohre.« Sie zeigte auf einen merkwürdigen Stöpsel an einem Ende der Wanne. »Und dadurch wieder ab.« Sie sprach zu mir wie zu einem Barbaren, der erst mit den Annehmlichkeiten der Zivilisation vertraut gemacht werden mußte.
»Danke«, sagte ich. »Bestimmt werde ich bald gelernt haben, damit umzugehen.«
Die Seife, die sie mir reichte, war eine Art Scheuerpulver, aber im Wasser fühlte sie sich recht angenehm an. Der erste Schuß heißen Wassers brachte mich beinahe um. Auf diese schmerzhafte Art erfuhr ich, daß sie vergessen hatte, mir zu sagen, daß dreimal Ziehen eine brauchbare Mischung ergab ...
Von Bek unterhielt sich mit Alisaard, während ich badete. Als er an der Reihe war, in die Wanne zu steigen, war sie gegangen. Er konnte nun von meinem neu erworbenen Wissen Gebrauch machen, was das Wasser betraf. Während er sich einseifte, plauderte er munter weiter. »Ich habe Alisaard gefragt, ob ihre Rasse ohne weiteres mit Menschen Nachkommen zeugen kann. Sie hält es für unwahrscheinlich, obwohl sie nur aus eigener Erfahrung sprechen kann. Anscheinend ist die Methode, die sie anwenden, ziemlich kompliziert. Sie sagte, daß ›sehr viel Alchemie‹ nötig wäre. Vermutlich benutzen sie Chemikalien, andere Mittel. Eine Art künstlicher Befruchtung, vielleicht?«
»Unglücklicherweise kenne ich mich in solchen Dingen überhaupt nicht aus. Aber die Alten verfügten immer über ein beträchtliches medizinisches Wissen. Mich beschäftigt eher die Frage, wodurch die Frauen von ihren Männern getrennt wurden, und ob diese Leute tatsächlich die Nachkommen derer sind, die ich gekannt habe.
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