Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
man nach ihr Ausschau halten. Gavrila würdigte das Gebäude keines Blickes, als sie daran vorbeischlenderte. Sie hatten mittlerweile sicher von den Foltermorden erfahren. Gab es eine Möglichkeit, die Furcht der Frau auszunutzen? Sie noch mehr zu verunsichern und zu einem entscheidenden Fehler zu verleiten?
Fest stand nur, dass der Angriff innerhalb des Hauses erfolgen musste. Im Freien hatte sie keine Chance gegen die Überzahl der Soldaten, während zugleich Soldierboys einen Schutzschild um die Harding bilden konnten.
Unvermittelt blieb sie stehen. Das war es! Draußen eine Ablenkung inszenieren, aber selbst im Haus sein, wenn die Sache losging. Sich von den Soldierboys zu ihrer Beute führen lassen…
Von da an würde sie Gottes Hilfe brauchen. Die Soldierboys waren sicher schnell, aber aller Voraussicht nach friedfertig, wenn die Humanisierung nach Plan verlaufen war. Sie musste die Harding töten, ehe sie die Maschinen daran hinderten.
Aber in diesem Punkt war sie ganz Zuversicht. Gott der Herr hatte sie bis hierher geleitet. Er würde sie im entscheidenden Moment nicht im Stich lassen. Blaze, die Flamme! Selbst der Name dieser Frau hatte etwas Höllisches an sich, ganz zu schweigen von ihrer Mission. Alles passte zusammen.
Sie sprach ein stilles Gebet, als sie um die Ecke bog. Ein Kind spielte allein auf dem Gehsteig. Ein Geschenk des Herrn.
wir lagen im bett und unterhielten uns, als an der Konsole das Telefon klingelte. Es war Marty.
Obwohl er müde wirkte, lächelte er. »Sie haben mich direkt im OP angerufen«, sagte er. »Zur Abwechslung eine gute Nachricht aus Washington. Sie brachten heute abend eine Zusammenfassung eurer Theorie in der Hamid Burley Hour.«
»Und – positiv bewertet?« fragte Amelia.
»Sieht ganz danach aus. Ich habe leider nur noch eine Minute erwischt. Aber das könnt ihr selbst beurteilen, denn inzwischen müsste ein Link zu eurem Terminal hergestellt sein.« Er unterbrach die Verbindung und wir fanden das Programm sofort.
Es begann mit der Trickaufnahme einer explodierenden Galaxie, dramatisch untermalt durch Sound-Effekte. Dann wurde das Profil von Burley eingeblendet, der die Katastrophe ernst wie immer von oben betrachtete.
»Könnte dieses Schicksal in Kürze auch uns bevorstehen? Eine Kontroverse zu diesem Thema entzweit derzeit die höchsten Kreise der Naturwissenschaften. Aber nicht nur die Gelehrten bewegt dieses Problem. Auch die Polizei stellt ihre Fragen.«
Ein Standbild von Peter mit nacktem Oberkörper, verwahrlost und wirr in die Kameras der Polizei blickend, eine Nummer in der Hand. »Das hier ist Peter Blankenship, seit zwei Jahrzehnten einer der renommiertesten Kosmologen auf der Welt.
Heute weiß er nicht einmal, wie viele Planeten unser Sonnensystem umfasst. Er glaubt, sich im Jahr 2004 zu befinden – und begreift nicht, weshalb ein Zwanzigjähriger im Körper eines Vierundsechzigjährigen gefangen ist.
Jemand manipulierte sein Gedächtnis und raubte ihm die Vergangenheit bis zurück zu jenem Jahr. Warum? Was wusste er? Wir befragen dazu Simone Mallot, Leiterin der Abteilung für forensische Neuropathologie beim FBI.« Eine Frau in einem weißen Kittel, umgeben von blitzenden Instrumenten. »Frau Dr. Mallot, was können Sie zu den chirurgischen Techniken sagen, die in diesem Fall angewandt wurden?«
»Wer immer diesen Eingriff vornahm, gehört ins Gefängnis«, erklärte sie. »Der Mann wurde mit den modernsten Geräten behandelt oder misshandelt, die zur Zeit auf dem Markt sind; unsere anhand von KI-Mikrosonden durchgeführten Untersuchungen ergaben, dass man zunächst mehrfach versuchte, bestimmte Erinnerungen der jüngeren Vergangenheit selektiv zu löschen. Als das misslang, setzten die Täter brutal Strom ein und löschten den gesamten Komplex. So etwas ist Mord – der Mord einer Persönlichkeit, und, wie wir mittlerweile wissen, die Vernichtung eines großen Geistes.«
Neben mir stieß Amelia einen Seufzer aus, der fast wie ein Schluchzen klang. Sie beugte sich vor, um kein Wort zu versäumen.
Burley blickte ernst in die Runde. »Peter Blankenship wusste etwas – oder glaubte etwas zu wissen, das unser Dasein grundlegend verändern würde. Er war überzeugt davon, dass unsere Welt am vierzehnten September untergehen müsse, falls wir diese Entwicklung nicht rechtzeitig stoppten.«
Es folgte ein Bild der Mehrfach-Teleskop-Anlage auf der Rückseite des Mondes, die nichts mit der Geschichte zu tun hatte, aber eindrucksvoll ihre Spiegel
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