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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Militär. Aber bei mir war es instinktiv. Ich habe viel Erfahrung mit Schmerzen.«
    Christine blickte die Zigarette zwischen ihren Fingern an, als wüsste sie nicht, wie sie dahinkam, und schnippte sie fort.
    »Das haben Sie also mit dem Toten gemacht?«
    »Ja. Ich brauchte Informationen über Harry und Ezras Vater.«
    »Und …?«
    »Ich weiß nun, wo sie sind.«
    »Wo?«
    »Es ist am besten, wenn Sie das nicht wissen.« Geiger erhob sich langsam auf die Fußballen, dehnte die Waden und Achillessehnen. Dann ließ er sich wieder sinken und richtete sich erneut auf. »Ich kann einiges von dem, was Sie denken, gut verstehen, Christine.«
    »Wirklich?«
    »Ja. So ist es. Deshalb habe ich aufgehört … vergangenen Juli – bis jetzt.« Er sog an seiner Zigarette und atmete dabei tief ein. »Folter stößt Sie ab – und Sie schämen sich dafür, dass Sie froh sind, weil ich mithilfe dieses Mittels in der Lage war herauszufinden, wo Harry ist.«
    Sie fühlte sich entblößt, nackt.
    »Sie sind der erste Mensch, mit dem ich je über dieses Thema gesprochen habe, Christine.«
    »Darüber haben Sie nicht gerade auf einer Dinnerparty geplaudert, was?«
    Sie bemerkte ihren beißenden Unterton und fragte sich, wieso sie ihn verletzen wollte. Sie beobachtete, wie er die Zigarette aufs Gras warf und mit der nackten Ferse austrat. Dann blickte er sie wieder an. Der Sarkasmus hatte keine Wirkung bei ihm hinterlassen – nicht in seinem entspannten Gesicht, nicht in seinen steinigen Augen.
    »Ich besuche keine Dinnerpartys«, sagte er und trat auf sie zu. Dann ging er an ihr vorbei ins Haus.
    Geiger saß ohne Hemd am Esstisch. Seine Schulter war geschwollen, aber nicht verfärbt, was bedeutete, dass keine inneren Risse aufgetreten waren. Er musterte das Haus – das Esszimmer, das Wohnzimmer. Er spürte Erstarrung um sich. Alles schien seinen unverrückbaren Platz zu haben – das Mobiliar, die Vasen, die Ziergegenstände, die Gemälde –, als ob seit langer Zeit nichts mehr bewegt, getauscht oder ersetzt worden sei. Und es gab keinerlei Fotografien – keine Hinweise auf Verbindungen, keine Beweise für eine Vergangenheit. Es war, als ob es bewusst oder unwissentlich zu Christines Lebenszweck geworden sei, einen Raum zu schaffen, in dem Zeit keine Rolle spielte, einen Hafen, in dem Veränderung unbekannt war.
    Mit vollen Armen kam Christine aus der Küche herein. Sie brachte drei elastische Binden und zwei große Plastikbeutel mit Eiswürfeln mit und legte alles auf den Tisch.
    »Wohin sollen sie?«
    Er klopfte am Gelenk auf die Oberseite des Schlüsselbeins. »Bringen Sie einen Beutel hier an. Wickeln Sie einen Verband mehrmals darum, dann über die Achselhöhle und einmal um die Brust.«
    Christine legte einen Eisbeutel auf die angegebene Stelle, und Geiger hob langsam den Arm um zwanzig Grad, damit sie den Verband darunter durchziehen konnte. Ein wackeliges Gefühl im Gelenk machte ihm mehr Sorgen als der Schmerz, doch die Kälte war eine Wonne. Christine wickelte den Verband über den Beutel und unter der Achselhöhle durch, eine Windung nach der anderen.
    »Zu fest?«
    »Nein.«
    Er musste einen Zeitplan machen. Es war inzwischen beinahe zwei Uhr morgens. Er benötigte eine kleine Mahlzeit, eine Dusche und zwei Stunden Schlaf, ehe er aufbrach.
    »Jetzt um die Brust?«
    »Ja. Zweimal.«
    Christine sah, wie sich sein gesamter Körper anspannte, als er sich aus der Hüfte vorbeugte, um einen Spalt zwischen Rücken und Stuhllehne zu schaffen. Sein schlanker, geschmeidiger Leib erinnerte sie an eine perfekte Maschine. Nur die sternförmige Narbe an seiner Brust störte den Eindruck.
    »Ist das eine Schusswunde?«
    »Ja.«
    »Was ist passiert?«
    »Lange Geschichte. Letzter Juli.«
    Sie wickelte die Binde um Brust und Rücken. »Sie sprechen immer wieder vom Juli.«
    »Harry, seine Schwester, Ezra, sein Vater und ich … Wir wurden in etwas verwickelt. Menschen starben.«
    Ihre Hand strich über seine bloße Haut. Sie war kühl und straff, darunter spürte sie harte Muskeln.
    »Ezra wurde entführt, weil man an seinen Vater herankommen wollte. Sein Vater war im Besitz mehrerer sehr heikler, geheimer Videos, die die Regierung unbedingt geheim halten wollte. Ich habe ihnen Ezra abgenommen, um ihn zu seiner Mutter zurückzubringen. Der Mann, der Harry und Ezras Vater nun in seiner Gewalt hat – Dalton –, war ebenfalls beteiligt.«
    Geiger schloss die Augen. Er hatte noch keine Zeit gefunden, sich zu überlegen, wie er

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