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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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mich beschatten ließen, hat es mir verraten. Dewey.«
    Die Bilder brachen über Zanni herein wie Wellen, die über eine Hafenmauer krachen. Ihr Bruder, an einen Stuhl geschnallt … Geiger, der etwas Stumpfes, Nützliches hielt … Seine Fragen, im seidigsten, ruhigsten Ton vorgebracht … Dussel-Dewey, der mit Rotzigkeit einer Gewalt zu widerstehen versuchte, die er nicht einmal annähernd erfasste.
    »Und Sie sind sicher, dass er die Wahrheit gesagt hat?«
    »Ich habe bei solchen Dingen immer recht.« Aus dem Mund eines anderen hätten die Worte vielleicht eine gewisse Überheblichkeit zum Ausdruck gebracht, oder ein schwaches Lächeln hätte mit falscher Bescheidenheit kokettiert, doch das hier war Geiger, wie er im Buche stand. »Konzentrieren Sie sich, Zanni. Wieso sollte ich mir das ausdenken? Welchen Zweck könnte ich damit verfolgen?«
    Zanni schüttelte den Kopf. »Aber ich kenne Victor. Wir haben schon zusammengearbeitet …«
    »Hören Sie sehr genau zu. Ich werde etwas für Sie wiederholen. Sie haben mich an dem Feldweg in Bahnhofsnähe abgeholt. Als ich Victor die Wegbeschreibung gab, las er sie, und ich fragte, ob er je dort gewesen sei. Er antwortete: ›In Tulette? Nein.‹ Erinnern Sie sich?«
    »Ja.«
    »Aber ich habe den Namen Tulette nie ausgesprochen. Ich habe nur gefragt: ›Sind Sie je dort gewesen?‹«
    »Verflixt noch mal, Geiger – er hatte die verdammte Wegbeschreibung gelesen.«
    »Richtig, aber Tulette wird darin nicht erwähnt.«
    Das entsetzliche Gefühl erfasste sie. Sie bekam es, wenn sie rannte und vorn lag, ihren Rhythmus gefunden hatte, die Höchstgeschwindigkeit, und spürte, wie jemand aufholte, den Abstand verringerte. Dann fragte sie sich: Ich bin in Topform, ich fliege, ich mache alles richtig – wie kann das sein? Sie fragte sich, ob Geiger es ihr ansah.
    »Sehen Sie sich die Wegbeschreibung an, Zanni. Da stehen die Straßennummern und vermutlich die Stellen, an denen man abbiegen muss – aber der Name der Ortschaft taucht nirgendwo auf. Machen Sie schon. Beeilen Sie sich.«
    Zanni hob die Hand zur Sonnenblende des Beifahrersitzes und zog das Papier heraus. Sie suchte die Zeilen nach dem Namen ab, hoffte, dass er sich irrte – und wusste doch bereits, dass er recht hatte.
    »Ein ganz natürlicher Fehler seinerseits, Zanni. Er hat von Anfang an gewusst, wohin wir wollten.« Er blickte aus dem Fenster. »Sie sind hinters Licht geführt worden.« Die Tür des Lebensmittelgeschäfts öffnete sich, und Victor kam mit zwei Plastiktüten heraus. »Legen Sie es zurück. Er kommt.«
    Zanni schob das Blatt wieder hinter die Sonnenblende. »Woher wussten Sie denn, dass wir nach Tulette fahren?«
    »Dewey hat es mir gesagt. Er hat ebenfalls für Dalton gearbeitet.«
    Die Vergangenheitsform – hat gearbeitet – beschleunigte Zannis Puls.
    »Ist er tot?«
    »Ja.«
    »Haben Sie …«
    Sie verstummte, als die Tür sich öffnete. Victor stieg ein, stellte die größere Tasche zwischen seine Beine in den Fußraum, nahm zwei Becher mit Kaffee aus der kleineren und bot Geiger einen an.
    »Schwarz. Ohne Zucker.«
    Zanni beobachtete, wie Geiger den Becher annahm. Beide Männer hoben die Deckel ab und tranken einen Schluck. Es gab zu viele Dinge, auf die sie sich konzentrieren, zu viele Gefühle, die sie niederkämpfen musste. Ihr Herz fühlte sich doppelt so groß an wie sonst, in ihrer Brust zusammengestaucht und mit wenig Raum zum Schlagen. Sie zog sich in sich selbst zurück – ein Ausbilder hatte es ihr vor Jahren beigebracht. Er hatte es »die Wagenburg schließen« genannt – eine Möglichkeit, alles ein, zwei Sekunden lang runterzufahren, wenn man emotional wieder zu Atem kommen musste.
    Victor sprach mit ihr, seine Lippen bewegten sich, aber sie hatte nicht gehört, was er sagte.
    »… mit Pekannüssen.« Er neigte den Kopf. »Zanni?«
    »Was?«
    »Die Schokolade. Es sind Pekannüsse darin.«
    Sie nickte. »Die mag ich.« Sie sah Geiger an, und er schaute von seinem dampfenden Kaffee hoch und erwiderte ihren Blick. »Es wird Zeit«, sagte sie, setzte die Sonnenbrille wieder auf und fuhr langsam los.
    Victor spürte Geigers Blick auf sich wie ein Klopfen an der Schulter. Er wandte sich um und begegnete kurz den reglosen grauen Augen, dann lehnte er sich in seinen Sitz zurück. In der Zeit, die er mit dem Einkauf beschäftigt gewesen war, hatte sich ein neues Element gezeigt und Spuren hinterlassen. Er spürte es deutlich.
    Er nahm die Wegbeschreibung aus der

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