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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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betrachte ich als großes Kompliment.«
    »Fick dich«, sagte Harry.
    Daltons Klopfen hörte auf – und die Hand sank langsam herunter.
    »Was passiert, wenn Geiger beschließt, hierherzukommen, Dalton?«
    »Abhängig von gewissen Randbedingungen willige ich in einen Tausch ein.«
    »Für beide von uns, oder nur für einen?«
    »Überstürzen wir es doch nicht, Harry. Damit verdirbt man sich so leicht die Freude.«
    Dalton ging zur Tür und öffnete sie, wobei Harry einen Blick auf den Korridor werfen konnte – nackte Holzwände, ein Boden aus breiten Planken, die vom Alter dunkel geworden waren, ein kleiner Tisch mit einer leeren Keramikvase –, und wandte sich ihnen wieder zu.
    »Übrigens …«, sagte er. »Geiger ist in Paris. Ich erwarte ihn irgendwann morgen. Bon appétit. « Er verließ den Raum und schloss die Tür.
    Matheson ließ angestauten Atem heraus. »Was meinst du – ob er die Wahrheit sagt über Geiger?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber wenn Geiger unterwegs ist, dann ist Dalton jetzt mit uns fertig. Ich glaube nicht, dass er weiter an uns arbeitet.«
    Matheson nickte. »Da hast du wohl recht. Natürlich besteht jetzt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er uns umbringt.«
    »Eindeutig – aber wenigstens brauchen wir uns dann über die Folter keine Sorgen mehr zu machen.«
    »Du bist wirklich ein Das-Glas-ist-halb-voll-Typ, Harry.«    
    »Bin berühmt dafür. Und für mein Timing. Immer ausgezeichnet.« Er atmete langsam ein, so tief er konnte. »Ich habe mir wirklich einen tollen Start in meinen neuen Beruf ausgesucht, was?«
    »Harry, es tut mir leid. Ich bin schuld, dass du hier bist.«
    »So habe ich das nicht gemeint – und es ist auch nicht wahr. Das Gefühl, das mich bewegt hat mitzukommen … Ich habe es seit langer Zeit nicht mehr gehabt. Und es ist ein tolles Gefühl. Und mein Abendessen gestern? Meine Exfrau. Die Liebe meines Lebens.«
    »Das ist dein Ernst, oder?«
    »Wir haben über zehn Jahre lang nicht mehr miteinander gesprochen. Es war gut, es zu tun. Deshalb …«
    Sie tauschten einen Blick. Dalton hatte etwas im Raum hinterlassen, das sich nun wie eine spinnwebenartige Düsternis über sie legte. Matheson richtete sich ein wenig auf. Die Kette klirrte hell auf dem Boden. Die hohle Tiefe seines Seufzers kannte Harry gut. Er hatte sie oft gehört. Sie war das Vorspiel zur Sühne.
    »Du weißt, dass ich es war, oder?«, fragte Matheson.
    »Dass du Dalton gesagt hast, dass Geiger noch lebt und die Schlapphüte es wissen? Ja, das weiß ich.«
    »Weil du es ihm nicht gesagt hast.«
    »Richtig.« Harry öffnete die Augen. In ihnen standen weder Zorn noch Verurteilung. »Es ist unwichtig, David. Einer von uns hätte es am Ende gesagt. So funktioniert das eben.«
    »Ich habe versucht durchzuhalten, Harry. Aber nach dem zweiten Finger …«
    »David, weißt du, was ich schon gesehen habe? Hundert Männer – von kleinen Bauernfängern bis zu Kerlen, neben denen Al Capone wie eine Tunte wirken würde. Und jeder von ihnen hat klein beigegeben. Jeder Einzelne hat Geiger gesagt, was er wissen wollte. Geiger hat immer vom Auslösepunkt gesprochen. Wir alle haben einen. Also denk nicht mehr daran. In der Hinsicht sind wir alle gleich. Wirklich alle. «
    »Sogar Geiger?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht erhältst du noch eine Gelegenheit, ihn danach zu fragen.«
    Harry ließ die Augen zufallen. Er musste woandershin – und sei es nur für ein paar Sekunden. An Orte, die er vor Jahren von der Karte radiert hatte. Dennoch würden sie leicht zu finden sein, das spürte er.
    Er hörte, wie eine Stimme ihn rief.
    »Harry … Komm mal her.«
    Die Musik von Christines Stimme, ihre französische Sprachmelodie, hatte stets sein Lächeln geweckt.
    Er war in ihrer alten Wohnung auf der 82nd Street, saß an seinem Schreibtisch in der Ecke ihres ehelichen Schlafzimmers und arbeitete an einem Artikel für den Wochenüberblick der Times. Er stand auf und ging über den Korridor zu einer Tür. Sie war im Zimmer, lehnte an der Wand, die Arme vor der schmalen Brust verschränkt, und als sie ihn sah, hob sie einen Finger vor ihren lächelnden Mund, das Zeichen, nichts zu sagen.
    »Hast du Sophie gesehen?«, fragte sie leise und wies mit dem Daumen nach rechts.
    Die Dreijährige saß in der Ecke auf dem Fußboden. Sie trug einen eng anliegenden roten Schlafanzug und hielt den Kopf gesenkt, sodass ihr die karamellfarbenen Locken ins Gesicht fielen, das sie mit den Händchen bedeckte. Sie

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