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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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Schultern. “Soll er sich doch ärgern oder verletzt sein, sich die Kleider vom Leib reißen oder sich die Augen ausweinen, es ist mir völlig egal!”
    “Wenn Sie weder das eine noch das andere wollen, was bezwecken Sie dann?”
    “Ach, Joanna”, antwortete er sanft und lächelte flüchtig. “Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen. Sie müssten die Antwort doch kennen, da Sie so allwissend sind.”
    Sekundenlang blickte sie ihm in die unergründlich tiefblauen Augen. Und dann erbebte sie insgeheim. Verzweifelt versuchte sie, ihm ihre Schwäche nicht zu zeigen.
    “Mein Vater wird es jedenfalls nicht so ohne Weiteres hinnehmen”, sagte sie ziemlich laut, und ihre Stimme klang angespannt.
    “Er hat keine andere Wahl.”
    “Sie unterschätzen ihn. Er ist so einflussreich, dass er bald herausfindet, wo Sie mich verstecken und …”
    “Ich werde kein Geheimnis aus Ihrem Aufenthaltsort machen, Joanna.”
    “Er wird mich herausholen und Sie anschließend umbringen lassen!”
    Khalil lachte so weich, dass es ihr heiß und kalt über den Rücken lief. “So leicht bringt man mich nicht um, wie Abu AI Zouad bestätigen wird.”
    “Und die Regierung meines Landes? Glauben Sie, die auch zum Narren halten zu können?”
    “Was hat die mit Ihnen zu tun?” Er zog fragend die Augenbrauen hoch.
    “Ich bin Bürgerin der USA. Frauen bei Ihnen mögen ja rechtlos sein, man kauft und verkauft sie nach Belieben. In meinem Land jedoch …”
    “Darüber weiß ich bestens Bescheid. Deshalb kann ich Ihnen versichern, Ihre Regierung wird sich hier nicht einmischen, wenn eine eigensinnige junge Frau wegläuft, um mit irgendeinem Mann ein romantisches Abenteuer zu erleben.”
    “So wollen Sie das drehen!” Sie lachte auf. “Das wird Ihnen niemand abnehmen. Außerdem kennt mein Vater die Wahrheit.”
    “Er wird nur das weitergeben, was ich ihm ausdrücklich erlaube”, entgegnete Khalil kühl.
    “Sie machen sich lächerlich. Warum sollte er lügen?”
    “Weil diese Angelegenheit nur Ihren Vater, Abu AI Zouad und mich etwas angeht.”
    “Das glaube ich Ihnen nicht. Mein Vater lässt sich von Ihnen nichts vorschreiben. Hätten Sie sich längere Zeit im Westen aufgehalten, Khalil, wüssten Sie, wie man dort mit Leuten wie Ihnen umgeht.”
    “Ich bin beeindruckt”, stellte er fest und lächelte dabei so herablassend und nachsichtig, als wäre sie ein kleines Kind, das ein Lob verdient hatte. “Jede andere Frau in Ihrer Situation würde sich aufs Bitten verlegen.”
    Joanna hob energisch das Kinn. “Mag sein, aber das ist nicht mein Stil.” Sie war entschlossen, ihn ihre Ängste nicht spüren zu lassen. “Wenn Sie mich nur entführt haben, damit ich vor Ihnen krieche und um Gnade winsle, haben Sie Pech gehabt.”
    “Ich enttäusche Sie nur ungern, Joanna, doch ich habe gewichtigere Gründe. Ich habe Sie mitgenommen, weil ich Sie benutzen kann.”
    “Ich verstehe nicht …” Sie hielt die Luft an, denn seine Miene wurde plötzlich finster, und er ließ den Blick aufreizend langsam von ihrem Gesicht bis zu ihren Brüsten gleiten.
    “Nein?”, erkundigte er sich mit weicher Stimme.
    “Khalil”, begann sie und schluckte krampfhaft, obwohl die Anstrengung ihr beinah körperlichen Schmerz bereitete. “Hören Sie zu. Sie können doch nicht …”
    “Soll ich Sie auf dem Sklavenmarkt verkaufen?” Er umfasste ihr Gesicht und zog sie näher zu sich heran. “Im Norden des Landes würde ich einen wahrhaft königlichen Preis für Sie erzielen, denn dort sind Frauen mit so jadegrünen Augen und kastanienbraunem Haar, das aussieht wie ein loderndes Winterfeuer im Kamin, äußerst selten.”
    O nein, dachte Joanna entsetzt. “Das würden Sie nicht tun …”
    “Ganz bestimmt nicht, es wäre ausgesprochen dumm.” Sein Lächeln wirkte erschreckend intim.
    “Es war dumm genug, mich überhaupt zu entführen!”, sagte sie. “Sie wissen ganz genau, dass Sie damit nicht durchkommen.”
    “Ich versuche gerade, mir vorzustellen, wie es wäre, mit Ihnen zu schlafen.”
    Joanna errötete zutiefst. “Lieber würde ich sterben”, fuhr sie ihn zornig an.
    Er lachte weich. “Das glaube ich Ihnen nicht, Joanna. Ich vermute sogar, Sie wären damit einverstanden.”
    “Niemals in Millionen Jahren!”
    “Wie würde sich Ihre Haut an meiner anfühlen?”, fragte er sanft, während er die Finger durch ihr Haar gleiten ließ. “Sind Sie so heiß wie glühendes Feuer oder so kühl wie silbriges Mondlicht, das auf den Wüstensand

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