Der Falke des Nordens
wecken vermochte. Und als er ihr die Hände auf den Po legte und sie noch fester an sich presste, spürte sie, wie sehr er sie begehrte.
“Joanna.” Hingebungsvoll schmiegte sie sich an ihn, und eine verlockende Wärme durchströmte sie.
“Nein”, rief sie plötzlich unterdrückt auf. Was geschah da mit ihr? Sie war keine Frau, die mit einem ihr fremden Mann, den sie darüber hinaus sogar verachtete, ins Bett ging! Deshalb stemmte sie die Hände gegen seine Brust und stieß ihn von sich. Und obwohl ihr nicht entgangen war, dass er sie geduzt hatte, blieb sie beim förmlichen Sie. “Okay, Sie haben mich überzeugt. Sie sind größer und stärker als ich und …” Sekundenlang schloss sie die Augen, öffnete sie jedoch rasch wieder, entschlossen, der erlittenen Demütigung ins Gesicht zu sehen. “Ich verstehe es zwar selbst nicht, aber ich scheine irgendwie für Ihre Zärtlichkeiten empfänglich zu sein.”
“Empfänglich?”, wiederholte er lachend. “Meine charmante Miss Bennett, Sie sind bereit und willig!”
Seine Worte machten sie so zornig, dass Joanna die Hand hob, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Doch er schien ihre Reaktion geahnt zu haben, denn er kam ihr zuvor und hielt sie fest. “Das gehört zu Ihrem Plan, nicht wahr?”
“Ich hasse Sie”, fauchte sie ihn an. “Lieber würde ich sterben, als …”
“Ja, das haben Sie bereits mehrere Male gesagt.” Er lächelte sie kühl an. “Es ist sicher schwierig, beide Rollen gleichzeitig zu spielen: die der raffinierten Verführerin und die der verletzten Unschuld.”
“Ich garantiere Ihnen, Sie werden für alles büßen, sobald mein Vater mich befreit hat.”
“Hoffentlich geschieht das bald”, entgegnete Khalil bissig, während er sie von sich stieß. “Rachelle wird Ihnen alles Nötige zum Anziehen bringen und Ihnen dann die Räumlichkeiten und Gartenanlagen zeigen, in denen Sie sich frei bewegen können.”
“Sagten Sie,
frei?
Sie wissen ja gar nicht, was das Wort bedeutet!”
“Wenn Sie sich anständig verhalten, wird alles nicht so schlimm, wie Sie jetzt noch befürchten”, erklärte er und ging mit großen Schritten zur Tür.
“Und wenn nicht?”, rief sie verzweifelt hinter ihm her. “Legt man mich dann in Ketten?”
Er drehte sich um und blickte sie an. “Es liegt mir fern, solche Maßnahmen zu ergreifen, Joanna.” Ein flüchtiges Lächeln umspielte seine Lippen. “Ich weiß genau, wie ich Sie zur Vernunft bringen kann.”
Und dann ließ er sie allein.
7. KAPITEL
“Ich bringe Ihnen den Lunch, Joanna.” Rachelle stellte das Tablett auf den Tisch am Fenster. “Danke. Ich habe keinen Hunger.”
Rachelles zunächst heitere Miene wurde finster. “Sie haben das Essen ja noch nicht einmal angeschaut!”
“Ich glaube Ihnen, dass es köstlich ist, ich möchte jedoch nichts.”
“Joanna, bitte. Sie müssen etwas essen.”
“Warum?” Obwohl Joanna sich bemühte, den Mut nicht sinken zu lassen, fühlte sie sich plötzlich total frustriert und enttäuscht. “Weil es der Prinz so will?”
Rachelle errötete. “Er sorgt sich um das Wohlergehen seines Gastes.”
“Ach ja, wie rührend. Dummerweise bin ich jedoch nicht sein Gast.”
“Er wird sehr unzufrieden mit mir sein.”
“Dann schicken Sie ihn zu mir. Es geht ihn nämlich gar nichts an, was ich tue. Weshalb haben Sie solche Angst vor ihm? Ihr mächtiger Prinz ist doch nichts anderes als …”
Rachelle rang nach Luft, drehte sich unvermittelt um und verließ fluchtartig den Raum.
“Rachelle!”, rief Joanna entsetzt. “Rachelle! Warten Sie bitte! Laufen Sie nicht weg!”
Doch zu spät. Die Tür schlug hinter der jungen Frau zu, und Joanna war wieder allein. Sekundenlang blieb sie wie erstarrt stehen. Weshalb konnte ich den Mund nicht halten?, überlegte sie.
Schließlich sank sie in einen Sessel und blickte starr auf die Wand. Sie hatte einem Mädchen gegenüber die Beherrschung verloren, das viel zu viel Angst vor Khalil hatte.
Während sie noch überlegte, ob ihr Vater Khalil bereits eine Nachricht übermittelt hatte, klopfte es an der Tür, was ihr wie eine Antwort auf die unausgesprochenen Fragen erschien. Hoffnungsvoll sprang sie auf – aber es war nur Rachelle, die mit Kleidungsstücken auf dem Arm hereinkam.
“Ich bringe Ihnen etwas zum Anziehen”, sagte Rachelle und legte die Sachen, unter denen Joanna auch ein Paar kunstvoll bestickte Lederslipper entdeckte, aufs Bett. “Ich hoffe, es gefällt Ihnen, Joanna. Wenn nicht
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