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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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einfach. Er kennt meine Forderungen, reagiert jedoch nicht.”
    “Kein Wunder, wenn Sie einen so hohen Betrag fordern, dass er zunächst schockiert ist. Natürlich muss er erst sehen, woher er eine Million Dollar …
    “Sind Sie das wert?”
    “Darum geht es nicht, sondern nur darum, wie viel Sie Ihrer Meinung nach herausschlagen können”, erwiderte sie kühl.
    “Ich habe sehr viel verlangt”, meinte er, wobei ein rätselhafter Ausdruck in seinen Augen lag.
    Woran mochte es liegen, dass ihr bei seinen Worten, die doch so einfach klangen, plötzlich das Herz bis zum Hals pochte? Betont unbekümmert lächelte sie ihn an. “Ach ja? Dann sagen Sie mir doch, wie viel.”
    “Ich erwähnte bereits, dass es mir nicht um Geld geht.”
    “Du liebe Zeit”, fuhr sie ihn an und vergaß ihre gespielt gleichgültige Miene beizubehalten, “verlangen Sie etwa Diamanten oder Gold?”
    “Nein. Ihr Vater soll sich aus dem Vertrag mit Abu AI Zouad zurückziehen.”
    “Das kann ich nicht glauben. Nach dem ganzen Gerede, wie sehr Sie Ihr Volk lieben und so, wollen Sie nun Bennettco erpressen, ein lukratives Geschäft aufzugeben, das Ihren Leuten Arbeitsplätze und Wohlstand verschaffen würde?”
    Khalils Blick wurde finster. “Das ganze Vorhaben muss so umstrukturiert werden, dass die Menschen in meinem Land ebenfalls davon profitieren und nicht nur Abu.”
    Joanna lachte auf. “Wenn ich Sie nicht besser kennen würde, käme ich noch in Versuchung, darauf hereinzufallen. Ihnen geht es doch ausschließlich um Ihr eigenes Wohlergehen, Khalil.”
    “Denken Sie, was Sie wollen, Joanna. Ich habe Ihrem Vater meine Bedingungen genannt, alles Weitere liegt bei ihm.”
    “Er wird bestimmt bald reagieren, und …” Plötzlich kam es ihr sehr merkwürdig vor, dass ihr Vater noch nichts unternommen hatte, denn er hätte sich sogleich zur Zusammenarbeit mit Khalil bereit erklären müssen, um seine Tochter schnellstens aus der misslichen Lage zu befreien.
    Sie schaute auf und begegnete Khalils forschendem Blick. Obwohl Khalil sie mit undurchdringlicher Miene musterte, lag darin so etwas wie Mitleid oder Sympathie. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihrem Vater die Wahl zwischen seiner Tochter und der Zusammenarbeit mit dem Sultan schwerfällt”, sagte er mit weicher Stimme.
    Joanna errötete. “Mein Vater ist ein kluger Geschäftsmann. Warum sollte er Ihnen so einfach vertrauen? Natürlich braucht er gewisse Garantien dafür, dass mir nichts zustößt, sobald er auf Ihre Bedingungen eingeht”, entgegnete sie.
    “Ich habe keinerlei Drohungen ausgesprochen”, erklärte er förmlich.
    “Ich verstehe. Sie haben ihm nur mitgeteilt, dass ich Ihr Dauergast sein werde, falls er sich nicht fügt.”
    Khalil lachte amüsiert. “Ja, so etwas in der Richtung.”
    “Und wie darf ich das verstehen?”
    Er zuckte gleichgültig die Schultern. “Als Alternative habe ich ihm vorgeschlagen, Sie bei mir gut unterzubringen.”
    “Was meinen Sie damit?”
    “Nun, Sie würden lernen, unter uns zu leben.” Er lächelte immer noch, während er langsam das Zimmer durchquerte. “Natürlich ist das Leben hier ganz anders, als Sie es gewöhnt sind. Aber wenigstens würden Sie dann aufhören, sich ununterbrochen zu beklagen und zu jammern.”
    “Wovon reden Sie?”
    “Unsere Frauen haben viel zu tun. Bei einer sinnvollen Beschäftigung vergeht Ihnen das Selbstmitleid. Zunächst könnten Sie leichtere Arbeiten verrichten, wie Hühner und Ziegen hüten. Und wenn Sie mehr lernen möchten, könnte man Ihnen Kochen und Spinnen beibringen …”
    “Nie im Leben!”, wies sie seinen Vorschlag empört zurück. “Niemals, haben Sie gehört? Lieber würde ich …”
    “Nun, was denn?”, erkundigte er sich sanft, und sein Blick wirkte geheimnisvoll und unergründlich. “Mit irgendetwas müssen Sie sich schließlich die Zeit vertreiben. Bei uns arbeitet jeder nach besten Kräften, außer den Alten, den Kranken und den Kindern.”
    Er ging langsam auf sie zu. Joanna klopfte das Herz zum Zerspringen. Am liebsten wäre sie zurückgewichen, doch sie wollte sich ihm gegenüber unbedingt behaupten.
    “Sie passen in keine dieser drei Gruppen”, überlegte er laut und blieb schließlich dicht vor ihr stehen. Dann schaute er sie lange und intensiv an, und dieser Blick löste etwas in ihr aus. Tief in ihrem Innern begann eine Saite zu schwingen. Plötzlich dachte sie, wie gut es doch war, dass sie sich nicht dagegen gewehrt hatte, sich von ihm die Dschellaba

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