Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
zu den Archiven.«
    »Und was genau?«
    »Sie wollte das Protokoll der Hochzeit zwischen dem damaligen Prinzen Pladis und Prinzessin Armeth einsehen, die Verträge, die den Besitzwechsel der Stadt beurkunden, und dann, zuletzt, die Berichte über den Aufstand, der sich damals hier zutrug, als Prinzessin Armeth im Kindsbett gestorben ist. Alles Dinge, die Jahrhunderte her sind und heute gewiss nicht mehr wichtig sind.«
    »Wisst Ihr, was sie herausfand?«, fragte Lorentha gespannt.
    Der Graf schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe ihr die Dokumente zugänglich gemacht, sie hat sie in jener Nacht bei mir studiert, deshalb war sie auch so lange bei mir. Ich weiß nur, dass sie sagte, sie wisse jetzt, welche Rolle der Falke von Sarnesse in der ganzen Angelegenheit gespielt hätte. Ich weiß das noch, weil ich dachte, sie würde den Falken im Tempel meinen, aber sie lachte und schüttelte den Kopf, das eine hätte mit dem anderen nur zufällig zu tun.«
    Zum ersten Mal richtete Raphanael das Wort an den Grafen. »Sie sagte, es gäbe einen Zusammenhang, auch wenn der nur zufällig wäre?«
    Der Graf nickte unglücklich. »So habe ich sie verstanden. Sie brach kurz danach auf, und es war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe.« Er sah Lorentha fast verzweifelt an. »Wäre es eine andere Sera gewesen, ich hätte Mollmer an Ketten durch die Stadt schleifen lassen. Aber es war nicht mein Geheimnis, sondern das ihre, und ich hatte es ihr versprochen.«
    Er schaute sie so verzweifelt an, dass Lorentha seufzen musste. Sie war immer noch der Ansicht, dass es besser gewesen wäre, Mollmers Erpressung im Keim zu ersticken, aber sie erinnerte sich daran, dass die Gräfin gesagt hatte, dass Mergton nie aufgehört hätte, ihre Mutter zu lieben. Liebe macht dumm. Noch so ein geflügeltes Wort von Albrecht, dachte sie zerknirscht. Auch wieder eines, dessen Richtigkeit sie aus eigenem Erleben bestätigen konnte. Also war der Graf doch ein Ehrenmann. Götter, dachte sie, wie sie das hasste. Sie hielt viel von ehrenhaftem Verhalten. Von Loyalität und davon, einem Freund beizustehen, aber wenig davon, eine zweifelhafte Moral mit Ehre gleichzusetzen. Zu oft hatte sie in den letzten zwölf Jahren erleben müssen, wie wenig diese Art der Ehre wirklich wert war.
    »Könnt Ihr mir das Dokument besorgen, das sich meine Mutter angesehen hat?«
    Der Graf nickte. »Aber es wird ein wenig dauern. Morgen vielleicht?«
    »Das soll mir recht sein«, antwortete sie und atmete dann tief durch. »Gut, Mollmer ist tot, das Problem gelöst. Ihr habt jetzt die Möglichkeit, einen Teil dessen, was Ihr mit Eurer Nachlässigkeit angerichtet habt, auszugleichen.«
    »Gerne«, sagte der Graf, offensichtlich erleichtert darüber, dass der Sturm sich allmählich verzog. »Was kann ich tun?«
    »Mein Vorschlag wäre, dass Ihr die Ernennung von Sergeant Arimant Bosco zum Leutnant ersten Grades bestätigt und ihm die Führung der Garda hier übertragt. Zudem wäre es angebracht, die Mittel freizugeben, die er braucht, um die Garda wieder aufzubauen, die Hauptmann Mollmer und seine Komplizen in den letzten Jahren unterschlagen haben. Dann solltet Ihr Werber ausschicken, um neue Rekruten für die Garda zu finden, in ihrer jetzigen Stärke ist sie nutzlos. Wenn Ihr ihnen auch sonst den Rücken stärken könntet, wäre der Garda damit sehr geholfen. Aber das sind natürlich nur Vorschläge.« Ihr Blick machte deutlich, dass sie hier lediglich die Form wahrte.
    »Ja, Herr, selbstverständlich, Baroness«, sagte Mergton hastig. »Es soll so geschehen, es wäre dumm von mir, einen Rat von jemand mit Eurer Erfahrung abzuwehren.«
    »Genau«, sagte Lorentha. »Genau das wäre es. Mit Verlaub.«
    »Können wir die Angelegenheit jetzt ruhen lassen?«, fragte Mergton unbehaglich.
    »Ja«, nickte die Majorin. »Fürs Erste.«
    Der Graf atmete erleichtert auf. »Es gibt nämlich noch etwas, weswegen ich auch nach Euch hätte rufen lassen. Heute Morgen erhielt ich Nachricht von der Stadtwache, dass jemand den Bankier Angardt erschossen hätte. Er hätte ein Geständnis hinterlassen und …«
    »Ich hörte davon«, unterbrach ihn Lorentha. »Anscheinend war es Stadtgespräch. Er hat den Mord an meiner Mutter gestanden?«
    »Ja. Aber …« Mergton tupfte sich wieder den Schweiß von der Stirn.
    »Mit Verlaub, Eure Exzellenz«, bat Lorentha leise. »Spannt mich nicht auf die Folter.«
    »Ich habe mich selbst der Sache angenommen«, brach es aus dem Gouverneur heraus. »Ich war

Weitere Kostenlose Bücher