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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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nicht darum gekümmert?«
    »Ich bin ein Sergeant, kein Offizier, konnte mich ja schlecht selbst befördern, nicht wahr?«, meinte Bosco müde. »Ich war zweimal vorstellig, aber der alte Sekretär hat nur die Nase gerümpft und mir gesagt, dass dies eine Angelegenheit der Offiziere wäre und dass Serrik schon selbst kommen müsse, wenn er etwas wolle. Nur dass Serrik abgehauen ist und ich das nicht sagen konnte, weil ich gerade unter seinem Namen neue Mittel beantragt hatte …«
    »Und was genau ist mit Hauptmann Mollmer geschehen?«
    Bosco zuckte mit den Schultern. »Der Leichenschauer kam und hat ihn auf seinen Karren geworfen, das war das letzte Mal, dass ich den Mistkerl gesehen habe.«
    »Ihr habt nicht zufällig den Antrag gestellt, ihn mit der großen Wacht im Tempel der Isaeth zu ehren?«, fragte Raphanael.
    »Nein«, meinte Bosco und spie verächtlich aus, um sich hastig zu entschuldigen, als sein Auswurf den Spucknapf in der Ecke verfehlte. »Wofür? Niemand weint dem alten Suffkopp eine Träne nach! Als er noch lebte, hat er uns drangsaliert und den Sold vorenthalten, und er hätte ein Gotteshaus nicht einmal dann erkannt, wenn es auf ihn gefallen wäre!«
    Die Majorin schüttelte ungläubig den Kopf. »Niemand hat diese Zustände je gemeldet?«
    »Doch«, meinte Bosco grimmig. »Vor zwei Jahren erhielten wir einen neuen Leutnant, frisch aus der Ausbildung. Am ersten Tag beschwerte er sich bei dem Hauptmann, am zweiten Tag teilte er ihm mit, dass er ihn melden wollte, und am dritten Tag hingen er und die drei anderen neuen Rekruten im Hof am Galgen. Wegen Insubordination. Nicht dass es ein Verfahren gegeben hätte, sie wurden im Schlaf von Mollmer, Serrik und den anderen abgestochen und am nächsten Morgen hochgezerrt, als Warnung an uns, die Klappe zu halten. Hat gewirkt.«
    »Und warum …«, begann Raphanael und tat dann eine hilflose Geste.
    »Die, die abhauen konnten, sind längst fort. Doch die meisten von uns können nichts anderes, und wir hatten wenigstens ein Dach über dem Kopf und zu essen. Mollmer, Serrik und die anderen …«
    »Das wären Hauptmann Mollmer selbst, Leutnant Serrik, Fähnrich Engil, die Sergeanten Hamich, Urtman, Rangis und Wielke und Korporal Cerwig?«, fragte die Majorin, und er nickte.
    »Ja, das sind sie. Alles Saufkumpane des Hauptmanns, die sich ein feines Leben gemacht haben. Als ich vor sieben Jahren in die Garda kam, war es noch nicht ganz so schlimm, aber dann kam Serrik aus Barnsberg her, er hatte dort wohl Ärger gehabt, und mit ihm und dem Hauptmann haben sich die beiden Richtigen hier getroffen. Serrik verstand sich bestens darauf, aus der Garda alles herauszuquetschen, was sie hergab.« Er schnaubte verächtlich. »Sie taten, als wären sie feine Herren, und wir haben ihnen die Stiefel tragen müssen. Wenn wir nicht spuren wollten, haben sie uns mit Disziplinarmaßnahmen gedroht, oder wenn wir abhauen würden, damit, uns als Deserteure jagen zu lassen. Als der alte Mollmer dann tot umgefallen ist, habe ich herausgefunden, dass dies eine leere Drohung war, sie hatten mehr davon, den Sold weiterhin einzustreichen.«
    »Niemand hat etwas bemerkt? Auch der Gouverneur nicht?«, fragte Lorentha fassungslos.
    »Doch. Es ist ja nicht zu übersehen«, meinte Bosco bitter. »Da braucht man nur die Straße entlangzugehen. Der Gouverneur tat nur so, als wäre alles in Ordnung, ich weiß, dass er vor Jahren mal hier war, hat mit Mollmer gestritten, das war, nachdem Mollmer den neuen Leutnant aufgehängt hat, aber geändert hat sich nichts. Die im Palast haben nur drauf geachtet, dass ihre Akten gut aussahen.«
    »Ich glaube, wir müssen dem Grafen ein paar Fragen stellen«, meinte Lorentha zu Raphanael.
    »Das sehe ich genauso«, sagte der und sah sich kopfschüttelnd in der verwahrlosten Wache um.
    »Und was ist mit mir?«, fragte Bosco. »Und mit den anderen?«
    »Das kommt darauf an«, sagte die Majorin leise.
    »Und worauf?«
    »Auf dich. Willst du hängen oder doch lieber wieder stolz das Schild der Garda tragen?«
    »So gesehen …«, sagte der Sergeant.
    »Dachte ich es mir doch«, lächelte Lorentha. »Als Erstes rufst du den Rest deiner Leute zusammen und schaust zu, dass ihr wieder ausseht wie Soldaten der Garda. Macht diesen Saustall sauber, ich will keinen Fleck sehen, wenn ich wiederkomme. Stell mir zusammen, was ihr braucht … und hier.« Sie griff an ihren Beutel und öffnete ihn, um sechs dicke, funkelnde Goldstücke herauszunehmen. »Das sollte für

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