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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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jäten, ist gut und notwendig«, meinte der Feldwebel verlegen. »Aber dafür tragen wir die Marke nicht.« Er schaute Hilfe suchend zu Bosco hin, der nun nickte.
    »Der Feldwebel hat recht«, sagte der Leutnant entschieden. »Lasst uns helfen, Major. Wir wollen wieder Garda sein, und dieser Lesren hört sich an, als ob er es verdient, dass man ihm einen Besuch abstattet.«
    Lorentha nickte langsam und musterte den Feldwebel. Vielleicht war es ja nur ihr angestammtes Misstrauen, aber …
    »Wie kommt es, dass du des Nachts dort oben warst?«, fragte sie.
    »Ich war dort beten«, sagte der Feldwebel einfach. »Es half mir, die Dinge zu ertragen.« Sie musterte die offenen, ehrlichen Augen des Feldwebels und nickte dann.
    »Bosco?«
    »Ja?«
    »Nehmt Vargil mit. Geht zum Palast des Gouverneurs und lasst euch aus dem Arsenal zehn Pistolen geben. Lasst euch nicht mit dem billigen Zeug abspeisen, verlangt Radschlosspistolen, ich weiß, dass sie welche in ihrem Arsenal haben. Reichlich Pulver und Kugeln. Ihr wisst, wie mit diesen Pistolen umzugehen ist?«
    Bosco nickte zögerlich.
    »Ich weiß es«, meldete sich Emlich. »Der Bruder meines Vaters war Ausbilder bei der königlichen Armee, er nahm mich oft zum Schießen mit.«
    »Gut«, sagte Lorentha und wies nach hinten, weiter in das Gelände der Garda, dorthin, wo der rückwärtige Wall fast vollständig überwuchert war.
    »Schüttet dort Erde auf und setzt für morgen früh ein Schießen an. Hört nicht eher auf, als bis jeder sein Ziel fünfmal hintereinander getroffen hat. Fangt zur sechsten Stunde damit an, bis zur zehnten will ich, dass jeder von euch auf zwanzig Schritt zuverlässig einen Mann treffen kann.«
    »Die Nachbarn werden ihre Freude daran haben«, meinte Emlich und kratzte sich am Ohr.
    »Sie dürfen sich bei mir beschweren«, teilte sie ihm mit und wandte sich dann an Raphanael.
    »Gehen wir. Ich weiß, wer noch etwas über unseren Freund Serrik wissen könnte. Ich möchte, dass ihr euch kennenlernt.«
    »Es fällt dir leicht, Befehle zu geben«, stellte Raphanael schmunzelnd fest, als Barlin die Pferde antraben ließ.
    Lorentha lehnte sich in das Polster zurück und musterte ihn mit einem Lächeln. »Es ergab sich so«, meinte sie dann. »Allerdings schreckt es viele Männer ab.«
    Die Frage ist, dachte Raphanael bei sich, als er dieses Lächeln sah, ob sie mich eben warnte oder ob sie mich herausgefordert hat. Er hoffte auf das Letztere. Vielleicht, dachte Raphanael, hat Barlin ja recht. Vielleicht reicht es, wenn ich sie zum Lächeln bringen kann.

Das Duell
    33  »Der Hafen am Abend«, sagte Raphanael und zog seinen Umhang fester um sich. Sie hatten sich dazu entschlossen, allein weiterzugehen. Barlin sollte am Tor mit der Kutsche warten. Es ergab so auch mehr Sinn, denn nach Einbruch der Nacht hätten manche der Hafenratten die Kutsche vielleicht als ein lohnendes Ziel gesehen. »Ich wollte schon lange mal wieder überfallen werden«, fuhr er dann mit einem feinen Lächeln fort, das ihm allerdings entglitt, als er zur linken Seite hinsah und dort Don Amos aus der Tür des Gasthauses treten sah. Der Aragone erkannte ihn ebenfalls und deutete eine spöttische Verbeugung an. Es hatte ausgesehen, als ob er das Haus hätte verlassen wollen, doch jetzt machte er auf dem Absatz kehrt und betrat das Gasthaus wieder.
    »Ist er das?«, fragte Lorentha.
    »Ja«, nickte Raphanael knapp. »Das ist er. Don Amos. Eine Schlange wie die, die von der Göttin aus ihrem Garten geworfen wurden.«
    »Und ein Feigling«, stellte Lorentha fest. Sie hatte den Mann nur kurz gesehen, aber sein Anblick hatte ihr die feinen Haare im Nacken steigen lassen. Sie kannte das Gefühl, es hatte sie schon öfter beschlichen, wenn sie besonders üblen Schurken gegenübergestanden hatte. Solchen, die wahrhaftig nicht wussten, was Reue bedeutete, und nicht, wie Raban, nur so taten, um nicht schwach zu wirken. Solchen, denen neben dem Gewissen auch die Seele fehlte.
    »Warum das?«, fragte Raphanael überrascht.
    »Er wollte eben das Haus verlassen, jetzt ging er hinein. Es ist, wie du sagst, er will Zeit und Ort eurer Begegnung bestimmen. Ohne Vorbereitung traut er sich nicht, gegen dich anzutreten.«
    Raphanael schüttelte den Kopf, während sie gemeinsam die Straße hinuntergingen. »Wir sind vor vier Jahren in Brunswig aneinandergeraten, eher durch Zufall als aus Absicht. Ich bin nur gerade so durch viel Glück mit dem Leben davongekommen. Er ist stärker, als ich es bin.«
    »Du

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