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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Raphanael nicht hören konnte, was sein treuer Freund da rief, es war auch nicht nötig, es konnte nur eine Warnung sein. Er raffte sich auf und hob seinen Stab, stemmte ihn gegen den Boden, als ein Felsbrocken, halb so groß wie ein Wagenrad, auf sie zugeflogen kam und wie ein Schneeball an dem Stab zerschellte und Brocken und Splitter auf sie herniederprasselten. Blut und Regen flossen ihm in die Augen, es war zu dunkel, um den anderen zu sehen, hätte der nicht auch im Hexenfeuer gelodert. Etwas schlug gegen seine Schulter, als Raphanael seinen linken Arm nach vorn zwang, den Stab nun trotz des Feuers in der Schulter in beide Hände nahm und zu dem griff, was die Natur ihm überreichlich bot, Wind und Wasser, Donner und Blitz.
    Jetzt war es Raphanael, der den Sturm rief, einen peitschenden Wind, der das nächste Geschoss des Gegners vom Kurs abtrieb, bevor es gefährlich werden konnte, der den Regen in eisige Nadeln verwandelte, die er dem Mann dort drüben entgegentrieb, der nun eine stampfende Geste machte, gerade dann, als Raphanaels Blitz aus dem dunklen Himmel auf ihn herniederfuhr und ihn zucken ließ, bevor die Druckwelle ihn zur Seite warf. Doch auch der andere hatte seinen Zauber durchgebracht, die Erde bebte unter ihnen, und mit vor Schreck geweiteten Augen sah er, wie über ihnen am Hang sich die Steine einer dieser Mauern lösten, Wasser, Erde und Steine sich in Bewegung setzten und immer schneller wurden, Rebstöcke und den halben Berg mitrissen und mit der Geschwindigkeit eines erst trägen und dann schneller und schneller werdenden Pferdes auf sie herabfuhren. Er fühlte Barlins harte Hand, wie der ihn zog, hörte jetzt über das Tosen der Gerölllawine ihn auch fluchen und versuchte taumelnd, seinem Freund zu helfen, ihrer beider armseliges Leben zu retten. Der Abhang auf ihrer Seite war in ganzer Front in Bewegung geraten, ein Entkommen war nicht möglich, nur eine kleine Hoffnung blieb, der Rest der Kutsche, die einen Spalt zwischen der untersten Mauer und der Achse frei gelassen hatte, schuf mit einem Rad und der Hinterachse einen Hohlraum, der gerade so reichen musste. »Barlin, nein!«, rief er, als sein Freund ihn zuerst unter die Kutsche schob, um sich dann schützend über ihn zu legen, um mit seinem eigenen zerbrechlichen Körper ein Bollwerk gegen die Gerölllawine zu erschaffen, damit Raphanael vielleicht noch leben konnte …
    Schwer atmend stand Lorentha da und starrte in Raphanaels feuchte Augen, sie spürte noch immer den Schmerz in ihrer Schulter, dort, wo Don Amos’ zweites Geschoss ihm das Schlüsselbein gebrochen hatte, die Kälte und die Nässe des Regens.
    »Sieben Knochen hat es ihm gebrochen und fast noch den Schädel eingeschlagen«, sagte Raphanael leise und ließ langsam seine und auch ihre Hand sinken. »Drei Wochen lag Barlin wie tot darnieder, erst danach konnte ich Hoffnung schöpfen, doch es dauerte noch gut zwei Monate, bis er wieder mühsam gehen konnte.« Er schluckte und schaute die Straße hoch, zurück zu diesem Gasthof. »Hätte ich mich dort auf einen Kampf eingelassen, hätte es gut sein können, dass es das ganze Gebäude mitgerissen hätte.«
    »Götter«, hauchte Lorentha.
    Raphanael atmete tief durch. »Um deine frühere Frage zu beantworten: Ja. Genau so. Mit Blitz und Donner, Feuerregen und Erdbeben. Den Feuerregen haben wir uns gespart, es war zu nass dafür.« Er brachte ein mühsames Lächeln zustande. »Ich hoffe, du bist nicht allzu enttäuscht.«
    »Es ist tatsächlich wie in diesen alten Legenden«, flüsterte Lorentha, die nun erst bemerkte, dass er ihre Hand noch immer fest in seinem Griff hielt, so fest, dass ihr die Finger beinahe taub wurden. »Wieso … wieso hört man nichts davon?« Sie bewegte leicht ihre Hand, er sah herab, als hätte er vergessen, dass er sie noch hielt, und ließ sie los, allerdings nicht, bevor er mit dem Daumen noch einmal sanft über ihren Handrücken gefahren war.
    »Die Menschen würden uns fürchten«, sagte er rau. »Zu viel Furcht, und sie würden sich erheben gegen uns, ob wir nun auf ihrer Seite stehen oder nicht. Das Konkordat von Ravanne trägt dem Rechnung, damals haben die Orden eine Vereinbarung getroffen, die die Verpflichtung beinhaltet, das Wirken von Magie vor den Augen der Nichteingeweihten so gering wie möglich zu halten.«
    »Ich habe noch nie davon gehört«, sagte sie mit weiten Augen. Er lächelte und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Das solltest du auch nicht, das ist der

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