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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Stahl der beste, den man im Frankenreich bekommen konnte, dennoch hatte die Kugel einen Schatten auf den glänzenden Läufen hinterlassen. Raphanael sah ihn und hielt ihre Waffenhand fest.
    »Was ist geschehen?«, fragte er leise.
    »Eine Kugel schlug dort auf«, gab sie ihm Antwort. »Es ist nichts, ich hatte Glück.« Damit, sah er in ihren Augen, musste er sich zufriedengeben.
    Nein, dachte Lorentha bei sich, als sie die Kugeln in die Läufe schlug, Glück war das nicht gewesen, es war Magie und ein fast vergessenes Stöckchenspiel. Zu einem anderen Zeitpunkt, dachte sie grimmig, hätte sie Raphanael dazu befragt oder gegrübelt, was ihre Mutter sie noch alles mit dem Spiel gelehrt hatte, doch jetzt war nicht die Zeit dazu. Das Einzige, das sie noch in Ruhe tat, war, die Pistole zu überprüfen, doch als sie sich dann in den Sattel schwang, gab es auch für sie kein Halten mehr.

Ein Handel mit dem Tod
    40  Es war das erste Mal gewesen, dass Raban erlebte, dass Mort nicht über göttergleiche Kräfte verfügte und nicht alles schon im Voraus wusste, denn als sie Lord Visal und Don Amos auf Pferden davonreiten sahen, fluchte er lange und ausdauernd. Zuerst sah es fast aus, als ob er sie zu Fuß verfolgen wollte, aber dann schüttelte er nur verärgert den Kopf … und trottete im Laufschritt hinab zum Hafen, Raban auf seinen Fersen.
    Natürlich, dachte dieser bitter, musste der alte Mann zum Geisterhafen, dort, wo es hieß, dass in dunklen Nächten längst versunkene Schiffe anlegten. Kalte Finger schienen ihm in den Nacken zu greifen, während vor ihm Mort ungerührt das schwere Schloss aufsperrte und die Kette herauszog, um das Tor zu der verwunschenen Anlegestelle weit aufzustoßen.
    Ein Schiff lag dort vor Anker, das in einem fahlen Weiß zu schimmern schien, dunkel und verlassen … bis ein Lichtspalt auf dem Deck erschien, als sich eine Tür öffnete. Mehr als ein Schattenriss war dort nicht zu sehen, er bewegte sich auch nicht, als Mort das Tor zum alten Lagerhaus aufzog und mit langen Schritten zu den vier Pferdeställen ging, die in der Ecke errichtet worden waren. Raban sah sich staunend um, beschaute sich die zwei Kutschen, den schweren Wagen, den langen Tisch, auf dem Waffen lagen, von denen er manche vorher nie gesehen hatte, und eine Kiste, die, achtlos aufgelassen, ein goldenes Schimmern offenbarte.
    Es musste das erste Mal sein, dachte Raban, als er sich von dem Anblick losriss, um dem alten Mann beim Satteln zu helfen, dass es ihm nicht in den Fingern juckte, wenn er Gold so offen liegen sah.
    »Was wäre geschehen, hätte ich mich an der Truhe dort vergriffen?«, fragte er, als er sein Pferd, ein prächtiges Tier, nachtschwarz, nur mit einem Strumpf und einer Blässe auf der Stirn, aus dem alten Lagerhaus führte.
    »Du wärest gestorben.«
    »Ich bin ein guter Dieb.«
    »Dann wärest du später gestorben.«
    Warum frage ich, dachte sich Raban, es kommt doch immer auf das Gleiche heraus. Er zog sich seufzend in den Sattel, es war Ewigkeiten her, dass er zuletzt geritten war, und der Boden erschien ihm doch sehr tief.
    »Trödele nicht«, rief Mort und ritt hart an. Raban sah zum Schiff zurück, doch Licht und Schattenriss waren verschwunden, und das Schiff lag still und tot im Hafen.
    Nein, schwor sich Raban. Ich frage besser nicht.
    Als sie am Tor anhielten und ihm der alte Mann bedeutete, es für ihn zu schließen, fühlte Raban nicht nur die kalten Finger, er hörte auch den kalten Wind in seinem Ohr eine Warnung flüstern.
    Auch du wirst sterben.
    Ja, dachte Raban grimmig. Nur jetzt noch nicht.
    Sogar Mort zeigte Zeichen von Ungeduld, bis Raban endlich mit der Wache am östlichen Tor handelseinig wurde. Ja, der Herr in rotem Samt war hier durchgeritten, und er hatte weitaus reichlicher gegeben als jemand, der zu geizig war, um eine solche Antwort überhaupt zu verdienen. Ein Geldstück mehr wechselte den Besitzer. Lord Visal war auch dabei gewesen, aber er war in der Stadt verblieben. Das Tor solle er ihm öffnen? Als die Wache wieder fordernd die Hand aufhielt, war Raban versucht, ihn mit kaltem Stahl zu bezahlen, doch er zwang sich, ruhig zu bleiben, und legte ein ganzes Goldstück obenauf.
    »Wenn du noch mehr willst«, grollte er, »erzähle ich deinem Eheweib von deinem letzten Abenteuer.«
    »Göttin«, entfuhr es dem Mann, als er hastig nickte. »Wie kannst du davon wissen?« Kunststück, dachte Raban, ein Mann, der nachts den Dienst am Tor versieht … oftmals wollten auch Damen bei

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