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Der Fall Carnac

Der Fall Carnac

Titel: Der Fall Carnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel-Aimé Baudouy
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freundlich. Aber je mehr man trinkt, desto durstiger wird man. Es hilft nichts. Dann aufs nächste Mal. Weiter guten Appetit!«
    »Auf Wiedersehen, Jan!«
    An der Tür drehte sich der Briefträger noch einmal um.
    »Haben Sie vielleicht einen Hund, von dem ich nichts weiß?«
    »Aber Jan! Wir haben nie einen Hund gehabt, das wissen Sie doch.«
    »Das habe ich ja auch gleich gesagt! Aber da sind zwei Burschen, die haben mich eben gefragt, ob der große rote Hund, der um ihr Zelt streunt, vielleicht Ihnen gehört.«
    »Das Zelt, das auf dem Nachbarfeld steht?«
    »Wahrscheinlich. Ich habe die beiden unten an der Düne getroffen. Sie sahen gar nicht vertrauenerweckend aus, gar nicht! Sie müßten viel öfter zum Friseur gehen.«
    »Und was wollten sie wegen des Hundes?«
    »Daß er angebunden wird. Als ob die Fremden hier nun auch schon Vorschriften machen könnten! Die komischsten Sachen gibt’s heutzutage.«
    Als der Briefträger gegangen war, blieb es eine Weile still am Tisch. Die Kinder sahen sich schweigend an. »Was hat diese Hundegeschichte zu bedeuten?« murmelte Ludwig.
    »Die Kerle lügen, um die Wahrheit zu erfahren«, erwiderte Peter. »Sie haben überhaupt keinen Hund gesehen. Sie wollen bloß wissen, ob es in der Überholwerft einen Hund gibt. Auskundschaften, weiter nichts!«
    »Aber weshalb?« fragte Anne.
    »Weshalb? Nun wissen sie, daß es hier keinen Hund gibt. Deshalb.«
    »Ach was!« sagte Line, um die Atmosphäre zu entspannen. »Schließlich wissen wir gar nicht, ob diese Leute nicht doch die Wahrheit gesagt haben. Es kann ein Hund an ihrem Zelt gewesen sein, und weil sie verärgert waren...«
    »Warum waren sie verärgert?«
    »Weil Ludwig ihnen den Zutritt zum Park verwehrt hat.«
    Ja, das konnte sein. Aber trotzdem waren diese beiden Burschen verdächtig, wenn man die Ereignisse der vergangenen Tage berücksichtigte.
    »Zerbrechen wir uns nicht den Kopf«, schloß Peter. »Heute abend verbarrikadieren wir alle Türen, und dann werden wir ja sehen, was geschieht.«
    »Und wenn sie näher kommen, machst du mit deinem Gewehr päng, päng, päng!« rief Gerhard hoffnungsvoll. Diese Ferien versprachen wirklich spannend zu werden.
    Line teilte freilich diese Ansicht ganz und gar nicht. Tief in ihrem Innern war sie sehr beunruhigt.
    >Das sicherste wäre es, die Gendarmerie anzurufen<, dachte sie, und nahm sich vor, diese Zeltbewohner genauer aufs Korn zu nehmen und dann die Polizei zu verständigen, falls sie nach ihrem Verhalten gefährlich sein könnten.
     
    Don Ameal Gonzalez traf im Lauf des Nachmittags ein. Die Kinder erwarteten ihn vor der Haustüre.
    Der Wagen hielt, und sofort sprang ihnen aus dem geöffneten Schlag ein großer schwarzer Hund entgegen.
    Die Kleinen schrien ängstlich auf, Anne und Ludwig riefen fröhlich: »Sidi! Sidi!«
    Sidi kümmerte sich jedoch weder um die ängstlichen noch um die erfreuten Rufe. Er lief von einem Kind zum andern und leckte sie alle in überschwenglicher Zuneigung. Bald schnupperte er an ihren Schuhen, bald sprang er an ihnen hoch und legte ihnen die Vorderpfoten auf die Schultern, so daß die Kinder Mühe hatten, sich seiner wilden Freundschaftsbeteuerungen zu erwehren.
    Schließlich stieg auch Don Ameal aus dem Wagen und rief energisch:
    »Quieto, Sidi!«
    Sidi, der gerade dabei war, Gerhard sorgfältig von oben bis unten abzulecken, lief auf seinen Herrn zu, als erwarte er von ihm einen neuen, ebenso dringenden Auftrag.
    »Was für ein prächtiger Hund!« rief Line.
    »Es ist ein Marokkaner«, sagte Don Ameal. »Ich habe ihn aus Ifni mitgebracht. Er ist ganz jung, wissen Sie.«
    »Ist er nicht bissig?«
    »Freunden gegenüber ist er ganz ungefährlich. Aber wenn er kämpft, ist er furchtbar. Furchtbar!«
    Don Ameal ließ die R gefährlich rollen, und die Augen hinter der goldgefaßten Brille schossen Blitze.
    Er war klein und rundlich, mit sehr braunem Gesicht und schönem schneeweißem Haar. Seine Bewegungen waren lebhaft und sein Verhalten entschieden.
    »Quieto, Sidi!«
    Sidi spielte mit der Hand seines Herrn, die er, zusammen mit einem ganzen Stück des Jackenärmels, in die Schnauze genommen hatte.
    Es war eine schöne Jacke aus sehr gutem Stoff mit Hahnentrittmuster, in die der Hund seine scharfen Zähne grub. Line schauderte.
    »Er wird Sie beißen!« rief sie.
    »Keine Gefahr. Sie brauchen sich nicht zu fürchten, mein Fräulein. Er beißt nicht. Quieto, Sidi, sentado!« Und der Hund setzte sich, die gelben Augen auf seinen Herrn

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