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Der Fall Carnac

Der Fall Carnac

Titel: Der Fall Carnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel-Aimé Baudouy
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gerichtet.
    Währenddessen betrachtete Don Ameal seine Gesprächspartner.
    »Das sind also die Pariser!«
    Seine lebhaften Augen gingen von einem der Kinder zum andern. Die Prüfung schien ihn zufriedenzustellen.
    »Nun, meine Kinder, eure Mama hat mir gesagt...«
    »Es ist alles bereit«, erwiderte Anne. »Mama hat mir eine Liste gegeben. Wir können gleich in den Salon gehen.«
     
    Es dauerte ziemlich lange. Don Ameal prüfte genau jedes Möbelstück und die andern Gegenstände, stellte eine Liste davon auf, überlegte einige Sekunden und notierte dann bei jedem Stück den Preis, den er Loute bieten wollte.
    Nach einer Weile gingen die Jungen hinaus, um auf dem Hof mit Sidi zu spielen.
    Nur Anne und Line blieben bei Don Ameal im Salon. Dieser schien sich vor allem für die Möbel zu interessieren, besonders für den Geschirrschrank, der auf der Anrichte stand und als Bücherregal diente.
    Als er alles genau betrachtet hatte, schob er die Brille auf die Stirn und fing an zu rechnen.
    »Rund dreitausendfünfhundert. Das ruiniert mich ja.« Line erschien dieser Betrag ungeheuer, doch Anne schien nicht der Ansicht zu sein.
    »Mama hat mehr erwartet«, sagte sie.
    »Teufel!« murmelte Don Ameal.

    Er rechnete noch einmal.
    »Dreitausendfünfhundert... Und mit wieviel hatte Ihre Frau Mama gerechnet?«
    »Mindestens viertausend! Soviel hat das Dach gekostet.«
    Don Ameal überlegte einige Augenblicke, untersuchte noch einmal die Kaminplatte und kratzte mit dem Fingernagel ein paar verrußte Roststellen von dem Reliefbild.
    »All das wird beim Verzinnen verschwinden«, sagte er. »Schade!«
    Damit klappte er das Notizbuch zu und schob es in die Tasche.
    »Es wird Mama sehr leid tun.«
    Don Ameal schritt schon zur Tür. Plötzlich drehte er sich wieder um und betrachtete noch einmal die Gegenstände, die er untersucht hatte. Er zog seinen Block abermals heraus, hakte etwas auf der Liste ab, rechnete noch einmal, hob die Augen zur Decke und nahm in diesem Augenblick die Teller und die beiden kleinen Bilder in den vergoldeten Rahmen an den Wänden wahr.
    »Gut«, sagte er achselzuckend, »nehmen wir diese kleinen Dinge noch dazu und sagen wir viertausend! Dann habe ich das ganze Zimmer, und Ihre Mama kann zufrieden sein.«
    Line hätte fast in die Hände geklatscht. Anne lächelte auch, doch ein wenig betreten.
    »Ja«, sagte sie, »aber Mama hat die Teller und die Bilder nicht auf die Liste gesetzt. Warten Sie bitte einen Augenblick. Ich rufe sie rasch an.«
    Sie lief in den Hausflur und drehte die Telefonkurbel. Auf dem Hof spielten die Jungen noch mit dem Hund. »Apport, Sidi, apport!«
    Man hörte, wie der Kies unter den raschen Schritten knirschte, das Bellen des Hundes und das Schreien der Kinder.
    Don Ameal trat im Salon auf die Stelle, wo das Parkett quietschte.
    Line sagte nichts. Sie hatte das Gefühl, daß der alte Herr gekränkt sei, und das war ihr peinlich.
    In diesem Augenblick kam Anne zurück.
    »Es tut mir schrecklich leid«, sagte sie. »Mama erklärt, es könne nicht die Rede davon sein, daß sie die Teller und die Bilder verkauft. Sie meint, sie seien ohne Wert und könnten Sie nicht interessieren.«
    »Doch«, erwiderte er, »sie interessieren mich...«
    »Sie sind sehr freundlich, Don Ameal. Aber Mama möchte in keinem Fall...«
    Anne standen schon die Tränen in den Augen.
    Der Händler klopfte ihr auf die Schulter. »Nun, lassen Sie nur! Ich spreche noch mit Ihrer Mama. Wir werden uns schon einig werden.«
    »Nein«, sagte Anne eine Weile später, »das mußt du doch verstehen: Mama verzichtet darauf, daß man ihr Almosen anbietet. Das mochte ich Don Ameal nicht sagen, aber wir sind ja schließlich noch nicht am Bettelstab. Das hat mir Mama eben erklärt. Es war ihr gar nicht recht.«
     

Siebtes Kapitel
     
    Die Diskussion entbrannte ein wenig später noch einmal.
    Die Kinder waren geteilter Ansicht. Ludwig und Peter behaupteten, Loute habe unrecht getan, das Angebot von Don Ameal abzulehnen. Anne verteidigte ihre Mutter leidenschaftlich.
    »Weil er reich ist, bildet er sich ein, er könne alles kaufen.«
    Line meinte, Anne sei ungerecht. Don Ameal hatte sich freundlich und taktvoll verhalten. Nicht eine Sekunde hatte er mit seinem Reichtum geprahlt. Im Gegenteil, er hatte ausdrücklich einen Vorwand gesucht, um den angebotenen Betrag zu erhöhen. Es war ganz offensichtlich, daß ihn weder die alten Teller noch die kleinen Bilder interessierten.
    »Wenn ihr sie nicht verkaufen wollt, braucht ihr

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