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Der Fall Carnac

Der Fall Carnac

Titel: Der Fall Carnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel-Aimé Baudouy
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wenn man in einem Schloß wohnt ...«
    »Kann man den armen Kindern natürlich keine Konkurrenz machen.«
    »Gestern abend haben sie Ludwig angedroht, mit Steinen zu werfen, wenn wir uns auf der Straße zeigten.«
    »Nun, das ist doch ganz einfach«, erwiderte Line. »Ihr werdet nicht auf die Straße gehen. Wir werden etwas anderes finden.«
    Sie wußte nicht, was, aber wenn es so schlecht um die Überholwerft stand, dann mußte man eben eine Lösung finden. Und man würde sie finden!
    In dem Augenblick hörte man etwas wie einen kräftigen Platzregen auf dem Hof.
    Doch es war kein Regen. Es waren Genoveva und Gerhard, die im Galopp angerast kamen, so daß der Kies unter ihren Sandalen wegspritzte.
     

Sechstes Kapitel
     
    »Auf dem Feld nebenan sind zwei Männer. Peter hat gesagt, wir sollen euch verständigen.«
    »Männer? Was für Männer? Landstreicher?«
    »Das weiß ich nicht. Welche mit Bart. Sie suchen eine Stelle zum Schlafen.«
    »Es sind Campingleute«, sagte Gerhard. »Sie haben ganz große Säcke auf ihren Mopeds.«
    Line und Anne tauschten einen raschen Blick aus. »Haben sie mit euch gesprochen?« fragte Line.
    »Sie haben mit Ludwig gesprochen. Sie haben ihn gefragt, ob sie im Park zelten dürfen.«
    »Ludwig hat nein gesagt. Das sei Privatbesitz, und sie müßten aufs Campinggelände gehen.«
    »Sie haben geantwortet, dorthin wollten sie nicht, und sie blieben da.«
    »Im Park?«
    »Nein. Auf dem Feld nebenan.«
    »Ludwig hat gesagt, ihr sollt die Türen zuschließen. Rasch!«
    »Warum denn die Türen verschließen?« rief Line. »Was ist denn das für eine Idee? Was schadet denn das, wenn Leute auf dem Feld nebenan zelten? Es sind doch keine Diebe!«
    »Doch. Ludwig hat gesagt, es sind vielleicht welche.«
    »Diese Dummköpfe!« stieß Line zwischen den Zähnen hervor und tat, während Anne sich aus dem Fenster beugte, ihr möglichstes, um die Zwillinge zu beruhigen.
    »Ludwig und Peter haben sich einen Spaß daraus gemacht, euch Angst einzujagen. Kommt, helft mir jetzt beim Tischdecken. Genoveva, hol du die Teller. Und du, Gerhard, füllst die Wasserkaraffe. Aber laß das Wasser erst eine Weile ablaufen, damit es schön kalt ist!«
    »Sie kommen!« rief Anne plötzlich.
    »Die Diebe?«
    »Aber nein, ihr Äffchen, Peter und Ludwig.«
    Bei seinem Eintritt in die Küche schritt Peter entschlossen auf den Kamin zu und nahm den alten Vorderlader von der Wand, der seit Jahren dort hing.
    »Hast du ein Kaninchen gesehen?« rief Line und zwinkerte ihrem Bruder dabei heimlich zu.
    Der verstand die Warnung.
    »Ja«, erwiderte er, »ich glaube sogar, daß es ein Hase ist. So groß war er!«
    »Hast du Patronen?« fragte Gerhard.
    »Ludwig sucht sie gerade. Bleibt da, ich will sehen, ob ...«
    »Das ist ja gar nicht für einen Hasen! Das ist ja nur, um den Dieben Angst zu machen!« rief Genoveva kichernd. »Das weiß ich doch! Ihr könnt mir nichts erzählen.«
    Peter ergriff ihre Partei. Schließlich war es besser, daß alle im Bilde waren.
    »Line bildet sich ein, dann hättet ihr Angst«, sagte er. »Ich habe doch keine Angst!« rief Genoveva.
    »Und ich erst recht nicht«, setzte Gerhard sofort hinzu.
    »Das begreift ihr doch«, erklärte Peter, »wenn diese Burschen böse Absichten haben sollten, wagen sie sich bestimmt nicht näher, wenn sie sehen, daß wir ein Gewehr haben. Deshalb werde ich jetzt mal zu ihnen hinübergehen. Kommst du mit, Ludwig? Patronen brauchen wir nicht.«
    Er zog den Gürtel hoch, legte das Gewehr über die Schulter und ging hinaus.
    Wenige Augenblicke später kamen die beiden Jungen zurück.
    »Sie sind weg«, sagte Ludwig, »aber sie haben hinter der Hecke ein Zelt aufgeschlagen. Sie kommen also wieder.«
    »Das sind sicher nur harmlose Urlauber, denen es auf Campingplätzen nicht gefällt«, entgegnete Line. Dann bat sie alle zu Tisch.
    Sie waren mitten beim Essen, als es an die Tür klopfte. Alle fuhren zusammen. Line ging in den Hausflur hinaus.
    »Guten Tag, Fräulein«, sagte eine tiefe, freundliche Stimme.
    »Der Briefträger!« rief Ludwig. »Kommen Sie doch herein, Jan!«
    Der Briefträger trat ins Zimmer.
    »Guten Tag, alle zusammen!« rief er und nahm die Mütze ab. »Das ist aber warm, meine Güte!«
    Er war dick, und der Schweiß lief ihm über das gerötete Gesicht. Er händigte Anne die Post aus, und sie sah sie rasch durch.
    »Die Zeitung. Werbedrucksachen! Nichts Interessantes. Möchten Sie etwas zu trinken, Jan?«
    »Vielen Dank, Fräulein Anne. Sie sind sehr

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