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Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Titel: Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Jung , Christoph Lemmer
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Bayreuther Psychiatrie besuchte. Hermann beschrieb sogleich, wie er Ulvi kennengelernt und erste Schritte unternommen habe, um ihm Informationen zu entlocken. »Du hast’s doch mit kleinen Kindern gemacht«, sprach er ihn nach seiner Erinnerung auf dem Flur an. Ulvi habe ihn »etwas blöd angeschaut«, Hermann habe ihn aber weiter ermuntert: »Das kannst du mir schon sagen, denn ich hab’s selber auch schon gemacht!« Damit endete der Kennenlern-Dialog fürs Erste.
    Hermann erzählte auch, wie er vom Fall Peggy und vom Verdacht gegen Ulvi erfahren hatte, nämlich von einem Mitglied seiner Wohngruppe, einem sechzigjährigen Mann, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt und in die Psychiatrie eingewiesen worden war. Dieser Mann teilte sich das Zimmer mit Ulvi. Ulvi soll auch ihm erzählt haben, er habe Kinder missbraucht.
    Zum Abschluss des Gesprächs erklärte Hermann den beiden Polizisten, er sehe gute Chancen, ein Vertrauensverhältnis zu Ulvi aufzubauen. Er habe ihm schon kleine Geschenke versprochen, vor allem Schokolade. Das habe »dem Ulvi gefallen«.

    Zwei Wochen später meldete sich Hermann mit einer überraschenden Neuigkeit bei Förster: Ulvi Kulac habe tatsächlich über den Mord an Peggy gesprochen! Ein »gewisser Scholz« sei in Kulacs Wohnung gewesen und habe die Peggy dort umgebracht. Mehr wisse er noch nicht, aber er bleibe dran.
    Weitere zwei Tage später kam dann der nächste Anruf. Laut Polizeiakte hat Hermann bei diesem Telefonat erneut einen Handel vorgeschlagen: Sollten Kripo oder Staatsanwaltschaft ihm helfen, aus der geschlossenen Anstalt herauszukommen, würde er Näheres zum Fall Peggy in Erfahrung bringen. Laut Protokoll habe der Beamte »unmissverständlich« geantwortet, einen Deal werde es nicht geben. Er sagte aber auch, »eine Mithilfe bei der Klärung in Sachen Peggy« könne »nie [zu] sein[em] Nachteil sein«.

    Gleich am nächsten Morgen telefonierte Kommissar Förster mit Hermann, der durchblicken ließ, er habe erneut mit Ulvi Kulac über den Fall Peggy gesprochen. Den Mord an Peggy habe Ulvi noch nicht gestanden, wohl aber, »dass er am Tag des Verschwindens mit Peggy Geschlechtsverkehr hatte«. Sie sei dann weggelaufen, und – nun präziser – der Scholz habe sie erwürgt. Hermann sagte, er habe Ulvi diesmal beim gemeinsamen Pizzabacken in der Großküche getroffen und ihn direkt gefragt: »Die Peggy war doch am Montag bei dir gewesen?« Ulvi habe geantwortet: »Ja, die ist gleich nach der Schule zu mir gekommen.« Darauf, so Hermann, habe er trickreich nachgehakt: »Na, da hättest du sie doch nicht gleich umbringen müssen.« Worauf Ulvi erklärt habe: »Das habe ich auch nicht gleich gemacht. Ich wollte sie auch nicht umbringen, aber sie hat so laut geschrien.« Und, wie gesagt, der Scholz habe sie dann getötet und auch weggeschafft.
    Damit hatte Hermann die Soko Peggy an der Angel. Förster schärfte ihm ein, »dass es wichtig wäre, den Fundort der Leiche von Peggy in Erfahrung zu bringen«. Hermann versprach, Ulvi weiter auszuhorchen. Der Polizist kündigte an, er werde an einem der nächsten Tage persönlich in der Bayreuther Anstalt vorbeikommen.
    Aber schon am nächsten Tag um 13.45 Uhr rief Hermann bei der Kripo an, um zwei echte Enthüllungen mitzuteilen: Zum einen wisse er jetzt, wo Peggys Leiche sei. Und zum anderen habe er auch gleich noch den Rest des Peggy-Falles gelöst: Nicht der Scholz habe das Mädchen getötet, sondern Ulvi selbst. Weggeschafft habe sie aber nun plötzlich der Tim. Tim ist ein junger Mann aus dem Ort, den Ulvi als seinen besten Freund bezeichnet und der später auch in seinem Geständnis bei der Polizei auftauchen sollte und zu einiger Verwirrung beitrug. Denn Tim hieß mit Nachnamen ebenfalls Scholz.
    All das habe Ulvi ihm gestanden, behauptete Hermann. Die Ermittler waren begeistert. Förster und Pilz machten sich sofort auf den Weg nach Bayreuth. Um 15.30 Uhr trafen sie in der forensischen Station des Bezirkskrankenhauses ein und setzten sich mit Fritz Hermann zusammen. Der erzählte: »Heute befand ich mich gegen 12.50 Uhr mit dem Kulac in unserer Küche. Ich […] fragte ihn zunächst nach der Telefonnummer von dem Scholz. Ich spielte ihm vor, dass ich auch Interesse an Rauschgift hätte. Kurze Zeit später nannte mir der Kulac die Telefonnummer.«
    Hermann fuhr fort: »Gleichzeitig fragte ich ihn nun, ob er mit dem Tod von Peggy etwas zu tun habe und wo er gegebenenfalls deren Leiche hingeschafft habe. Ulvi wollte von mir etwas

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