Der Fall
jemand schon drei Telefone hat – das kann nichts Gutes bedeuten.«
»Das muss ich mir merken«, sagte Moore und winkte einem Taxi. »Der Mann hat drei Telefone, also ist er laut Guff ein Mörder.«
»Was steht heute sonst noch an?«, fragte Sara.
»Wir bereiten uns auf die morgige Anhörung vor, wir sehen uns das Testament noch mal an, und wir tun unser Bestes, um herauszubekommen, ob Oscar Rafferty ein tief betroffener Freund ist oder einer der besten Schauspieler, die mir je begegnet sind.«
»Wenn wir nur den Todeszeitpunkt genauer bestimmen könnten«, sagte Guff. »Das brächte uns sicher weiter.«
Sara, die gerade in das Taxi steigen wollte, hielt inne. »Keine schlechte Idee. Hätten Sie was dagegen, in die East Side mitzukommen?«
»Ich kann leider nicht«, sagte Moore. »Ich muss noch Verschiedenes erledigen.«
»Können Sie das nicht verschieben, bis –«
»Unmöglich. Ich muss ins Büro zurück.« Er bedeutete Sara und Guff einzusteigen und fügte hinzu: »Fahren Sie schon mal los.«
»Wollen Sie wirklich nicht mitkommen?«
»Nein. Und nun fahren Sie endlich! Wir sehen uns, wenn Sie fertig sind.«
Als das Taxi losfuhr, wandte sich Guff Sara zu. »Wohin fahren wir eigentlich?«
»Wir machen genau das, was Sie gesagt haben. Den genauen Todeszeitpunkt herausfinden.«
»Einen Augenblick«, sagte Guff, der hinter Sara auf Claire Donigers Haus zuging. »Dieser Irre hat gesagt, Sie sollen sich mal Claire Donigers Keller ansehen, und das wollen Sie jetzt machen? So einfach mir nichts, dir nichts?«
»Ganz genau. So einfach mir nichts, dir nichts. An sich wollte ich dafür einen Detective haben, aber wie Sie sich vielleicht noch erinnern, wollte uns niemand einen zur Verfügung stellen.«
»Ich dachte, in Mordfällen müsste man einen Detective zugeteilt bekommen.«
»Eigentlich schon, aber die Budgetkürzungen machen sich in jeder Abteilung bemerkbar. Nur deshalb machen wir es selbst.« Sara stieg die Eingangstreppe hinauf und klingelte.
»Wer ist da?«, fragte eine Stimme.
»Sara Tate, Mrs. Doniger. Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Claire Doniger öffnete die Tür einen Spaltbreit und sagte: »Ich habe bereits mit einem Anwalt gesprochen, und er sagt, ich brauche nicht mit Ihnen zu sprechen. Er meinte, wenn Sie mich des Mordes anklagen wollen, wäre das Ihr gutes Recht, aber ich brauche kein Wort mit Ihnen zu sprechen, solange er nicht anwesend ist.«
»Da hat er Ihnen einen guten Rat gegeben«, sagte Sara. »Aber hat Ihnen Ihr Anwalt auch das hier gezeigt?« Sie öffnete ihre Aktentasche und zog ein Blatt Papier heraus. »Das ist ein Durchsuchungsbefehl. Wenn Sie unbedingt meinen, kann ich ihn ausfüllen und einen ganzen Bus voll Cops anfordern, die nichts lieber täten, als Sie vor den Augen Ihrer Nachbarn bloßzustellen. Oder Sie können mit uns kooperieren und mich reinlassen, was wesentlich vernünftiger wäre. Sie haben also die Wahl.«
Nach kurzem Zögern öffnete Claire Doniger langsam die Tür. Sie sah wesentlich mitgenommener aus als das letzte Mal. Ihre ehedem perfekte Frisur war jetzt zusammengefallen und glanzlos und ihr sonst immer gut ausgeruhtes Gesicht wirkte geradezu verhärmt. Obwohl sie ihre Blässe mit einer dicken Schicht Make-up zu kaschieren versuchte, war nicht zu übersehen, dass dies nicht ihr bester Tag war.
Sara betrat das luxuriös eingerichtete Haus. »Und? Wie geht es Ihnen?«
»Gut«, antwortete Claire Doniger kurz angebunden. »Sehen Sie sich meinetwegen um, aber machen Sie bitte nicht allzu lange. Ich habe heute noch einiges vor.«
Als Sara auf den Salon des schönen Sandsteinhauses aus dem 19. Jahrhundert zuging, vorbei an den zwei zusammenpassenden holländischen Landschaften, den schweren Brokatvorhängen und den Louis-quatorze-Möbeln, hatte sie ein eigenartiges Déjà-vu-Erlebnis. In Gedanken ging sie nun schon seit Monaten in diesem Haus herum. Es jedoch plötzlich in der Realität zu tun, hatte etwas Beängstigendes.
»Komisch, nicht?«, flüsterte Guff, als sie ins Wohnzimmer gingen.
»Wie im Traum«, sagte Sara. Als sie in die Küche kamen, wandte Sara sich noch einmal an Claire Doniger. »Dies war also der Raum, wo Sie Ihrem Mann in der Nacht, in der er Ihren Angaben zufolge starb, ein Glas Apfelsaft und einen Müsliriegel gegeben haben?«
Mit einem verdrießlichen Blick erwiderte Ms. Doniger: »Ihre Anspielungen können Sie sich sparen. Kozlow war ein Einbrecher – mehr nicht.«
»Sie müssen es ja wissen. Könnten Sie uns
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