Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
Vom Netzwerk:
Weisungen Befehle des Glaubens und das Wort Gottes waren. Doch ihre Mitbrüder zu geißeln war
     eine Sache, sie zu ermorden eine andere.«
    »Das zu beweisen dürfte dir schwerfallen«, frohlockte Spelán.
    »Schon möglich. Bis dahin waren Fogach und Snagaide bereit, dir beizustehen. Dir aber wurde klar, dass dir die Zeit davonlief.
     Wenn die Geflohenen Bericht erstatteten, dann würde ein Beauftragter der Kirche, ein Anwalt, auf die Insel entsandt werden.
     Du musstest deine Verteidigung vorbereiten. Da kam dir ein hinterhältiger Plan. Es war früh am Tage. Selbach schlief noch.
     Du hast Snagaide und Fogach davon überzeugt, dass Selbach der Schuldige sei, wie du auch ihren Mitbrüdern eingeredet hast,
     dass Selbach die Kasteiungen guthieß. Du hast ihnen vorgetäuscht, Selbach – nicht du – habe in der vergangenen Nacht Sacán
     ausgepeitscht, und daher müsste er jetzt ebenso gegeißelt werden. Gemeinsam habt ihr Selbach aus dem Schlaf |250| gerissen, ihn auf den Platz geschleppt und an den Baum gebunden. Du wusstest genau, wie du vorgehen wolltest, daher hast du
     zunächst den alten Mann erbarmungslos bis aufs Blut geschlagen.
    Der schrie in seiner Pein und hat deinen Gehilfen die Wahrheit zugerufen. Entsetzt mussten sie anhören, wie man sie irregeleitet
     hatte. Du hast ihre empörten Gesichter gesehen und den Abt erstochen, um ihn am Weiterreden zu hindern. Sein Leben wäre ohnehin
     verwirkt gewesen. Denn Teil deines Plans war ja, alle Beweise und Zeugen zu beseitigen, um dann zu behaupten, du wärst nur
     das willige Werkzeug Selbachs gewesen.
    Snagaide und Fogach rannten davon. Du musstest sie zum Schweigen bringen. Es gelang dir, Fogach zu fassen und ihm mit einem
     Stein den Schädel zu zertrümmern. Doch als du dich nach Snagaide umdrehtest, sahst du, dass ein Boot sich näherte, Lorcáns
     Boot nämlich. Du aber hast gedacht, da käme schon jemand aufgrund des Berichts der acht Brüder.
    Man weiß, dass du ein erfahrener Apotheker bist. Du bist also in deine Zelle geeilt, hast dir einen Kräutertrunk gemischt,
     ein starkes Schlafmittel, das dich binnen kurzem bewusstlos machen würde. Dann hast du einen Stein aufgenommen und dir damit
     heftig gegen die Schläfe geschlagen, sodass eine übel aussehende Wunde entstand.
    Aber Maenach, der einiges von der Heilkunst versteht, hat uns gleich gesagt, dass du seiner Erfahrung nach von so einem Hieb
     nicht hättest bewusstlos sein können. In Wirklichkeit war es so: Nachdem du dir die Wunde beigebracht hattest, hast du dein
     Mittel getrunken und dich im Bethaus hingestreckt, wo ich dich fand. Du warst nicht bewusstlos vom Schlag gegen den Kopf,
     sondern hast nur tief geschlafen nach dem Genuss deines Tranks. Die Geschichte, die du uns auftischen wolltest, hattest |251| du dir längst zurechtgelegt. Dein Wort würde gegen das der jämmerlichen, verängstigten Jungen stehen.«
    Langsam griff Fidelma nach dem Becher und stellte ihn auf den Tisch.
    »Dieser Becher lag neben dir im Bethaus. Er riecht noch nach Kräutern wie Königskerze und Rotklee, aus denen sich ein starker
     Schlaftrunk herstellen lässt. In deiner Zelle hast du vielerlei Kräuter dieser Art in den Töpfen.«
    »Das ist noch lange kein Beweis für deine lächerliche Geschichte«, beharrte Spelán.
    »Das wird sich bald zeigen. Abt Selbach hatte nicht nur Verdacht geschöpft, dass da ein
gortaigid
sein Unwesen in seiner Gemeinde trieb, sondern hatte auch an Ultan von Armagh geschrieben und ihm seine Verdachtsgründe dargelegt.«
    Sie nahm das Schreiben Ultans von Armagh zur Hand.
    Spelán kniff die Augen zusammen. Auf seiner Stirn bildeten sich zum ersten Mal, seit sie begonnen hatte, seinen Schwindel
     aufzudecken, winzige Schweißperlen. Sie wedelte mit dem Brief vor seinem Gesicht und spannte ihn auf die Folter.
    »Als ich erfuhr, dass du begierig warst, des Briefes habhaft zu werden, begriff ich, dass das der Beweis war, den ich suchte,
     den ich eigentlich nur übersehen hatte. Das Schreiben ist sehr aufschlussreich, bestätigt es doch all die Befürchtungen, die
     Selbach deinetwegen hegte.«
    Spelán war kreidebleich geworden. Entsetzt starrte er auf den Brief, als sie ihn auf den Tisch legte. »Selbach hat mich bei
     Ultan angeschwärzt?«
    Fidelma wies auf das Pergament. »Du kannst es selber lesen.«
    Mit einem wütenden Aufschrei, der alle im Raum erstarren ließ, sprang Spelán, die Arme vorgestreckt, auf Fidelma zu. Er hatte
     kaum den ersten Schritt getan, da verharrte

Weitere Kostenlose Bücher