Der falsche Mann
Harmlosigkeit der Frage entwaffnet. » Ich … ich glaube nicht.« Er schaute zu seiner Frau. » Dor, haben wir Wendy irgendwas gegeben?«
» Dieses eine juristische Dokument«, sagte Doreen. » Das mit Fed EX kam.«
» Oh, richtig. Da war dieses eine Schriftstück«, sagte er zu mir. » Aber es hatte wohl nichts mit dem Fall zu tun. Wendy schien das jedenfalls zu glauben.«
Ich blickte zu Lightner. An diesem Punkt hatte ich nichts mehr zu verlieren.
» Haben sie zufällig eine Kopie davon aufbewahrt?«, fragte ich.
27
Randall Manning strich mit flachen Händen über seinen Eichenschreibtisch im Hauptsitz von Global Harvest International. Dies war schon der Schreibtisch seines Vaters gewesen, als er die GHI geführt hatte; damals hatte noch kein » I« die Initialen geschmückt, und die Firma hatte lediglich Düngemittel in drei Bundestaaten vertrieben. Der Schreibtisch war fast leer. Es gab nur einen Computermonitor und eine Maus, die vom Stil her etwas unpassend, aber dennoch unverzichtbar waren, und auf der rechten Seite eine Reihe von Familienfotos. Seine Frau Bethany. Und sein Sohn Quinn mit seiner Frau und seiner Tochter Cailie.
Manning legte Wert auf einen aufgeräumten Schreibtisch. Er gab ihm das Gefühl von Übersicht und Kontrolle. Doch manchmal fragte sich Manning, ob dieses Gefühl ihn nicht trog.
» Schießen Sie los, Richard«, sagte er mit ruhiger Stimme.
» Mr. Manning, es dreht sich um Patrick Cahill. Wieder mal«, fügte er hinzu. Richard Moore war der Sicherheitschef von GHI . Ein ehemaliger State Trooper, der sich seine Pension frühzeitig hatte ausbezahlen lassen und dann diesen Job bei GHI angenommen hatte. In Mannings Augen war er ein verlässlicher Angestellter, aber in diesem Fall eine Nervensäge.
» Insubordination, um es mit einem Wort zu sagen«, erklärte Moore. » Cahill nimmt keine Anweisungen von seinem Vorgesetzten entgegen. Sein Vorgesetzter ist Afroamerikaner. Er hat Cahill angewiesen, einen der Schuppen abzuschließen, und Cahill hat sich geweigert. Es wäre beinahe zu einer Schlägerei gekommen, Sir. Wir mussten die beiden voneinander trennen. Anschließend bestätigten drei voneinander unabhängige Zeugen, Cahill habe geäußert – ich zitiere: ›Ich befolge keine Anweisungen von einem …‹, und dann hat er das N-Wort verwendet.«
Manning schloss die Augen. Er drückte den zum Stressabbau bestimmten Gummiball in seinen Händen, bis es wehtat. » Was empfehlen Sie, Richard?«
» Einen Monat Suspendierung, Sir. Und anschließend eine Probezeit. Noch ein Vorfall, und er fliegt.«
» Aber Sie haben das noch nicht in die Wege geleitet?«
» Nein, Sir. Ich habe klare Anweisungen von Ihnen bezüglich Cahill. Keine Sanktionen ohne Ihre Zustimmung.«
Manning hatte Cahill persönlich eingestellt und Moore damals etwas über dessen schwierige Kindheit erzählt und über die Notwendigkeit, Menschen eine zweite Chance zu geben. Diese Hintergrundstory war im Wesentlichen falsch. Die Rechtfertigung für Cahills Einstellung war frei erfunden.
» Wenn ich noch etwas dazu anmerken darf, Sir.« Moore räusperte sich. » Wir kriegen ein ernsthaftes Problem mit der allgemeinen Arbeitsmoral, wenn wir ihm das durchgehen lassen.«
» Ich verstehe, Richard. Ich habe auch nicht die Absicht, es ihm ›durchgehen‹ zu lassen. Aber ich frage mich, ob es nicht andere Lösungswege gibt.«
» Sir, wenn ich …«
» Für den Moment ist das alles, Richard. Ich spreche mit Patrick und gebe Ihnen dann Bescheid.«
Moore zögerte einen Moment, was selbst schon an Insubordination grenzte, bevor er kurz nickte und den Raum verließ.
Zwanzig Minuten später stand Patrick Cahill in Habachtstellung in Mannings Büro. Cahill war siebenundzwanzig, hatte die Statur eines Bullterriers und einen finsteren, durchdringenden Blick. Er war unrühmlich aus dem Militärdienst entlassen worden, hatte sich vergeblich für den Polizeidienst beworben und sich mit Gelegenheitsjobs als Wachmann und Türsteher durchgeschlagen. Aus fast allen Jobs war er gefeuert worden; die Hauptgründe dafür waren in den meisten Fällen Aufsässigkeit und Schlägereien.
Er hatte einen labilen und gewalttätigen Charakter. Als Angestellter war er ein absoluter Fehlgriff.
Aber für den Zirkel war er die perfekte Wahl.
» Patrick«, sagte Manning, der Cahill direkt gegenüberstand. » Was soll ich nur mit Ihnen machen?«
» Sir …«
» Rassistische Äußerungen, Patrick? Haben Sie den Verstand verloren?«
Cahill blickte
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