Der falsche Mann
vorbereitet sein.
» Die Garage«, sagte Cahill. Neben dem Ziegelhaus mit den weißen Stuckverzierungen stand eine ebenso verzierte Ziegelgarage. Es war eine Einzelgarage, aber vermutlich hatte man im Inneren etwas Bewegungsspielraum.
» Zwei Möglichkeiten«, sagte er. » Entweder wir brechen in die Garage ein und warten dort auf ihn. Allerdings hab ich keine Ahnung, wie wir da reinkommen. Es gibt kein Fenster. Und das Tor funktioniert automatisch, also lässt es sich nicht von Hand heben. Daher ist es vermutlich besser, wir warten draußen auf ihn. Er fährt die Einfahrt hoch, öffnet die Garagentür, und während er reinrollt, schlüpfen wir unter dem sich schließenden Garagentor durch.«
» Und erledigen ihn in der geschlossenen Garage. Das ist gut«, stimmte Dwyer zu. » Wo warten wir?«
Die Antwort lag auf der Hand. Cahill deutete auf einen schmalen Fußpfad zwischen Kolarichs Stadthaus und dem Nachbarhaus im Osten. Der Weg gehörte zum Nachbargrundstück, verlief entlang der beiden Stadthäuser und endete an der Pforte zum hinteren Garten des Nachbarn. Gott, diese Stadtleute hatten echt winzige Grundstücke. Cahill hätte sich auf diesen Weg stellen, die Arme ausbreiten und beide Häuser gleichzeitig berühren können.
» Dort können wir uns verstecken«, sagte er. » Wir suchen uns eine Stelle, von der aus wir die Garageneinfahrt im Auge haben, aber er uns nicht sehen kann. Wobei er wohl kaum nach uns Ausschau halten wird.«
» Richtig.«
» Dann schleichen wir uns nach vorn, und sobald er den Wagen in die Garage fährt, schlüpfen wir mit rein. Er drückt, ohne nachzudenken, auf die Fernbedienung, das Tor schließt sich, und wir schlagen zu.«
» Aber das Ganze soll trotzdem noch wie ein Raubüberfall wirken?«
» Vergiss es.« Cahill schüttelte den Kopf. » Mr. Manning hat gesagt, Hauptsache, der Kerl ist tot. Wir ärgern uns schon lange genug mit diesem Blödmann rum. Eigentlich sollten wir zu Hause trainieren, stattdessen verschwenden wir hier einen ganzen Tag auf diesen Anwalt. Ich werde mehr Löcher in diesen Kerl stanzen als in ein Sieb.«
» Gut. Klingt gut.«
Cahill blickte auf seine Uhr. » Hat keinen Sinn, noch länger hier rumzusitzen und sich den Arsch abzufrieren. Er kommt sicher nicht so bald nach Hause.«
Cahill und Dwyer liefen den Block hinunter zu ihrem blauen Ford Explorer. Sie stiegen ein und fuhren los. Cahill brauchte dringend was zu essen und ein paar Stunden Schlaf; außerdem wollte er sich für die aller Voraussicht nach lange Nacht mit warmer Unterwäsche, einer Extraschicht Kleider und einer Thermoskanne Kaffee ausstatten. Es fühlte sich gut an, so wie früher, als er noch beim Militär gewesen war.
Und es würde sich sogar noch besser anfühlen, wenn er Mr. Manning melden konnte, dass das Problem gelöst war.
60
» Okay«, sagte Bradley John, der unsere letzten Antragserwiderungen durchging. » Ich verstehe jetzt, was bei meinen ersten Entwürfen gefehlt hat.«
» Strukturell hast du gut gearbeitet«, sagte ich. » Wirklich. Du hast die Präzedenzfälle zitiert, du hast juristisch stichhaltig argumentiert. Aber es hatte kein Herz.«
» Herz?«
» Das ist ein Mordprozess, Bradley. Jemand ist getötet worden, und das Leben von jemand anderem steht auf dem Spiel bei diesem Prozess. Die Einsätze sind hoch. Es geht um starke Gefühle. Richter sind dagegen nicht immun. Klar, einige dieser Anträge sind reine Routinesache. Aber der mit der militärischen Vorgeschichte, der ist absolut entscheidend für uns, richtig? Also muss der Richter bereits in unserer Erwiderung etwas über Toms militärischen Hintergrund zu lesen kriegen. Es darf ihm nicht leichtfallen, die entsprechende Aussage auszuschließen. Da setzen wir mit dem psychologischen Aspekt an. Nicht zu massiv, sonst wirkt es aufdringlich, aber genug, um seine Sympathien zu gewinnen – hoffentlich.«
» Okay.«
Es war eine wichtige Lektion, die viele Anwälte ignorierten und viele junge Juristen nicht zu schätzen wussten. Richter sind Menschen. Natürlich ist das Gesetz – die Statuten, die ganzen Präzendenzfälle – von großer Bedeutung, aber wenn die Fakten zu deinen Gunsten sprechen, dann wird auch ihr Gehirn in diese Richtung arbeiten. Sie wollen überzeugt davon sein, dass du im Recht bist. Dann werden sie auch einen Weg finden, zu deinen Gunsten zu entscheiden, selbst wenn es ihnen nicht bewusst ist. Nicht dass man deshalb mit jedem Argument durchkommt. Wenn man grob danebenliegt, wird man
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