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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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rief eine Männerstimme.
    Sie hörten das Knirschen von Holz, das unverkennbare Geräusch eines sich öffnenden Fensters direkt über ihnen. Cahill und Dwyer duckten sich, zogen das Kinn an die Brust, erstarrten in ihrer hockenden Haltung, taten ihr Bestes, um unentdeckt zu bleiben. Aber vermutlich bestand keine allzu große Gefahr, dachte Cahill. Diese Leute stritten sich einfach nur. Sie mussten schon aus dem Fenster gelehnt direkt nach unten ins Dunkel spähen, um dort die gebückten Gestalten zu entdecken.
    » Ist doch nicht so schlimm«, rief der Mann. » Beruhig dich wieder.«
    » Ich soll mich beruhigen? Ich beruhig mich erst wieder, wenn das Zeug aus dem Haus ist.«
    » Schatz, hör zu!«
    » Nein!«
    Dann ein weiteres Geräusch in der Nähe des Fensters. Cahill blickte gerade rechtzeitig nach oben, um außerhalb des Fensters einen dunklen Schemen zu erspähen, vielleicht ein – einen Eimer?
    Es traf sie mit einem plötzlichen, schweren Klatschen, so heftig, dass sie erst gegeneinander und dann auf den Boden stürzten.
    » Scheiße, was …«, entfuhr es Dwyer, aber Cahill drückte seinen Arm.
    » Schnauze!«, fauchte er Dwyer an. » Wenn du sie hören kannst, können sie dich auch hören.«
    » Meinst du, das war Absicht?«, flüsterte der andere zurück.
    Cahill hatte keine Ahnung. Geklungen hatte es wie ein häuslicher Streit.
    » So!«, ertönte die Stimme der Frau im Fenster. » Jetzt ist es weg!«
    » Du hast es rausgeschüttet?«
    » Ganz richtig. Und ich will dieses Zeug nie wieder in meinem Haus sehen!«
    Was war das – etwa Öl? Er konnte kaum die Hand vor Augen sehen, und er wagte nicht, das Zeug zu probieren – aber dieser Geruch …
    » Es ist beschissenes Motoröl«, zischte Dwyer.
    » Sprich leise, gottverdammt.«
    Es war tatsächlich Öl. Die Frau hatte gerade einen Eimer Motoröl über ihnen ausgekippt.
    » Was zur Hölle geht hier vor?«, flüsterte Dwyer. » Warum hat sie das verfluchte Motoröl …«
    » Pst. Ich hab keine Ahnung. Und halt jetzt endlich die Klappe.«
    Über ihnen setzten der Mann und die Frau ihren Streit fort.
    » Warum mischst du dich immer in meine Angelegenheiten ein?«
    » Und warum machst du im Haus immer so einen Saustall?«
    In das Geschrei über ihnen mischte sich plötzlich das Jaulen eines Elektromotors und das Knirschen von Metallgestänge, als sich Kolarichs Garagentor zu öffnen begann. Cahill packte Dwyer und machte ihm ein Zeichen. Jetzt hörten sie es beide. Sie pressten sich an die Ziegelmauer von Kolarichs Garage und starrten in die hüpfenden Lichter eines Geländewagens, der von der Straße auf Kolarichs Einfahrt bog.
    Cahill war immer noch perplex, und nun geschah alles auf einmal. Ihm blieb keine Zeit mehr, über das Öl auf Kopf und Schultern nachzudenken. Jason Kolarich war zu Hause eingetroffen.
    » Es geht los.«
    Aber der SUV fuhr die Auffahrt nicht weiter hoch. Er blieb in der Nähe der Straße stehen, die Scheinwerfer auf die Garage gerichtet.
    Warum?
    Cahill und Dwyer bewegten sich nicht und wagten kaum zu atmen.
    » Glaubst du, er hat uns entdeckt?«, flüsterte Dwyer schließlich.
    » Weiß nicht.« Cahill war immer noch verwirrt wegen des verdammten Öls. Er war sich nicht sicher, was zur Hölle hier eigentlich ablief. Hatte die Frau das Zeug doch absichtlich über sie geschüttet?
    Der SUV verharrte weiter mit laufendem Motor in Kolarichs Einfahrt, aber jetzt öffnete sich die Fahrertür, der Fahrer sprang heraus und raste auf dem Gehweg in westliche Richtung davon, sodass sie ihn rasch aus den Augen verloren.
    » Was zum …«
    Und dann hörte Cahill ein weiteres Geräusch von oben. Er blickte auf, und in dem Moment traf ihn ein schweres, körniges Pulver mitten ins Gesicht, drang ihm in Mund und Nase und ließ ihn sofort würgen.
    Er stürzte zurück gegen die Wand, und Dwyer fiel über ihn.
    Sand, dachte er hustend.
    Die Frau hatte gerade einen Eimer Sand auf sie geschüttet.
    » Scheiße!«, rief Dwyer. » Was zum Henker!« Er sprang auf. » Schnappen wir uns dieses Arschloch!«, rief er. Er richtete die Pistole auf das Fenster, zögerte aber, unsicher, gegen wen er seine Wut richten sollte. Dann drehte er sich um und stürmte auf Kolarichs Einfahrt zu.
    Cahill hatte keinen Schimmer, was zum Teufel hier vor sich ging. Er war zur Hälfte mit Motoröl bedeckt, und daran klebten nun auch noch Sandkörner.
    Dwyer war schon bei der Einfahrt und Kolarich auf den Fersen. Eigentlich hätte er es besser wissen sollen. Schließlich hatten

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