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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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…«
    Sie drehte ganz leicht den Kopf und sah mich an. »Du erlaubst, dass ich mir eine anzünde?«, fragte sie.
    Was sollte das? Seit wann fragte sie mich um Erlaubnis, wenn sie rauchen wollte?
    »Gib mir auch eine.«
    Vika holte aus dem Nachttisch ein Päckchen Zigaretten, starke, keine leichten Frauenzigaretten. Und ein Feuerzeug sowie einen Aschenbecher. Eine weitere Überraschung. Natürlich stöberte ich nicht in ihren Sachen. Aber hätte mir nicht der Geruch auffallen müssen? Wahrscheinlich …
    »Du bist im Tempel gewesen?«, fragte Vika, als sie mir Feuer gab. Auch das hätte anders herum sein müssen …
    »Ja, bin ich.«
    »Das freut mich, Revolvermann. Was musstest du tun, um hineinzukommen? «
    »Die Brücke überqueren. Die aus meinen Träumen. Die, über die ich nie rübergekommen bin.«
    »Komisch …« Sie inhalierte tief und legte die Zigarette ab. »Ich habe mir schon gedacht, dass der Test irgendwie mit dir persönlich zusammenhängt. Was mich erstaunt, ist, dass der Zusammenhang so direkt ist …«
    »Wieso, Vika?«
    »Überleg dir doch mal, wie das gehen soll! Ob das System eine Rückkopplung hat und deine Ängste deshalb projizieren konnte?«
    »Das meine ich nicht. Wieso bist du in die Tiefe gegangen – ohne mir etwas davon zu sagen?«
    »Wirst du mir glauben?«
    »Ja.«
    Lächelnd streichelte mir Vika die Schulter. »Ich wollte dir helfen. Einfach nur helfen … als du die Orientierung verloren hast. Mehr nicht.«
    Ich schwieg.
    »Du hast eine Deep-Psychose, Ljonka. Schon lange. Du ertrinkst, Diver. Vielleicht ist das auch meine Schuld. Ich habe immer etwas geliebt, was es hier gibt, in der realen Welt. Aber alles, was du liebst, was dir Freude bringt und dein Leben ausmacht, ist in der Tiefe .«
    »Das stimmt nicht …« Die Worte widersetzten sich mir, waren störrisch, wollen nicht über meine Lippen. Ich könnte jetzt auch einen Stein zernagen – es wäre genauso schwer, wie ein Wort herauszubringen. »Ich habe doch dich …«
    »Schon. Aber nur dort. In der Tiefe . Dieser Wahrheit willst du allerdings nicht ins Gesicht sehen. Sonst müsstet du dir eingestehen, dass ich für dich letzten Endes immer in der Tiefe geblieben bin. Deshalb bin ich nach Deeptown zurückgekehrt … um wieder bei dir zu sein.«
    »Vor langem?«
    »Ja. Es hat nicht gleich geklappt.«
    »Nike …«, murmelte ich und sah sie an. »Was für ein Idiot ich doch gewesen bin! Ich hätte es gleich kapieren müssen. Nike und Viktoria. Die Griechin und die Römerin. Du hast dich nicht einmal groß getarnt.«
    »Wozu? Mir war klar, wie du reagieren würdest, wenn du mir auf die Schliche kommst. Trotzdem wollte ich dich nicht hinters Licht führen. Dich nicht.«
    »Warum hasst du Dibenko so?«
    »Wie kommst du denn darauf?« Vika sah mich erstaunt an. »Ich hasse ihn nicht. Gut, ich hege auch keine besonderen Sympathien für ihn. Aber das ist ja wohl etwas anderes.«
    »Und was an ihm gefällt dir nicht?«
    »Spielt das wirklich eine so große Rolle, Leonid? Jetzt, hier, wo wir allein sind … nicht in der Tiefe …? Kommt es da wirklich darauf an, was ich von Dibenko halte?«
    »Ja!«, brachte ich scharf heraus.
    »Okay. Er ist ein Genie, das zu früh auf den Plan tritt. Er hat etwas ersonnen, für das die Menschheit noch nicht reif ist. Auf das sie moralisch und ethisch noch nicht vorbereitet ist. Das kommt häufig vor, die Väter der Atombombe waren ihrer Zeit auch voraus. Aber kannst du dir Einstein oder Bohr vorstellen, wie sie auf dem Sterbebett hartnäckig behaupten, die Atomwaffe sei ein Segen und müsse öfter eingesetzt werden? Nein, diese Genies wussten, an welchem Punkt sie Schluss machen mussten. Dibenko weiß das im Grunde auch, aber es interessiert ihn nicht. Und deshalb mag ich ihn nicht.«
    »Lassen wir ihn aus dem Spiel. Möge Gott sein Richter sein.« Ich schluckte. »Aber was ist mit Romka?«
    »Romka?«
    »Warum hattest du mit ihm kein Mitleid?«
    »Wovon redest du da, Ljonka?«
    »Warum hast du ihn mit in dieses Abenteuer hineingezogen?«
    Ich sah ihr in die Augen. Und verfolgte, wie ihr Blick immer finsterer wurden. Vielleicht, weil sie mich nicht verstand. Vielleicht, weil sie sauer war.
    »Wer hat ihn wo mit reingezogen?«
    »Der Dark Diver hat ihn …« Ich verstummte.
    »Wie kommst du darauf, dass ich der Dark Diver bin, Ljonka?«
    Gute Frage. Auf die ich selbst gern eine Antwort hätte. Ich hatte es eben einfach angenommen, mehr nicht. Obwohl: Nein, das stimmte nicht. Erst hatte ich vermutet,

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