Der Favorit der Zarin
so ein Schweinehund begegnet, der ihn aus dem Haus gejagt, von der Arbeit geschasst, der dem Strauchelnden also den Rest gegeben hatte.
Der Korrespondent blieb unentschlossen stehen – sollte er nun ein Gespräch anfangen oder nicht? Die Männer wirkten nervös. Sie würden jetzt kaum offen mit ihm reden, sie brauchten jetzt etwas zu trinken und zu essen.
Gut, sollten sie ihre Ruhe haben.
Er ging an den Sitzenden vorbei. Über den schlafenden Alki musste er hinwegsteigen, er hatte sich einfach zu sehr hingefläzt.
In dem Augenblick, als der Korrespondent schon seinen einen Fuß auf die Stufe unter dem Liegenden gesetzt und den zweiten noch nicht vom Treppenabsatz gelöst hatte, öffnete der Penner plötzlich seine klaren, völlig nüchternen Augen und stieß dem Korrespondenten mit aller Kraft seinen groben Soldatenstiefel in die Leistengegend.
Ohnmächtig vor Schmerz konnte der Korrespondent noch nicht einmal schreien. Der Rothaarige und der mit der platten Nase stürzten sofort von dem Fensterbrett, drehten ihm die Ellenbogen auf den Rücken, wobei sich herausstellte, dass beide Penner aus irgendeinem Grund durchsichtige Gummihandschuhe trugen, und der, der sich schlafend gestellt hatte, zog ihm das Hosenbein hoch und stieß ihm eine schwarze Röhre mit zwei Nadeln in den nackten Knöchel.
Man hörte ein elektrisches Knistern, es roch nach Versengtem, und eine Sekunde später (diese Feststellung gilt nur für den aus der realen Zeit heraus gefallenen Korrespondenten) erschien vor seinen Augen eine Bretterdecke, von der Spinnwebenfetzen und abblätternde Farbschichten herabhingen.
Die Decke war schief und ging in der Ecke bis zum Boden. Als der Korrespondent den Kopf wandte, sah er das glitzernde Quadrat des Fensters mit einer gesprungenen Scheibe, hörte von unten das Heulen einer Autoalarmanlage und dachte: Ich befinde mich auf dem Speicher eines großen Hauses. Das Fenster geht zum Hof und nicht zur Straße, sonst würde man den Verkehr hören.
Es wehte ein Lüftchen, aber es war nicht kalt. Offenbar wurde das Dach von der Sonne gewärmt.
Der Korrespondent sah in die andere Richtung. Oben, ein wenig seitlich über sich, sah er das unrasierte Gesicht des Eiermanns. Ihm klebte nicht mehr die Eierschale an der Wange, aber der Korrespondent nannte ihn trotzdem so. Der Eiermann hielt einen großen Wattebausch in der Hand, von dem ein scharfer, unangenehmer Geruch ausging. Salmiak. Er hatte ihn offensichtlich gerade eben vom Gesicht des Gefangenen genommen. Der Rothaarige und der mit der platten Nase standen etwas abseits.
»Ihr Idioten, da habt ihr euch für euren Überfall einen ausgesucht«, wollte der Korrespondent zu ihnen sagen, murmelte aber nur etwas – die Lippen ließen sich nicht öffnen. Sie waren mit Pflaster zugeklebt, was er nicht sofort bemerkt hatte.
Zu dem Opfer der Räuber kehrte das Bewusstsein immer stärker zurück, und er machte eine Entdeckung nach der anderen. Seine Hände waren auf den Rücken gebogen und steckten in Handschellen. Die Beine waren mit einem Gürtel gefesselt. Da seine Hose herunterrutschte, musste es sich um seinen eigenen Gürtel handeln.
»Gratuliere zur Rückkehr«, sagte der Eiermann, der das Lid des Gefangenen hochzog. »Die Pupille ist normal, der Kontakt mit der Realität ist wieder hergestellt. Wir eröffnen die Debatte.«
Der Korrespondent schielte zur Seite und sah in den Fingern des Banditen eine Spritze.
»Das ist eine ätzende Lösung, lieber Kollege. Man sticht mit der Nadel in den Nerv. Intensität und Dauer des Schmerzsyndroms hängen von der Dosis ab.«
»Intensität«, »Syndrom«, meine Güte, der redet wie ein Professor, dachte der Korrespondent.
Der Eiermann packte ihn am Arm, wobei er ihm fast das Schultergelenk ausrenkte, und stieß die Nadel mit einer präzis berechneten Bewegung durch Jackett und Hemd hindurch in den Ellenbogen.
»Schschschsch«, entfuhr es dem Korrespondenten, der ein Aufheulen unterdrückte und sich kurz aufbäumte, wobei er mit dem Hinterkopf und den Absätzen gegen den Boden schlug.
Der Eiermann wartete, bis die Konvulsionen aufhörten, und fuhr fort:
»Das war die minimale Dosis. Eine kleine Weinprobe sozusagen. Zur Kräfte- und Zeitersparnis. Das heißt, um Ihre Kräfte und meine Zeit nicht überzustrapazieren. Und damit Ihnen klar wird: Wir sind keine Dilettanten, wir sind Profis. Und Sie, sind Sie ein Profi oder nicht?«
Der Korrespondent hatte die Frage zwar nicht verstanden, nickte aber.
»Dann werden
Weitere Kostenlose Bücher